Um was geht es in Alfred Polgars Geschichte "Auf dem Balkon" aus dem Buch "Irrlicht"?
hallo, Gibt es vielleicht Jemanden, der sich mit Alfred Polgar auskennt und mir erklären kann, um was es in der Geschichte " auf dem balkon" aus dem Buch Irrlicht geht ?
Danke im Voraus
5 Antworten
Okay, paar von meinen Ansätzen/Aspekten:Der Autor nimmt die Scheinhelligkeit, Gefühlskälte sowie den Egoismus der High-Society aufs Korn. Sein (auktorialer?) Erzähler kommentiert ironisch (bis zynisch) das Verhalten der Gesellschaft während des Unglücks ("Heute dir...hoffentlich niemals mir"). Dadurch wird die kritische Haltung des Autors gegenüber solchen Menschen recht deutlich, finde ich. Außerdem:
- wiederkehrendes süß/sauer Motiv ("[gewohnt ...] auch aus dem Zweifel Süßes zu schmecken" -> Nach dem Eisenbahnunglück schmeckt ihnen der Wein weiterhin süß.
-Der Hausherr schaut über den See und denkt daran sein Reichtum zu maximieren ("wo ihm in blühenden Kupferminen die Dividende reifte."), während andere Menschen auf der Welt Hunger leiden müssen.
-Die Nachtfalter werden als "lästiges Kleintier" wahrgenommen, so wie auch Bauern/Arbeiter/Sozialisten von der High Society wahrgenommen werden.
Dass die Eisenbahnen als Spielzeuge bezeichnet werden, zeigt wie realitätsfern die Gesellschaft "normalen" Bürgern gegenüber steht.
Echt sehr gute Ideen! Ich habe auch die Ignorranz der reichen Leute öfters dargestellt und den Balkon als Sicherheitspflaster gesehen. Solange sie sich sicher fühlen scheint ihnen die Gesamtsituation egal zu sein. Also bei den Zügen bin ich nicht auf so brisante Ideen gekommen:D habe öfters auch die Natur herangezogen oder auch die Tatsache dass den Menschen nur das eigene Wohlbefinden wichtig ist. Danke und weiterhin noch viel Erfolg im Abi :)
Naja ich kenn mich damit nicht aus, aber ich habs auch heute im Abi genommen :D
Wie ich jetzt gelernt habe war Polgar Österreicher... Habe ihn in meinem Text nach Deutschland gesetzt und behauptet er kritisiert den Nationalsozialismus. Der Text war eine Parabel von 1936, Polgar hat also den kommenden Krieg vorausgeahnt (die zwei Züge die unaufhaltsam aufeinander fahren und zusammenstoßen. Ein Zug war rot - Kommunismus? Und sie fahren Kopf an Kopf aufeinander los - gegensätzliche Ideologien, kriegswillig) Der Erzähler ist mehr oder weniger Teil der feinen Gesellschaft die den Zusammenstoß aus größter Distanz zur Unterhaltung sehen (wie Spielzeug). Er kommentiert aber die Werte der dargestellten Gesellschaft (das mit den Gedankenstrichen ;). Ich denke Polgar prangert damit das Nichts-tun der Reichen und Mächtigen an und ihre Uninteressiertheit solange sie nicht selber betroffen sind...
Ich hoffe ich liege nicht ganz falsch damit :D
2 Monate??? Die Noten fürs Fachpraktische Kunstabi haben wir am Nachmittag danach bekommen...
Kunstpraktisch haben wir auch schon bekommen aber die anderen Noten auch erst in 2 Monaten :(
Oh mein Gott.. ich bin geliefert. Ich habe einfach alles falsch. Das kann's wirklich nicht sein. Nicht nur, dass ich heute nicht darauf gekommen bin, dass es eine Parabel ist, nein, ich habe kein Stück von all dem erwähnt, was hier steht. Ich fühle mich so dumm. Richtig dumm. Ich habe anders interpretiert. Ich habe die Sache ganz anders gesehen. Ich habe geschrieben, dass die Menschen, je wohlhabender sie sind, weniger Zivilcourage zeigen. Dass sie sich zwar oberflächlich mit dem ''Leid der Welt'' befassen, indem sie Small Talk in höheren Kreisen führen, aber ironischer Weise die sind, die diese ärmeren Länder wie Südafrika mit den Mienen ausbeuten. Außerdem habe ich das mit dem Zug so interpretiert, dass man das auf einen Menschen projizieren kann. Dass man ein noch so unschuldiger Mensch sein kann, es dennoch immer im Leben so kommt, dass ein ''roter Zug'' in dem Fall ein Unglück einen einholt. Bzw. jedem mal etwas Schlechtes widerfährt. Außerdem habe ich gesagt, dass die anfangs ach so rationalen Bürger wenig von Gott geprägt sind, und später, wenn das Unglück geschieht, alle das Wort Gottes in den Mund nehmen (''gottlieb'' usw.).
Dann habe ich noch gemeint, dass es so ist, dass solange die Menschen nicht direkt am Geschehen sind, solange sie nicht mitempfinden, was beim Unglück geschieht, sie es nicht direkt kümmert, ob andere Leiden. Hauptsache, es sind keine Familienmitglieder involviert. Dann habe ich Bezug zu den Kriegen hergestellt, dass wir heutzutage Krieg haben und die Menschen es dennoch kaum kümmert, weil sie die Augen verschließen und nicht dort sind..
Zu guter Letzt kam ich darauf zu sprechen, dass es die Höhe sei, dass man schon keine Nächstenliebe zeigt, aber einen Ausländer sowieso nicht.
Ich glaube ich habe mein Abitur verhauen... dabei hatte ich noch ein so gutes Gefühl..
Klingt noch ganz plausibel finde ich. Solange du alles am Text belegen kannst (was, denke ich, möglich war) ist es richtig.
Ob du jetzt was anderes als die anderen hast muss nicht schlimm sein, da es verschiedene Deutungsmöglichkeiten gibt.
Die historische/geschichtliche Deutung ist nicht die Einzige.
Oh Gott, da fällt mir ein Stein vom Herzen. Natürlich konnte ich das anhand des Textes belegen. Ich hoffe, dass ich min. meine 5 Punkte bekomme...Sonst bin ich auf 10-12 Niveau..
Polgar war sogar ein Jude. Die Geschichte findet defintiv NICHT in Deutschland statt, da irgendeine Textstelle irgendwann von "Greueltaten im NACHBARLAND" erzählt, wenn man jetzt von der Beschreibung der Landschaft ausgeht, spielt die Geschichte wohl entweder in Österreich, oder in der Schweiz. Die Österreicher waren damals aber recht loyal gegenüber Deutschland, also gehe ich davon aus, dass die Geschichte in der "neutralen" Schweiz spielt. Das mit den zwei Zügen ist eine spannende Überlegung, ich hab die als Folgen wahrgenommen, also was passiert, wenn niemand eingreift - Chaos und Zerstörung. Das mit der Warnung und dem Denkanstoss was gegen Deutschland zu unternehmen (irgendwo im Text gibts auch ne Anspielung an die Länder die nichts machen, evtl. Bezug auf Großbritannien wegen der Appeasement-Politik) dürfte die Hauptaussage sein.
Zusätzlich halt als Aussage auch, dass wir viel zu Oberflächlich sind und etwas sehen, wir etwas ändern möchten, aber uns es im Endeffekt dann doch egal ist. Vorgeheucheltes Interesse quasi. Mein Lehrer meinte die Parabel handelt von dieser 2. Weltkrieg Theorie und die Oberflächlichkeit in Zusammenhang mit einer Wirtschaftskrise, weil in einer Zeile irgendwie erwähnt wird, dass es der Wirtschaft schlecht geht. Find ich persönlich aber blöd, die Oberflächlichkeit kann man viel besser beziehen auf den Hausbesitzer, dem die Politik und das Trauer der Welt am Herzen liegt, der "seine Dividente aber durch eine Kupfermine in Südafrika macht"..schöne Aktualität lässt sich da halt herstellen.
Stimmt, in Deutschland kann es bestimmt nicht gewesen sein, solche Texte würden damals wohl als entartete Kunst verbannt worden.
Dachte nur er wäre Deutscher... Wegen der Stelle mit dem "Nachbarland" habe ich den Text dann als Exilliteratur eingestuft und Polgar als Flüchtling vor Zensur :D
Die These mit den Zugzusammenstoß als Folge des Nichts-tuns finde ich auch sehr interessant und kann man bestimmt gut am Text belegen.
Der Erzähler war doch ein neutraler, der das Geschehen von außen betrachtet oder? Ansonsten, keine schlechte Idee das mit den zwei Parteien. Ich hab das ein bisschen allgemeiner interpretiert und mir gedacht, dass der erste Zug einfach die unschuldigen Opfer darstellt und der zweite Zug das Böse, das ihnen wiederfährt (der sah ja aus wie eine Schlange und Schlange=Böse wegen der Bibel und so :D). aber das mit dem Nichts-tun der Reichen und Mächtigen und ihrer Uninteressiertheit solange sie nicht selber betroffen sind wird wohl die Hauptthese sein.
Hoffentlich geben die Korrektoren uns da ein bisschen Spielraum.
Ich hab die zwei Züge auch als Kommunismus und Nationalsozialismus interpretiert. Ich hab die Gesellschaft aber als Engländer war genommen, wegen ihrer Appeasmentpolitik und weil die Hitler am Anfang ja auch so unterschätzt haben und die gehobene Lage des Hauses mit der Insellage gleich gesetzt. Und dann hab ich in den zweiten Absatz noch irgendwas mit der Kolonialpolitik rein interpretiert. Zur Aktualität hab ich noch was zum sogenannten IS geschrieben. Allerdings hab ich den Text als Kurzgeschichte interpretiert, hoffe das gibt nicht zu viel Abzug :(
Oha wie konnte ich das nur übersehen.. Die "feine" Gesellschaft als Engländer ist genial und ihr unbeteiligtes zusehen passt perfekt zur Politik. Der See der den (Kriegs)Schauplatz von ihnen trennt, die Nordsee, isoliert auf ihrer Insel.
Das mit der Kurzgeschichte wird schon nicht so schlimm sein :)
Dankeschön, das macht doch gleich viel bessere Laune nach dem verkackten Mathe-Abi :D
Das mit der Parabel habe ich leider auch nicht, naja kann man nicht mehr ändern. Der Aspekt mit den Zügen ist nicht schlecht auf diesen Historischen Hintergrund hätte ich auch mehr eingehen sollen. Ich habe noch die Änderung im Schreibstill erwähnt, im Laufe des Abends wird dieser nämlich, wie kann man sagen "schlapsiger" die Charaktere fangen an in allem Tiere oder ähnliches zu sehen vlt zurückzuführen auf einen höheren Alkoholpegel, ich hoffe ich habe mich dabei nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt. Generel soll der Text doch auch den Leser auffordern nicht nur zuzuschauen sondern auch selbst zu Handeln?!
Mir ist irgendwie aufgefallen, dass solche Vergleiche mit Tieren immer von der Frau ausgegangen sind, deshalb hab ich noch was zur damaligen Frauenrolle reingebracht ...
Ja mir auch,ich konnte die Rolle der "Dame" nur nicht wirklich deuten...
Wie kommt Ihr auf Österreich und Deutschland?
Ich hab die Nachbarsländer als Europa und Afrika gesehen, auch wenn beides Kontinente sind. Und meine Hauptthese ging davon aus, dass es sich um eine schizoide Gesellschaft handelt, deren ''wahres'' Gesicht man erst anhand ihrer taten sieht und als Leitmotiv hab ich den Balkon gesehen, welcher den Status und Unberührbarkeit der Meschen zeigt.
Unberührbarkeit im Sinne von 1. dass sie eine ''ideale Gesellschaft'' zeigt, die alles rational sieht und intelligent ist und nicht taub für den Jammer der Welt und man so etwas ''Ideales'' nie erreichen kann, da die Menschen zu sowas nicht im Stande sind. und 2. wenn man das Kastensystem betrachtet das Aufsteigen von einen niedrigeren ''Klasse'' in eine Höhere nicht möglich ist. Zudem können die Hilferufe, Schreie etc sie nicht erreichen, da sie ja unerreichbar sind.
Das Schizoide (ans Schizophrene angelehnte) sehe ich beispielsweise daran, dass die Gesellschaft zu Beginn eben als ideale angesehen wird, jedoch im Verlauf des Textes nicht ideal wirkt (Reaktion auf den Unfall). Zudem widerspricht sich nahezu ALLES im Text. *Nicht taub für den Jammer der Welt - sie können die Schreie nicht hören. *Sie sprechen über die Opfer etc. jedoch nicht über die Personen deren ''Verdauung dabei nicht gestört wird (Auf der Zweiten Seite ganz oben.) -sie sprechen nicht über sich. *Rationalität der Menschen im Gegensatz zu der Verbildlichung der Situation (Raupe, Schlange) außerdem wird der Text immer poetischer: Suizid des Falters. Außerdem wendet man sich gegen Ende Gott zu (mehr oder weniger haha) etwa: ''gottlob hören wir sie nicht'' oder ''Lieber Gott, wenn man sich über alles aufregen müsste'', was auch gegen die Rationalität spricht.
Also gar nichts mit Kommunismus und Faschismus. Es ist ja schon unser Abi und wir sind ja alle lang genug auf der Schule, aber woher hätte man wissen sollen, dass Polgar Österreicher ist?
Eine meiner Lehrerinnen meinte sogar es hätte was mit der Deportation der Juden zu tun, wegen den Zügen und dem sich Spielenden Zeitraum.. aber 1936 schon? ... naja, ich bin von Ausbeutung der armen Länder ausgegangen, dem Schönreden und Ignorieren dieser Taten, was mit dem Spielzeug Zug meiner Meinung nach erkennbar ist und dass, wie schon erwähnt das über alle mögliche Unglücke hinweggesehen wird... ^^ aber wie richtig wir schlußendlich mit unseren Behauptungen liegen erfahren wir in 2 Monaten :D