Ist sie Baptistin oder Mennonitin?
Hallo. Meine Freundin darf von ihrer Religion aus nur Röcke tragen, hat lange haare bis zur Hüfte und darf diese nicht offen haben. Sie darf sich auch nicht schminken, keine Rockmusik hören und nicht tanzen. Deshalb hab ich mich mal erkundigt, da ich mich für Religionen interessiere und bin dann auf Baptisten und Mennoniten gestoßen. - Beide Religionen/Sekten bevorzugen das Tragen von langen Röcken, gebundenen Haaren usw.. Als ich sie darauf angesprochen habe, ob sie Baptistin oder Mennonitin ist, hat sie gesagt, sie gehöre einer evangelischen Freikirche an und sei keine Baptistin und keine Mennonitin. Nun, was ist mit einer evangelischen Freikirche gemeint? Was ist der Unterschied zwischen Baptisten und Mennoniten?
4 Antworten
Vorweg: Mennoniten und Baptisten sind evangelische Freikirchen, aber keinesfalls Sekten. Auch haben beide Freikirchen keinen Dresscode (auch wenn es einige konservative Gemeinden gibt, bei denen man das Tragen von Röcken etc durchaus beobachten kann, charakteristisch für die beiden Konfessionen ist es dennoch nicht).
Zum Unterschied der beiden Freikirchen: Die Mennoniten sind Teil der Täuferbewegung, die zur Zeit der Reformation 1525 in der Schweiz entstanden ist. Benannt sind sie nach dem friesischen täuferischen Reformator Menno Simons. Andere täuferische Gruppen sind die Hutterer (nach Jakob Hutter) und die Amischen (nach Jakob Amann). Die Baptisten sind dagegen erst im 17. Jahrhundert unter englischen Religionsflüchtlingen (Puritaner), die in die Niederlande geflohen waren, entstanden. In den Niederlanden trafen die calvinistischen (=reformierten) Puritaner auf die Mennoniten/Täufer und übernahmen von diesen die Erwachsenentaufe (Glaubenstaufe) - womit die Baptisten entstanden waren (quasi eine Mischung aus Täufern/Mennoniten und englischen Puritanern).
Während die Baptisten historisch vor allem einen anglo-amerikanischen Hintergrund hatten, hatten die Mennoniten eher eine kontinentaleuropäische (Deutschland, Schweiz, Niederlande und entsprechend deutsch-schweizerische Auswanderer nach Nordamerika) Herkunft. Heute sind beide Freikirchen allerdings global verbreitet.
Natürlich gibt es heute viele Gemeinsamkeiten zwischen beiden Kirchen (freie staats-unabhängige Gemeinden, Erwachsenentaufe, Gemeindeautonomie, symbolhaftes Abendmahlsverständnis). Beide bekennen sich zur Reformation (die Mennoniten sind ja sogar in der Reformation entstanden). Es gibt aber auch Unterschiede. Die Mennoniten verstehen sich als Friedenskirche, der Pazifismus (inspiriert durch die Bergpredigt Jesu) spielt dort eine große Rolle, auch der freie Wille (man glaubt also nicht an die Prädestination). DIe Mennoniten kennen keine Sakramente, Taufe und Abendmahl sind dort Bundeszeichen. Die Baptisten taufen auch nur durch Untertauchen, bei den Mennoniten gibt es dagegen sowohl die Besprenkelungs- als auch die Untertauch-Taufe.
Weltweit sind die Baptisten (ungefähr 47 Mio) auch wesentlich größer als die Mennoniten (etwa 2,1 Mio).
Abschließend vielleicht noch: Viele glauben, dass Freikirchler per se konservativ sind. Allerdings haben Baptisten und Mennoniten auch z. B in der Bürgerrechtsbewegung mitgewirkt, man denke an Martin Luther King (=war Baptist) und sein Mitstreiter Vincent Harding (=war Mennonit). Gibt sicher noch mehr Beispiele. Es gibt also sowohl konservative / traditionelle Baptisten und Mennoniten als auch sehr liberale etc.
Sie ist in einer Gemeinde wo sich diese Art gehört Punkt.
Lies dazu hier, zeig ihr das und sie soll anhand der Liste dort sagen, welcher Freikirche sie angehört.
Sie könnte natürlich Baptistin oder Mennonitin sein, beide gehören zu den evangelischen Freikirchen. Aber wenn sie sagt, sie ist nichts davon, fällt mir noch Brüdergemeinde ein, ebenfalls evangelische Freikirche (davon gibt es aber verschiedene Richtungen). Die sind oft auch so streng mit ihren Regeln.
Frag sie doch mal, wie ihre Gemeinde genau heißt. Dann kannst du googlen, wo diese eingeordnet ist.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Freikirchler gar nicht genau wissen, wo man sie einordnet, da sie oft in den Glauben hineingeboren werden und die genaue Zuordnung nicht hinterfragen oder sie sind selbst verwirrt, da es so viele verschiedene Freikirchen gibt und leben einfach ihren Glauben und es ist ihnen egal, wie man sie nennt.
Du kannst sie ja fragen, was genau sie glaubt, wenn dir wichtig ist, das zu verstehen.
Ich sehe gerade, ich habe einen Teil deiner Frage gar nicht beantwortet.
Eine Freikirche ist einfach unabhängig, nicht staatlich (in Deutschland sowieso nicht, aber in anderen Ländern ist das wichtig), nicht an die großen Kirchen und ihre Strukturen/Regeln gebunden. Es gibt kleinere und größere, manche nur so groß dass man sich in einem Wohnzimmer treffen kann, manche mit über tausend Mitgliedern, viele sind in Verbänden organisiert.
Die Grundlage der evangelischen Freikirchen ist die Bibel. Die Auslegung ist je nach Gemeinde verschieden. Deshalb gibt es so viele. Manche achten sehr darauf, sich genau nach den biblischen Worten zu richten (zB Brüdergemeinden, Frauen tragen oft auch Kopftuch), manche legen viel Wert auf die Rolle des Heiligen Geistes in der Bibel (Pfingstgemeinden)...
Hoffe, ich konnte etwas zum Verständnis beitragen :-)