In welcher (Kunst-)Epoche leben wir?

6 Antworten

Im Grunde genommen, wird eine Epoche erst benannt, nachdem sie vergangen ist.

Jede Epoche hält sich für "modern", der Begriff "postmodern" setzt noch eins drauf und wird von uns heute vielleicht noch gebraucht, aber in einigen hundert Jahren wird die heutige Epoche mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weder "modern" noch "postmodern" genannt werden, weil das, was wir heute als "Die Moderne" bezeichnen, dann absolut unaktuell sein wird.

das heißt übersetzt:

schon wieder vorbei;-)))


Nanafragt 
Beitragsersteller
 01.05.2013, 09:24

Danke für ihre Antwort, oxygenium! Hätten sie eventuell eine Quelle für mich (außer Wikipedia) ,die ihre erste Aussage, bezüglich der Definition einer Epoche, bestätigt? Das wäre besonders hilfreich für mich. ;-)

0

Postmoderne.

Wie bereits erwähnt, Epochenbegriffe werden immer nachträglich geprägt. Und dann noch hinsichtlich einer gewissen Wertung (so kann man den Begriff des "Mittelalters" der Humanisten, als düstere Zwischenzeit die uns von der glorreichen Antike trennt, trotz aller Prominenz, kaum als objektiven und ehrlichen Epochenbegriff ansehen).

Es wurde ja auch noch extra nach KUNST Epoche gefragt. Welche Kunstrichtung für unsere Zeit prägend ist, kann immer nur im Nachhinein betrachtet werden. Es kaumt auch darauf an, wie Feingliedrig ich Frage. Alle Epochenbegriffe haben gemein, dass sie meist auf eine, zum Teils "unbestimmte" Region und Zeit zu beziehen sind. Unsere Epochenbegriffe meinen meist sehr grob Europa oder bestimmte Länder und die Zeit ist begrenzt von dem Beginn der Eigenschaften, die man dieser Epoche zuordnet, bis zum Ende. Dass diese Veränderungen aber nicht alle auf ein Schlag in allen Regionen und Bereichen ankommen und jedes Individuum unterschiedlich stark von den vorherigen Epochen geprägt ist, bleiben solche Epochenbegriffe immer sehr diffus. (So ist beispielsweise Martin Luther zwar für viele, mit seinem Thesen Anschlag und SEINER (es gab auch ander Reformationsbewegungen) Reformation für viele der Mann, der die sogenannte "Frühe Neuzeit" mit einleitet, aber selbst noch immer ein sehr im Mittelalterlichem Denken verhafteter Mensch).

Ich hoffe ich konnte deutlich machen, wie problematisch ein Epochenbegriff ist, schon alleine wenn ich ihn für vergangene Epochen nutzen möchte.

Für die Gegenwart bot sich daher schon immer an, den Gegenstand der Betrachtung einem gewissen "Genre" oder einer, bereits existierenden Strömung zuzuordnen. Und erst wenn diese Strömungen einen gewissen Prozeß durchgemacht haben und mit dem "Alten" brechen, kann ich bis zu diesem Bruch einen Epochenbegriff formulieren, wobei man immer im Hinterkopf behalten sollte, dass dies keineswegs Menschen (bspw. Künstler) davon abhält, weiterhin alte Strömungen beizubehalten (auch heute kann ich Gedichte in Alexandrinern schreiben oder romantische Landschaftsmalerei betreiben, auch wenn dies als "veraltet" gilt und nicht prägend für die heutige Epoche gelten muss).

Ein letzter Hinweis, um herauszukristalliesieren, was heute "prägend" für unsere Epoche ist. Es lohnt sich moderne (wenn auch nicht mehr neue) Methoden der Geistes- und Gesellschaftswissenschaft anzuwenden. Hier sei nur, ganz oberflächlich, die Diskursanalyse, oder gar die Ideengeschichte erwähnt. Man betrachte die, für den zur untersuchenden Bereich (bspw. Politik, Wirtschaft, Kunst) prägenden Veröffentlichungen (Zeitungen, Fachmagazine, wissenschaftliche Publikationen) und schaut mal, wie sehr die Beschreibungen noch in die letzte, gültige Kategoriesierung passen. Gelten wirklich noch die Prämissen der, als aktuelle und gegenwärtig postulierten Strömung, oder hat nicht bereits ein großes Umdenken stattgefunden. Am einfachsten macht man es sich damit, wenn ein großer Bruch, ein gewisser "Knall" stattgefunden hat. So wird gerne (jetzt wieder abseits der Kunst) 9/11 bereits kurz nach dem Terroranschlag als historische Zäsur verstanden und als Beginn eines neuen Zeitalters verstanden (mit den Formulierungen wie "war against terrorism" und der Betonung darauf, dass die alten Formen der Kriegsführung überfällig wären, auch durchaus berechtigt. Wenn auch Terrorismus schon zu vor stattgefunden hat. Wichtig ist hier auch wieder die "Wahrnehmung" der Öffentlichkeit).

Ich hoffe hiermit genügend Rüstzeug gegeben zu haben, sich selbst eine Antwort auf die Frage zu erarbeiten, oder aber auch dieses Unterfangen am besten gleich aufzugeben. Ich komme zwar gar nicht drumherum, bei der Betrachtung der gegenwärtigen Kunst diese thematisch oder stilistisch einzuordnen, da ich aber nie weiss was der nächste große Bruch, oder bildhaft "Knall" kommt, der andere, kleine Entwicklungen überschattet, sollte man die Begriffprägung doch den zukünftigen Köpfen überlassen. Mit dem Fokus auf eines gewissen Genres und der Benennung aktueller Störmungen, ist einem meist viel mehr geholfen.

Ich habe gehört wir leben in der JetztKunst

Ich würde die jetzige Epoche "Copy&Paste" nennen

;-)


Nanafragt 
Beitragsersteller
 01.05.2013, 09:14

grins

0