Ich habe mein Leben ruiniert- was soll ich tun?
Liebe Community,
ich bin fast 24 und habe mein Leben ruiniert. Ich habe damals die Schule mit einem Abitur verlassen, der Schnitt lag bei 1,4. Kurz darauf passierten einige unschöne Dinge innerhalb der Familie- innerhalb weniger Wochen gab es einen Selbstmord, einen Todesfall sowie einen Autounfall mit Totalschaden und mir als Beifahrer. Mich hat es aus der Bahn geworfen. Besonders die Angst vor Menschen und die eigene Unsicherheit. Das hätte es nicht tun sollen. Ich möchte mich nicht rechtfertigen.
Ich habe also eine 5-Jährige Lücke in meinem Lebenslauf. War zeitweise länger an Unis eingeschrieben, habe es aber nicht hinbekommen irgendetwas zu tun. Ohne jegliche Leistungen, kann ich diese Stationen daher nicht erwähnen. Ansonsten habe ich bei der Pflege meiner Oma geholfen (war aber nicht bei der KK als Verantwortlicher gemeldet), mich selber weitergebildet (jedoch nicht in Form von Kursen) und mich um meinen erfolgreichen Social Media Account gekümmert (auf dem ich mich auch für den Tierschutz einsetze). Trotzdem ist nichts davon etwas wert, da es keine Zertifikate gibt. Der einzige positive Punkt ist, dass ich den Führerschein gemacht habe und ein eigener PKW vorhanden ist. Ich schreibe seit meiner Kindheit Bücher und Gedichte, kann auch gut mit Bearbeitungsprogrammen umgehen- habe bereits einen optisch schönen Lebenslauf designt sowie gute Anschreiben verfasst. Nur meine eigene Lebensgeschichte kann ich nicht in Worte fassen. Die letzten 5 Jahre.
Mir ist bewusst, dass es für mich auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance geben wird. Vermutlich nicht einmal einen Praktikumsplatz. Eventuell könnte man etwas in der Pflege, im Einzelhandel oder auf dem Bau finden, jedoch bin ich leider körperlich nicht geeignet. Ich habe ernste Probleme mit dem Unterleib und kann an vielen Tagen einfach nicht lange stehen (Schmerzen, Anämien, Schwindel etc). Es ist nicht psychosomatisch. Mein größter Wunsch wäre ein Job im Büro oder in einer Bank. Ich bin ein rational denkender Mensch und wortgewandt. Jedoch gibt es keinen Bewerbermangel in diesen Branchen, somit sind meine Chancen sehr gering.
Ich weiß, dass ich keinerlei Ansprüche stellen darf, jedoch habe ich einfach Angst vor einer Ausbildung zur Pflege- oder Einzelhandelskauffrau, die vermutlich meine einzige Chance darstellt. Ich liebe es zu lernen und ein Fernstudium wäre auch ideal, da ich es zuhause absolvieren kann- auch mit Schmerzen, sozialen Ängsten etc. Hab schon oft die Uni-Hausarbeiten für Freunde geschrieben und kann ohne Probleme konzentriert 8/9 Stunden schreiben/arbeiten. Jedoch kostet es viel Geld und ich habe ja nicht einmal einen Job. Zudem möchte ich auch meinen Eltern nicht mehr zur Last fallen.
Ich schäme mich. Mein einziger Lichtblick ist, dass man im Notfall immer „abspringen“ kann. Jedoch liebe ich meine Eltern, somit stellt dies eigentlich keine Option dar, so lange sie noch leben.
Wie soll ich das nur im Lebenslauf verpacken? In der Bewerbung? Es ist alles verloren.
Ariana
5 Antworten
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Hallo! Du hast grosses Potential wie es scheint. Nutze das. Würde einen Nebenjob suchen und gleichzeitig ein Studium machen. Wegen der Finanzierung dauert das vllt ein paar Semester länger als sonst, aber dann hättest du ein handfestes Zertifikat.
Oder ich würde mir nochmals überlegen, nicht doch bei dem Eltern nach Unterstützung zu fragen. Auch wenn es nur ist, dass du bei ihnen wohnst, um Mietkosten zu sparen. Dann ginge das mit dem Studium schneller.
“Abspringen“ wäre eine gigantische Verschwendung deiner tollen Persönlichkeit!!
PS: Ich arbeite und studiere auch.
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Vielen lieben Dank für den netten Kommentar. Ja, besonders ein Fernstudium wäre für mich auch eine regelrechte Traumvorstellung. Ich wohne noch bei meinen Eltern und und sehr weit außerhalb. Dorf. Ich könnte somit von zuhause aus studieren und gleichzeitig einem Nebenjob nachgehen (und mein Gehalt in das Studium investieren). Meine Unterleibserkrankung ist leider chronisch, jedoch können sich die Beschwerden mithilfe von Operationen und Therapien irgendwann einmal verbessern. Da die Krankheit den Hormonhaushalt durcheinander bringt, kann sie auch eine Ursache für die depressiven Verstimmungen/sozialen Ängste (zumindest teilweise) sein. Für mich wäre es ein Traum von zuhause aus studieren zu können (und nebenbei endlich langsam gesund zu werden). Selbstdisziplin ist kein Problem. Nur wäre eine Ausbildung natürlich besonders schön.. man hat eine Festanstellung in Sicht und verdient Geld. Meine Eltern sind auch gegen das Studium (hab es ja schon 2 mal probiert, habe aber nichts geleistet- hatte teilweise solche Angst vorm Bahn fahren, vor Menschenmassen, dann auch noch die ständigen Schnerzen)- aber ohne Anwesenheit wäre es ein Traum. Ich lerne so gerne. Das geht auch mit Schmerzen.
Danke noch einmal für die lieben Worte <3
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Eine Bekannte von mir hat mit weniger guten Voraussetzungen vom Jobcenter ein Fernstudium finanziert bekommen. Also nicht gleich abwimmeln lassen und immer wieder hartnäckig anfragen.
Alles Gute 😉
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Hm, Krankheit soweit ich jetzt weiß nicht, aber bin jetzt nicht ganz sicher, könnte mit hineingespielt haben. Sie hat ein Kleinkind und war hartnäckig. Das Jobcenter hat mehrfach verneint und gesagt, das würde nicht finanziert werden. Doch sie gab sich mit der Antwort nicht zufrieden, obwohl es einige Zeit gedauert hat, bis sie letztendlich die Bewilligung bekam 😉😊
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Vielen Dank für die Antwort. Das gibt mir definitiv etwas Hoffnung <3 Vielleicht hat ein ärztliches Attest ja einen ähnlichen Effekt, besonders wenn eine Vollzeitausbildung bzw. ein Studium mit Präsenzunterricht gesundheitlich nur schwer umzusetzen wäre. :‘)
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Da musst du mal die Schattenseiten deines Lebens überwinden und ein positives Denken in den Vordergrund stellen.
Du hast Abitur gemacht. Damit stehen deine Chancen doch gut, bei einer Firma einen Ausbildungsplatz zu finden.
Bewirb dich und wenn Absagen kommen, nicht verzweifeln, sondern weitermachen.
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Wow, Pessimismus ist ein Understatement, wenn ich mir deinen Text so durchlese.
Hast du schon versucht, dich für Ausbildungen zu bewerben?
Bezüglich der fünf Jahre, kannst du dich bei der Arbeitsagentur beraten lassen. Die helfen dir auch beim Formulieren der Bewerbung.
P. S. Du hast einen sehr sachlichen Blick, das kommt dir zugute. Und auch ich sehe ein massives Potential bei dir. Nutze es!
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Vielen Dank für die Antwort und die netten Worte! Ich bin gerade dabei. Also, ich arbeite im Moment meine Bewerbungen aus. Die Anschreiben sind verfasst, der Lebenslauf auch- der einzige Zeiteaum der noch fehlt ist die Lücke. Ich in unsicher ob ich die 2 Studienversuche eintragen soll, da ja nur Zeugnisse von Wert sind. Die Hilfe bei der Pflege dürfte eventuell auch nicht so viel ohne einen Nachweis wert sein (ist dieser überhaupt vorzuweisen?). Es tut mir leid, dass ich so pessimistisch wirke. Zur Zeit sind die depressiven Verstimmungen besonders schlimm, aber das kann auch mit den hormonalen Störungen zusammenhängen. Sobald ich physisch wieder gesund bin, wird es sicher auch der Psyche besser gehen.
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Wenn du jetzt fit genug hast du immer noch genug Zeit zum studieren. Du kannst in 3-5 Jahren einen akademischen Abschluss schaffen wenn du dich normal anstrengst. Dann bist du auch nicht sehr deutlich älter als andere Studienabgänger. Und gib dann einfach das was du gemacht hast auf dem Lebenslauf an selbst wenn es keine Zertifikate gab. Nichts macht schlechteren Eindruck als Rumhängen bei Arbeitgebern.
Oh, das freut mich sehr für sie. Dürfte ich erfahren, ob es bei ihr gesundheitliche Einschränkungen gab, die dafür gesprochen haben? Ich habe schon darüber nachgedacht eventuell sogar meine Krankheit als „Hilfe“ zu nutzen. Für mich ist es an bestimmt 10 Tagen pro Monat nur schwer möglich das Haus zu verlassen. Ein Bürojob würde dann eventuell noch funktionieren, aber ein ganzer Tag in einer Uni? Samt langer Hin- und Rückfahrt (wohne im ländlichen Raum und möchte auch nicht weg. Ich glaube, dass es für meine Psyche und körperliche Verfassung besser ist. Die Ruhe sowie die Nähe zur Familie) - da würde ich vermutlich vor sehr große Herausforderungen gestellt werden. Ich weiß nicht ob es einem hilft krank zu sein, aber viel mehr Argumente habe ich nicht zu bieten :‘) Danke für die Antwort <3