Lebensmotto von Epikur und Aristiteles?

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Zunächst einmal hatten beide das gleiche Ziel wie alle antiken Philosophen bis zu einem der letzten, dem römischen Kaiser Marc Aurel: Wie gestalte ich ein erfüllendes Leben? Welche persönlichen und gesellschaftlichen Werte sind dazu die Voraussetzung. Danach war es dann im Christentum die Frage der Erlösung, eine Frage, wie man die Gnade des Himmels erlangt. Seitdem erwarten wir immer noch die Lösung der Lebensfrage meist von außen, wenn auch nicht mehr von Gott sondern von Gottvater Staat. In der Antike war der Staat eine Verteidigungs- und Wirtschaftsgemeinschaft, manchmal auch ein Eroberungsbündnis und Recht und Ordnung dienten der inneren stabilen Organisation. Soziale Absicherung war der Selbstsorge der Bürger überlassen, den Familien und Freundeskreisen (weshalb Freundschaft eine stärkere ökonomische Bedeutung als heute hatte). Allen war klar, dass als Gerüst der individuellen wie der gesellschaftlichen Selbstsorge Werte dienen, Tugenden genannt (was den aktiveren Charakter des Selbertuns unterstreicht). Die Streitfrage war, wo kommen die her, worin sind sie begründet. Und da ist jetzt der Unterschied zwischen Epikur und Aristoteles.

Aristoteles hat sich zwar der Erfassung der Wirklichkeit zugewandt, der Empirie und gilt darum zu Recht als Begründer der Wissenschaften über die Philosophie hinaus, doch er konnte seine Herkunft vom Idealismus des Platon nicht verleugnen. Für ihn hatten Tugenden einen eigenständigen Wert, nicht im Leben der Menschen begründet sondern ihnen als Orientierung der Götter vorgegeben. Nicht die Tugenden waren zu hinterfragen, sondern nur, ob wir Menschen sie richtig ausfüllten. Außerdem merkt man seinen Vorstellungen an, dass er aus dem kleinen Kreis der Vermögenden stammt. Vieles, was er als Erfüllung des Lebens empfiehlt, ist den einfachen Menschen damals, die von morgens bis abends arbeiten mussten, gar nicht möglich. Aristoteles konnte es sich leisten, nur Wissenschaft zu betreiben und eine private Lehr- und Studienanstalt (Peripatos), was er dann auch als Modell eines idealen Lebens im Hinterkopf behielt. Universitäten gab es damals noch nicht. Erziehung war Privatsache. Aristoteles hatte die Wertschätzung von König Philipp von Mazedonien als Erzieher seines Sohnes angestellt zu werden, der dann als Alexander der Große bekannt wurde. Später in seiner Lehranstalt, die man durchaus als Privatuni bezeichnen könnte, hat er dann sowohl gelehrt und geforscht, wobei die damalige Lehre das Universalwissen der Antike umfasste. Sein Lebensmotto war also aktiv lernen (forschen), wissenschaftlich streng geordnet nachdenken und lehren. Grob könnte man sagen, das Idealbild des Aristoteles war ein Professorendasein.

Epikur ist das glatte Gegenstück zu Platon und Aristoteles. Mit heutigen Worten würde man sagen, für Epikur ist der Mensch als „Naturwesen“ wie als gesellschaftlich kulturelles Wesen Ergebnis einer natürlichen Evolution. Auch Gesellschaften haben sich fortentwickelt und mit ihnen die Werte und Tugenden. Diese sind Ausdruck der jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklung. Wie alle Lebewesen hat die Natur auch den Menschen Leitorientierungen des Überlebens mitgegeben: Positive Empfindungen (Lust, Freude, Wohlfühlen) und negative Empfindungen (Schmerz, Trauer). Es gibt eine Empfindungsskale mit Lust als das eine Extrem und Schmerz als das Gegenüberliegende. Doch der Mensch reagiert nicht intuitiv auf diese Signale sondern kann sie mit dem Verstand und der Vernunft bewerten, dabei sogar auf Lust verzichten, wenn sie langfristig in die falsche Richtung führt und Schmerz bewusst aushalten, wenn am Ende z.B. der Sieg des Sportlers steht. Werte und Tugenden sind das Konzentrat von Erfahrungen, was dem Individuum bekommt und vor allem auch dem gesellschaftlichen Miteinander. Um seine Lehre zu entwickeln und zu vermitteln hat auch Epikur eine „Privatuni“ gegründet, den Kepos, d.h. den Garten, denn außerhalb von Athen hat er einen Garten gekauft, den er wohl auch mit seinen Freunden bestellt hat. Frauen, ja sogar Sklaven waren als Mitglieder zugelassen. Die Epikureische Gemeinschaft ist offen für alle und keine Veranstaltung auserlesener Aristokraten. Wie bei Aristoteles hat allerdings auch in der epikureischen Philosophie die Naturwissenschaft einen hohen Stellenwert genauso wie Bildung. Das vornehmste Ziel der Philosophie Epikurs war ein autarkes, selbstbestimmtes Leben und Wissen, Aufklärung war das wichtigste Instrument, falschen Meinungen und dem Spiel des Zufalls zu entgehen. Neben der Schmerzlosigkeit (Mitte der Skala zwischen dem Extrem der Lust und des Schmerzes) war Gelassenheit als Mitte der Emotionsskala zwischen Ekstase und Panik ein angestrebter grüner Bereich kontrollierter Lebensführung. Selbstbeherrschung war dazu eine wichtige Tugend zur Selbstmächtigkeit.


SaiXShin 
Beitragsersteller
 21.01.2016, 18:34

Danke sehr das sind sehr viele und auch Hilfreiche Informationen! Hab es leider zuspät gesehen aber hatte in der Klausur wo wir das schreiben sollten trotzdem eine Gute Note :D Aber das kann man ja immer wieder gebrauchen! Danke

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