Nicht jeder Mensch ist gesund oder hat andere Bürden, warum ist das Leben so ungerecht?

5 Antworten

Hallo,

deine Frage ist jetzt schon einige Tage alt, aber ich bin nicht sicher, ob du bisher nicht die Antwort bekommen hast, die du gesucht hast. Immerhin hast du in die Religions-Kategorie gepostet, vielleicht stellst du dir eine explizite religiöse Antwort vor. Deshalb melde ich mich trotzdem noch mal.

Eine einfache erste Antwort könnte sein: Krank zu werden macht bescheiden, bewusst und dankbar.

Wenn ein ansonsten gesunder Mensch eine schwere Krankheit oder Verletzung durchlebt, die er übersteht, dann kann er daraus bestimmte Dinge mitnehmen. Er erinnert sich daran, dass er sterblich ist, denn er hätte auch an dieser Krankheit oder diesem Unfall zugrundegehen können. In Zukunft ist er vielleicht vorsichtiger, passt besser auf seinen Körper auf, lebt gesund und vor allem im vollen Bewusstsein seiner Sterblichkeit und Zerbrechlichkeit.

Dieses Bewusstsein ist wiederum wichtig, um sich als das zu erleben, was man ist: nicht göttlich, nicht vollkommen, nicht allmächtig, sondern vom Vollkommenen erschaffen und auf dessen Hilfe angewiesen. Manche Menschen haben sich schon nach einem schweren Unfall einem Glauben zugewandt, den sie vorher nicht hatten, weil sie dieses Verständnis plötzlich erlangt hatten.

Es kann auch eine große Dankbarkeit für das eigene Leben und die eigenen Möglichkeiten als gesunder Mensch entstehen. Wer nach einer Krankheit sein Leben und seine Möglichkeiten besser wertschätzen kann, der lebt mit viel mehr Genuss, Freude und Achtsamkeit. Und das ist auch etwas, was Gott möchte. Er wünscht sich für uns ein glückliches, aufmerksames und erfülltes Leben, und manchmal können wir diesen Genuss erst wirklich entfachen, wenn wir mal richtiges Leid durchlebt haben. Frei nach dem Motto: Man weiß erst, was man liebt, wenn es weg ist.

Nun nehme ich aber an, du meintest mit deiner Frage nach Gesundheit keine vorübergehenden Krankheiten, sondern anhaltende, möglicherweise sogar tödliche Leiden wie Krebs oder körperliche Behinderungen. Auch die haben positive Auswirkungen auf die Menschheit.

Natürlich möchten wir glauben, dass es uns als Gemeinschaft besser ginge, wenn jeder gesund wäre. Allerdings brauchen wir Vielfalt, und neben Ethnie, Sexualität und Meinungsverschiedenheiten entsteht solche nun mal auch durch Behinderungen. Vielfalt ermöglicht es uns, Empathie, Kompromissbereitschaft, Hilfsbereitschaft und ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.

Gesunde Menschen können durch kranke oder behinderte Menschen nicht nur lernen, ihre eigene Gesundheit mehr zu schätzen (wie oben beschrieben), sondern auch, etwas von ihrer eigenen Zeit, Energie und ihren Ressourcen abzugeben. Vielleicht spenden sie, um Menschen bei der Bewältigung ihrer Krankheit zu unterstützen, oder sie pflegen eine Person oder engagieren sich anderweitig. Sie geben etwas von sich, um Anderen zu helfen. Sie lernen auch, sich in die Perspektive eines Menschen zu versetzen, der in anderen, schwierigeren Umständen lebt, und kreativ Lösungen zu finden. Sie können auch lernen, Respekt vor einem Menschen unabhängig von seiner Leistungsfähigkeit zu haben und einen Menschen nur anhand dem zu beurteilen, was er leisten kann, nicht nach dem, was andere leisten können. Ganz besonders Behinderungen, die nach außen sichtbar sind, zum Beispiel durch fehlende Gliedmaßen oder "anders aussehende" Gesichtszüge, können uns lehren, nicht oberflächlich zu sein, Personen niemals nach ihrem Aussehen zu beurteilen und jedem eine Chance zu geben.

Die eingeschränkten Menschen selbst entwickeln oft unendlich starke positive Eigenschaften, die der Welt zugute kommen können. Viele behinderte oder kranke Menschen sind sehr hilfsbereit, freundlich und engagiert, weil sie selbst wissen, wie es ist, auf Hilfe angewiesen zu sein. Sie hören gern zu, unterstützen Andere nach Möglichkeit und haben ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Sie sind bescheiden, können kleine Dinge wertschätzen, weil diese für sie umso wichtiger sind. Auf diese Weise bringen sie Freundlichkeit, Achtsamkeit und Wertschätzung in unsere Welt. Das brauchen wir heute mehr denn je.

Manche Menschen glauben auch, dass Krankheiten Signale dafür geben, was möglicherweise auch mit dem Geist nicht stimmt. Die Schulmedizin weiß mittlerweile, dass Psyche und körperliche Beschwerden stark miteinander verbunden sind. Es gibt die Theorie, dass das über stressbedingte Kopfschmerzen hinausgeht und sich schwere Krankheiten auch aus emotionalen Problemen entwickeln können.

Ein Beispiel: Ich habe Epilepsie, bekomme manchmal Krampfanfälle. Die erschöpfen mich extrem, ich muss dann ein, zwei Tage im Bett liegen und einfach gar nichts machen. Ich bin normalerweise ein sehr aktiver Mensch, mache viel Sport, treffe viele Menschen, arbeite viel. Das kann einen sehr überlasten, aber weil es mir Spaß macht, merke ich es oft nicht. Ein Krampfanfall knockt mich dann richtig aus, er zwingt mich sozusagen, es mal ruhiger angehen zu lassen. Ich halte es für möglich, dass meine Krankheit der Weg ist, auf dem Gott zu mir sagt: "Jetzt mach mal etwas langsamer und achte besser auf dich." Denn wenn ich das tue, habe ich auch tatsächlich weniger Anfälle (sie kommen nämlich durch Stress und Schlafmangel, unter Anderem).

Weitere Beispiele: Probleme können Menschen buchstäblich den Atem rauben, wenn sie stressbedingtes Asthma entwickeln. Wer immerzu Schmerzen in den Füßen hat, fühlt sich vielleicht wenig verwurzelt in seinem Leben und mit der Erde unverbunden. Neurodermitis, eine schwere Hautkrankheit mit starken Ausschlägen, kann in stressigen Situationen auftreten und dafür sorgen, dass sich Menschen buchstäblich "aus der Haut fahren" - die Haut wird schuppig und löst sich ab.

Vielleicht sind schwere chronische Erkrankungen also auch ein Weg, wie Gott zu uns spricht, was wir im Leben noch bewältigen müssen, wo wir auf uns achten müssen.

Zuletzt zu den "anderen Bürden", die du angesprochen hast. Es gibt viele Menschen, denen es im Leben nicht gut geht. Sie sind beispielsweise arm, erleben Missbrauch oder Mobbing, werden diskriminiert, weil sie schwarz sind oder schwul oder einfach nur Frauen. Das ist natürlich ungerecht. Da gebe ich dir Recht.

Einige dieser Dinge passieren wegen des freien Willens, den Gott uns gegeben hat. Er ermöglicht uns, Dinge zu tun, die uns Freude machen, uns weiterzuentwickeln, verschiedene Perspektiven einzunehmen und unseren ganz eigenen Weg zu gehen. Das sind wahnsinnig wichtige und tolle Dinge. Er sorgt aber eben auch dafür, dass Menschen böse zu anderen sind, ihnen Gewalt antun, sie verspotten, sie möglicherweise gar töten. Dagegen kann Gott nichts tun. Wenn er es täte, würde er dem Menschen den freien Willen nehmen. Und dann könnten wir auch nicht mehr unseren eigenen Weg gehen. Das müssen wir aber, sonst hat doch alles keinen Sinn. Wer also eigene Entscheidungen treffen und sich entfalten möchte, und nicht nur eine Marionette sein, der muss leider auch damit leben, dass andere Menschen vielleicht die falschen Entscheidungen treffen und Gewalt ausüben.

Andere Leiden sind Ausdruck von bestimmten Entwicklungen, die in unserer Gesellschaft noch nicht stattgefunden haben. Es gibt noch viel Diskriminierung auf der Welt, weil viele Menschen noch nicht verstehen, dass jeder gleich viel wert ist, dass Homosexualität keine Sünde ist, dass Frauen sich Männern nicht unterwerfen müssen. Es gibt Armut auf der Welt, weil es viele Menschen gibt, die ihr Geld behalten wollen und nicht akzeptieren wollen, mehr Steuern zu zahlen, von denen arme Menschen profitieren könnten, und weil es Menschen gibt, die andere ausbeuten und ihnen weniger Geld für eine Leistung geben, als sie verdienen. Auch das sind alles menschengemachte Entscheidungen. Wir müssen uns entwickeln. Gott kann diese Schritte niemals vorweg nehmen.

Was er aber tun kann, das ist, uns Menschen zu schicken, die uns auf diesen Entwicklungswegen helfen. Und das sind oft die, die selbst schon viel gelitten haben - womit wir wieder bei deiner Frage sind.

Ich hoffe, diese Antwort hat dir ein bisschen Klarheit verschaffen können oder Inspiration, um deine eigenen Antworten zu finden.

Ein schönes Wochenende!

Das hängt mit vielen Faktoren zusammen:

Wo du geboren bist, ob deine Familie Geld hat, wie es um den Genpool bestellt ist, ob ihr Feinde/Konkurrenten habt, etc.

Als Mensch werden wir in vollendete Tatsachen reingeboren. Diese sind manchmal besser, manchmal schlechter.

Ich denke aber... sich mit der Frage auseinanderzusetzen warum das "nicht gerecht" sei, ist auf Dauer nicht gut für die mentale Gesundheit. Man kann wich immer Frage wessen schuld das war, woran es nun gelegen hat etc. Aber bringen tut das oft wenig. Nur eine handvoll Menschen können mit solchen Gedanken tatsächlich lösungsorientiert arbeiten.

Hm...

Der Tod wäre "gerecht" (Hes.18,4; Röm.3,23).

Aber Jesu beschenkt uns mit Leben (Joh.14,6).

Was machen Wir daraus !

Woher ich das weiß:Recherche

Von einer höheren Perspektive aus gesehen ist das Leben nicht ungerecht. Jede Erfahrung ist wertvoll bzw man kann aus ihr lernen.

Das Leben ist, wie es ist...die Vorstellung von Gerechtigkeit ist ein Wunsch des Menschen, den er sich nicht einmal selbst erfüllen kann.