Kann mir jemand etwas über die jüdischen Gruppen Pharisäer, Zeloten, Essener und Sadduzäer zur Zeit Jesu sagen?

2 Antworten

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Pharisäer: Die Arbeit des atl. Priesters Esra, die Schrift zu erforschen und das Gesetz zu lehren, wurden von Personen fortgesetztm die als "Schriftgelehrte" bekannt wurden. Ihre Anhänger im weiteren Sinne sind als Chasisim (Chasidäer), "die Getreuen Gottes" bekannt geworden. Die Pharisäer waren eine Minderheit innerhalb der Hasidim, die sich im 2.Jh. v.Chr. von den polit. und religiösen Haltung der Mehrheit distanzierten. Von Alexandra Salome empfingen sie Regierungsgewalt und spielten seither eine führende Rolle im Hohen Rat. Zur Zeit den NT nahmen sie eine pro-römische Haltung ein und kamen meist aus dem Mittelstand.

Sie betonten die persönl. Gesetzeserfüllung (im Gegensatz zu den Sadduzäern, deren Hauptakzent auf dem Tempelgottesdienst lag). Das mosaische Gesetz wurde dabei den äußeren Bedingungen angepaßt; die jeweiligen Durchführungsbestimmungen waren für alle verbindlich. Sie erhielten 613 Gebote (248 Gebote, 365 Verbote.) Diese wurden durch eine Vielzahl von Zusatzgeboten ergänzt, so dass keiner gegen Grundsätze verstoßen sollte. Z.b. gab es 39 Gruppen von am Sabbat verbotenen Tätigkeiten. DIe Pharisäer legten großen Wert auf die Einhaltung des Zehnten und waren davon überzeugt, dass ihre Tradition als korrekte Anwendungsformen des Gesetzes gelten können.

Zeloten: Das war eine Gruppe des Judentums im 1.Jh.n.Chr. Ihre Partei wurde von Judas von Galiläa 6.n.Chr. nach einer Revolte gegen die Römer gegründet. Die Zeloten kamen zum größten Teil aus Pharisäerkreisen und riefen zum Widerstand gegen Rom auf. Sie sorgten beständig für Unruhen und riefen das Volk auf zum offenen Kampf, der 70 n.Chr. zum Untergang Jerusalems führte. Im Bar-Kochba-Aufstand kam noch einmal zelotische Bestrebungen zum Zuge. Zu Jesus Jüngern gehörte Simon der Zelot, er könnte vor seiner Ernennung zum Jünger zu diesen gehört haben.

Essener: Jüd. Religionsgemeinschaft die im 1.Jh.v.Chr. und im 1.Jh.n.Chr. ihre Blütezeit hatte. Nach Philo betrug ihre Anhängerzahl ca. 4000. Sie lebten vor allem in Dörfern und verwendeten viel Zeit für die gemeinsame Beschäftigung mit ethischen und relig. Fragen. Außerdem waren sie sehr auf rituelle Reinheit bedacht. Plinius zufolge lebten sie am Westufer des Toten Meeres und verzichteten sowohl auf Frauen als auch auf Geld. Den zuverlässigsten Bericht verdanken wir Josephus. Er schrieb, dass die Essener in ganz Judäa verstreut waren und untereinander Gastfreundlich. Vieles aus dem Bericht lässt darauf schließen das die Essener in klosterähnlichen Gemeinschaften lebten. Wer als vollberechtigtes Mitglied in die Bruderschaft aufgenommen werden wollte, musste vorher eine 3jährige Probezeit durchlaufen. Der Ausdruck Essener wurde auch oft auf andere jüdische Gruppierungen angewand. Eine solche war die Gemeinde von Qumran (ihre EInweihungsriten waren wie die von Josephus beschrieben).

Sadduzäer: Anhänger der priestl-aristokratischen Strömung innerhalb des Judentums vor dem Jahr 70. Die Bezeichnung Sadduzäer wird von Zadoq, dem Priester Davids hergeleitet. Anders als die Pharisäer lehnten sie jede Art der Aktualisierung der Tora ab konnten sich dadurch aber hellenistischen Neurerungen gegenüber offener zeigen: Was in der Tora nicht ausdrücklich verboten wurde, galt ihnen als erlaubt. Zentrum sadduzäischer Religiösität war der Tempel und somit der Kult. Die Sadduzäer abeiteten in der Regel mit den jeweils Herrschenden zusammen. Den Auferstehungsglauben lehnten sie ab, da er ihrer Meinung nach in der Bibel nicht ausdrücklich erwähnt wird.


Bloodyrainbow  13.04.2013, 14:28

Vielen Dank für die Auszeichnung!

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Ich denke, die Pharisäer sind die, die auch in der Mishna vorkommen und die massgeblichen waren für das, was heute das normative Judentum ist.

Essener waren eine Sekte, die abgeschieden in der Wüste beim Toten Meer gewohnt haben und sich als Torah-schreiber betätigt haben. Wenn du ihre Texte liest, erinnern sie irgendwie an Weltuntergangssekten wie Uriella oder Sonnentempler... Aber zu einer Zeit, wo Israel seine selbständigkeit verlor und von den Römern besetzt wurde, ist es nicht wirklich erstaunlich, dass manche Leute so eine Weltuntergangsstimmung verbreiteten. Es gab dort Männer und Frauen.

Zeloten waren die gewalttätigen Widerstandskämpfer gegen die römische Besatzung.

Dann gab es ein paar gruppen, die die Torah wörtlicher auslegten als die Pharisäer. zu ihnen gehörten die Sadduzäer und die Kutim oder Samaritaner (shomronim). Ich bin nicht ganz sicher, ob das dieselben sind. Die Samariter gibt es in Israel bis heute aber sie stehen kurz vor dem Aussterben (weil sie keinen Übertritt kennen, man kann in die Gruppe praktisch nur hineingeboren werden)...