Kann man den Energieerhaltungssatz wiederlegen?

8 Antworten

Wie meinst Du die Frage?

(1) Prinzipiell ist der Energieerhaltungssatz widerlegbar, denn man kann die Aussage falsifizieren. Das heißt, man kann zwei Fälle unterscheiden: Entweder es gibt nur Systeme, bei denen der Energiesatz stimmt - oder es gibt mindestens eins, bei dem er nicht stimmt. Wenn man letzteres findet oder darstellen kann, dann wäre der Energiesatz widerlegt.

(2) Die Frage, ob es solche Systeme gibt, in denen der Energiesatz nicht stimmt, ist derzeit nur dadurch zu beanntworten, dass man keine solchen System kennt - wenn man die Relativitätstheorie, die Masse und Energie als ineinander umwandelbar beschreibt, nicht betrachtet..

Nein, er ist entweder ein Scherzkeks oder er hat den Energieerhaltungssatz nicht verstanden.


Hesse6262 
Fragesteller
 09.03.2014, 21:02

Nur zu Info er ist ein Physiker und mein Onkel . Er hat auch Investoren um seine Idee zu verwirklichen .

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Hallo Hesse6262,

die Antwort von NorbertAust trifft die Sache schon sehr gut, ich möchte aber als Physiker noch ein bissi genauer erläutern, wenn ich darf.

Nichts gegen Deinen Freund, aber vermutlich hat er den Energiesatz entweder nicht richtig verstanden oder er ist auf eine der vielen hanebüchenen Webseiten hereingefallen, die genau solches behaupten. Ich denke nicht, dass er den Energiesatz widerlegen kann, obwohl die grundsätzliche Möglichkeit dazu besteht.

Um das zu verstehen, muss man erklären, wie Naturwissenschaft funktioniert. Eine Aussage/Behauptung wird nämlich grundsätzlich erst dadurch wissenschaftlich, dass man sie sauber überprüfen kann. Korrekt formuliert: "Eine naturwissenschaftliche Behauptung muss an der Erfahrung (= z.B. Experiment, Beobachtung) scheitern können."

Könnte man den Energiesatz also überhaupt nicht widerlegen, so wäre er keine wissenschaftliche Aussage. Jetzt muss man aber weiter fragen, was man denn darunter verstehen möchte, den Energiesatz zu widerlegen.

Denn eine Tatsache ist, dass der Energiesatz sehr viele Systeme der Natur hervorragend beschreibt. Woher wissen wir das? Weil wir es ausprobiert haben. Oben habe ich geschrieben: Eine Aussage wird überhaupt erst wissenschaftlich, wenn man sie widerlegen kann. Über diesen Satz muss man jetzt verstehen, wie Wissenschaftler arbeiten: Wir versuchen nämlich im Prinzip ständig, wissenschaftliche Aussagen zu widerlegen. Wir wenden unsere bisher bestätigten Aussagen auf immer neue Beobachtungen/Experimente an - und schauen, ob wir irgendwelche Spezialfälle finden können, in denen sie nicht gelten.

Für den Energiesatz bedeutet das: Physiker versuchen seit vielen Jahrzehnten mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Tricks, den Energiesatz zu widerlegen. Das Ding hat allen diesen Versuchen widerstanden und hat sich bestens bewährt. Selbst den Schritt in die Quantenmechanik hat das Ding mitgemacht. Beim Betazerfall hatte man mal Hoffnung - aber nein, das Neutrino wurde entdeckt und hat den Energiesatz gerettet.

Das Problem: Mit einer solchen Überprüfung wird man niemals fertig. Denn der Energiesatz ist ein sogenannter "All-Satz". Die Behauptung ist ja, dass die Energie in allen Systemen erhalten bleibt. Und mit der Suche nach allen möglichen Spezialfällen wird man natürlich nie fertig - es gibt immer Spezialfälle, an die noch nie einer dachte oder die ganz außerhalb unserer technischer Möglichkeiten liegen.

Die offene Frage ist also, ob der Energiesatz wirklich das allgemeingültige Naturgesetz ist, für das ihn viele Physiker halten, oder ob es irgendwann gelingen wird, einen Spezialfall zu finden, in dem er verletzt wird. Sicher dagegen ist, dass er ein sehr weitreichendes Naturprinzip ist, das auf sehr viele Anwendungsfälle zutrifft. An dieser Tatsache würde sich natürlich auch nichts ändern,wenn es gelingt, einen Spezialfall zu konstruieren, in dem er verletzt werden kann.

Mit dem Perpetuum Mobile sieht es daher wirklich, wirklich schlecht aus - weshalb ich Deinem Freund auch schlechte Karten gebe. Mit einer leicht nachbaubaren einfachen Konstruktion kommt er mit Sicherheit nicht hin.

Es gibt darüber hinaus übrigens durchaus Gründe anzunehmen, dass der Energiesatz tatsächlich ein allgemeingültiges Naturprinzip ist: Man kann mathematisch zeigen, dass der Energieerhaltungssatz äquivalent ist zur Zeitinvarianz der Physik. Was heißt das? Wenn es für ein Laborexperiment wurscht ist, ob wir es jetzt durchführen oder in 2 Stunden, weil sich die Gesetze der Physik in diesen 2 Stunden einfach nicht ändern, dann sagt man, die Physik ist "zeitlich invariant". Und wie gesagt, man kann zeigen, dass das nur in einem Universum der Fall ist, in dem der Energiesatz gilt. Ich sage das deshalb, weil dem Nichtphysiker oft gar nicht klar ist, welche und wie viele selbstverständliche Alltagserfahrungen eigentlich mit zusammenbrechen würden, wenn wir in einem Universum leben würden, in dem der Energiesatz nicht gilt. Das vergisst man oft, wenn man so flappsig daher sagt, man sei der Meinung, man könne doch ein Perpetuum Mobile bauen...

Grüße

Hallo,

die üblichen Lehrbücher sagen eindeutig: Nein. Ich neige dazu, jenen Lehrbüchern zu glauben, weiß aber auch, dass schon manches, was in wissenschaftlichen Abhandlungen zu lesen war, später widerlegt worden ist.

Gruß Ralph

ich kanns mir auch nicht vorstellen, aber anhören würde ich mir das gerne mal. vielleicht hat er ja einen guten Ansatz für eine andere Idee...

lg, Anna