Liebe in der Therapie - wie oft passiert so etwas?
Gemeint ist jetzt in allen Arten von Therapie, in denen es einen intensiveren Kontakt zwischen Patient und Therapeut gibt, wo mir vor allem eine Psychotherapie in den Sinn kommt, vielleicht sogar mit Patienten die irgendwo stadionär für ländere Zeit untergebracht sind.
Einmal erfahren die Therapeuten viel von den Patienten, aber die Patienten vertrauen sich den Therapeuten ja auch an, was sicherlich ein Zugehörigkeitsgefühl auslösen kann und ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Therapeut einen Patienten auch sehr sympatisch finden kann, vielliecht ist der Patient ja was eine romantische Beziehung betreffen würde genau in der Zielgruppe oder umgekehrt. Es würde mich also nicht wundern, wenn so etwas des öfteren vorkommt und mit der Zeit diese professionelle Distanz kleiner wird zwischen beiden, ohne dass beide es wirklich registrieren oder b.z.w. merken, dass es in eine Richtung abdriftet die nicht mehr okay wäre.
Aber wie würdet ihr reagieren, einmal aus der Sicht eines Patienten und einmal aus der Sicht eines Therapeuten, wenn ihr so etwas bemerkt?
Da würde mich einfach eure Meinung dazu interessieren, kennt ihr solche Fälle, habt ihr das vielleicht schon erlebt und mögt darüber reden?
3 Antworten
das sollte möglichst wenig bis gar nicht vorkommen.
weil: der patient darf was verwechseln - der therapeut nicht!
dem therapeut muss klar sein, dass der patient was verwechselt, dass der patient den therapeuten symphatisch findet, weil der patient intime dinge wie mit einem freund teilt und weil der therapeut ihm von berufswegen so zur verfügung steht, wie man das im alltag nur bei eng vertrauten findet.
dem therapeut muss klar sein, dass er den patienten ausnutzt, wenn er seinen gefühlen nachgeben würde. dass es ausnutzen ist, wenn man sich an jemanden ranmacht, der gerade geschwächt ist und empfänglich für sympathie. wenn man sich quasi für einen aufriss bezahlen lässt - zum job gehört es, wohlwollend zu sein, und man sollte sich als therapeut fragen, ob einem der patient noch sympathisch erscheinen würde, wenn man die gespräche kostenlos über den zaun führen müsste.
man kann dem patienten sagen, dass es ein verbot für privaten kontakt gibt und dass der funke nicht übergesprungen ist, auch wenn der patient sympathisch ist. ich finde, dass man sich nicht hinter dem verbot verstecken, sondern klipp und klar sagen sollte, dass solche gefühle nicht vorhanden sind, damit sich der patient keine hoffnungen macht. und man kann dem patienten wie oben beschrieben erklären, wie seine gefühle sehr wahrscheinlich zustande kommen.
Stimmt, ja das wäre am, besten.
Aber bricht man dann die Therapie am besten ab? Ja schon, oder?
ich denke, das kommt darauf an, wie beide mit der situation umgehen - wenn der patient über die abfuhr sauer oder beschämt wäre, dann ist die therapie sowieso aus. es kann aber durchaus sein, dass jemand damit was anfangen und konstruktiv weiterarbeiten kann. es gibt auch therapeuten, die sich nicht im griff haben oder wenig selbstkritisch sind - da gibts bei GF jemanden, der sich dauernd über seinen therapeuten in dieser richtung beschwert. dann müßte der patient die therapie abbrechen. teils liest man auch, dass einem patienten erst hinterher klar wurde, dass er durch die beziehung mit seinem therapeuten ausgenutzt wurde. die haben dann fröhlich weiter therapie gemacht und ein verhältnis gehabt, obwohl klar ist, dass man einen partner/familienangehörigen gar nicht unvoreingenommen behandeln kann und daher als therapeut disqualifiziert ist.
ich denke, es hängt auch von der psychotherapie-form ab - soweit ich weiß, wird es bei der psychoanalyse als ganz normal angesehen, dass das passiert (?). stichworte wären übertragung/gegenübertragung (?). natürlich lässt sich der therapeut nicht auf die beziehung ein, sondern behandelt diesen wunsch des patienten als eine art puzzle-teil der therapie.
Hm okay interessant. Also gibt es auch Fälle, dass Therapeuten das ausnutzen? Gut ich meine klar eigentlich, es gibt nichts, was es nicht gibt.
Interessant, es gibt also das Konzept, dass das Verlieben als Teil einer Therapie "genutzt" wird? Aber das stell ich mir auch gewagt vor, vielleicht aber auch okay, wenn der Patient damit konfrontiert wird und dann hinterfrägt wieso er sich verliebt. Er hatte sich ja dann in einer Situation verliebt, die keinerlei sachliche Basis hatte.
Gewagt aber interessant. So könnten sich diese Leute selbst hinterfragen wieso sie sich so leicht und schnell verlieben, auch in offensichtlich unlogischen Situationen.
nein, das verlieben wird nicht als therapie-technik genutzt. so wie ich es verstanden habe, wird das verlieben des patienten in den therapeuten lediglich als natürlicher vorgang akzeptiert, zu dem es aufgrund der lebensgeschichte des patienten kommt und das erkenntnisse in bezug auf die erkrankung liefern kann. es wird nicht darauf angelegt, dass sich der patient verliebt. die psychoanalyse rechnet nur damit, dass es passiert - so, wie ich das verstanden habe.
und klar, es gibt fälle, wo therapeuten patienten ausnutzen. das landet dann als beschwerde bei den psychotherapeutenkammern und vielleicht auch vor dem berufsgericht. weil es eben verboten ist. für alle therapeuten, denen der moralische kompass fehlt, gibt es das als explizite vorschrift in den berufsordnungen (abstinenz-gebot).
Okay verstehe.
Aber ich kann mir halt auch vorstellen, dass ein Patient es eher schwer bemerken würde, wenn jetzt ein Therapeut sehr geschickt vorgeht. Aber auch dann wäre wieder die Frage, warum ein Therapeut sich auf ein solches Risko einlassen würde, je nachdem was diese Person halt zu verlieren hätte.
Aber wer weiss, in kleineren Dörfern oder so? Gibt genug kranke Menschen und ein fähiger Therapeut weiss ja alles über sein "Opfer". Wenn das dann eine Person ist die mental schwach ist, aber kaum soziale Kontakte, wer glaubt dem Patienten dann? Ich könnte mir vorstellen, dass das ein größeres Problem ist, was viele vermuten.
Das mit dem Missbrauchspotential ist ein guter Punkt. Gut ja der Therapeut hat ständig Patienten, er wird sich daran gewönen. Aber soweit ich es mal gehört habe, passiert es öfters wohl garnicht mal soo selten, also Patient in Therapeuten. Das könnte ich mir garnicht vorstellen, egal wie attraktiv die Therapeutin aussehen würde, sie wäre aus meiner Sicht halt ne Softwarespezialistin die mir bei meinem Betriebssystem das ich in meinem Gehirn installiert habe supportet, also das zu reparieren und ich weiss ja absolut nix von ihr.
Nur ich kenne es anders herum, wenn ich mir von anderen Probleme anhöre, finde ich die dann mitunter irgendwann sehr sympatisch wenn ich das nachvollziehen kann und will denen halt helfen. Aber gut, ich mache das ja dann freiwillig und werde dafür nicht bezahlt, das ist dann vielleicht wieder was anderes.
Die besondere Beziehung zwischen Therapeut und Patient ist nur für den Patienten besonders. Für den Therapeuten ist das buchstäblich beruflicher Alltag. Und der Therapeut bekommt große rechtliche Probleme durch eine Beziehung zu einem Patienten.
Ja das ist auch richtig so.
Den Druck den der Threapeut ausüben könnte, wäre nicht ohne. Wenn da wirklich ernsthaft mehr Interesse wäre, sollte das klargestellt werden und der Patient kriegt dann einen anderen Therapeuten.
Die Frage macht deutlich, dass du annimmst, dass man Gefühle nicht steuern kann.
Man ist Gefühlen nicht willenlos ausgeliefert!
Das nicht, aber es ist in vielen Bereichen schon schwer die zu steuern.
Also wenn ich ein Therapeut wäre und da wäre dann eine Patientin in vielen Punkten genau so wie ich mir meine Traumfrau vorstelle, ich weiss nicht ob es dann so einfach gehen würde? Man sieht sich sonst ja dann vielleicht eine Stunde pro Woche, aber wenn das länger gehen würde?
Als Therapeut findest du deine Patientinnen vielleicht optisch ansprechend, aber ihre verdrehten Denkweisen willst du definitiv nicht im Privatleben haben.
Alleine schon der Begriff "Traumfrau"! Die gibt es nicht.
"Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest" ist ein Buchtitel.
Naja kommt auf die art der Krankheit an, gibt ja auch eher mildere Formen.
Umgekert, Patient in Therapeut geschiet das wohl garnicht so selten, was ich aber eher viel schwieriger finde, die Person weiss ja nix vom Therapeuten. Aber gut, so ist es wohl.
Aber was macht ein Therapeut, wenn ein Patient dann anhänglich wird? Kann ja eine herzensgute Person sein, auch nett und sympatisch, lernt man das dann auch als Therapeut?