Kann ein blauäugiger, blonder und hellhäutiger Mensch afrikanische Vorfahren haben?

9 Antworten

Natürlich.

Zwar kann ein hellhäutiger, blonder und blauäugige Mensch nicht direkt von dunkelhäutigen, dunkelhaarigen und braunäugigen Eltern abstammen. Aber im Laufe der Evolution können sich diese Merkmale entwickeln, sich ausbreiten und irgendwann auch in der ganzen Population durchsetzen.

Als sich die ersten Menschen des Typs Homo sapiens aufmachten, um vor etwa 50.000 bis 40.000 Jahren Europa zu besiedeln, waren sie noch dunkelhäutig. Sie kamen schließlich aus Afrika, wo eine dunkle Hautfarbe ein idealer Schutz gegen die heißer brennende Sonne ist. Die Gene, eine hellere Haut hervorzubringen, trägt jedoch auch jeder Afrikaner in sich. So gibt es auch in Afrika einige eher hellhäutige Ethnien, wie z.B. das Volk der San.

Helle Haut stellt in Afrika jedoch einen Nachteil in der Selektion dar, da besonders bei einem Leben unter freien Himmel das Hautkrebsrisiko deutlich ansteigt. Menschen mit heller Haut werden dort also häufiger krank als Dunkelhäutige, sodass sie auch weniger Nachkommen haben. Die dunkle Haut setzt sich in äquatornahen Regionen also mit der Zeit durch - so sind auch Ethnien in Indien, die von hellhäutigen Menschen abstammen, heute eher dunkelhäutig.

Umgekehrt fällt das Hautkrebsrisiko als Selektionsgrund in höheren Breiten immer mehr weg. Hier greift die Selektion nun an anderen Stellen: zum Beispiel bei der sexuellen Auslese. Frauen mit einem hellen Teint und helleren Haar wirken auf Männer jugendlicher und damit attraktiver. Frauen hingegen fühlen sich von dem "exotischen" angezogen, sodass sie sich hellhäutige Männer als Geschlechtspartner bevorzugter wählen. In Regionen, wo ein dunkler Hautton nicht mehr unbedingt gesünder ist als ein heller, setzen sich die helleren Hauttöne deshalb ziemlich rasch durch, weil die "blasseren" einfach mehr Chancen bekommen, sich fortzupflanzen und dadurch ihre Gene auch an mehr "blasseren" Kinder weiterzugeben - und immer so weiter.

In Europa traf Homo sapiens zu jener Zeit auch noch auf den Neandertaler, obwohl die Neandertaler damals schon sehr viel seltener waren als Homo sapiens. Man schätzt, dass vor etwa 40.000 Jahren ungefähr 10.000 "moderne" Menschen lebten, aber nur 1.000 Neandertaler. Trotzdem kam es in dieser Zeit zur Vermischung der beiden Spezies: die Neandertalerinnen hatten offenbar bevorzugt mit den etwas größeren Homo-sapiens-Männern Sex, und das führte dazu, dass ihre eigene Spezies binnen weniger Jahrtausende vollständig im Homo sapiens aufging und der Neandertaler verschwand.

Beim Neandertaler hatte sich die helle Haut, das blonde Haar und vermutlich auch die blauen Augen bereits etliche Jahrtausende vorher durchgesetzt, sodass auch hier durch die Hybridisierung ein Genfluss stattfand, der die "typisch europäischen" Körpermerkmale begünstigte: da wir alle immer noch einen geringen Prozentsatz Neandertaler-Gene in uns tragen, sind einige dieser Merkmale wahrscheinlich ein direktes Erbe der Neandertaler.

Früher wurde oft vermutet, dass der Selektionsdruck auch durch die bei dunkler Haut geringere Aufnahme von Vitamin D ausgegangen sein könnte. Doch dies kann aus zwei Gründen als wiederlegt gelten: erstens verbrachten auch die dunkelhäutigen Afrikaner in Europa noch sehr viel Zeit draußen und konnten in den Sommermonaten genug Vitamin D speichern, ohne dass sie im Winter um ihre Gesundheit infolge eines Mangels fürchten mussten. Zweitens machten in jener Zeit vor allem Fleisch und Fisch einen großen Anteil an der Ernährung aus, sodass die Menschen ihren Bedarf auch locker über ihre Nahrung hätten decken können.

Woher ich das weiß:Hobby – Jahrelange Begeisterung für die Natur und ihre Bewohner.

Das erste, was man wissen sollte, ist, dass bei den meisten phänotypischen Eigenschaften die "Gene" nicht verscwhinden, sondern nur abgeschaltet werden. Und Pigmentierung ist ein recht energieaufwendiger Prozess, der baldestmöglich abgeschaltet wird bei "Nichtbedarf" ... geh mal von 15-20 Generationen aus und du bist "Addis feuchter Traum" ... blauhaarig und blondäugig :-)

Wenige Jahrhunderte wären zumindest 200 Jahre. Das wären 10 Generationen. Innerhalb von 10 Generationen kann man afrikanische Vorfahren zwar genetisch nachweisen. Optisch ist da aber nichts mehr zu erkennen.

> vor wenigen Jahrhunderten seine Vorfahren

alle seine Vorfahren? Nein, so schnell funktionieren evolutionäre Veränderungen nicht. Zumal dank Vitamin-D-Tabletten vermutlich gar kein Grund mehr besteht, sich hellere Haut zuzulegen.

Einer seiner Vorfahren? Klar, ein Jahrhundert sind drei bis vier Generationen, nach zehn Generationen ist gerade noch ein Promille des Erbguts dieses einen Vorfahren übrig.

Woher ich das weiß:Recherche

Wenn einer seiner Vorfahren vor mehreren hundert Jahren aus Afrika gekommen ist, wird man das am Aussehen eines Europäers nicht merken. Er hat zahlreiche Vorfahren, die Europäer gewesen sind.