Hygiene im Barrock

4 Antworten

Hygiene im Barrock - Bar-Rock?

Was man so weiß, waren die Menschen ja nicht so reinlich im Mittelalter

Was jetzt: Mittelalter oder Barock?

Auf den Flur "gesch..." hat man weder hier noch dort.

Recht hast du dahingehend, dass man damals auch in Fürstenhäusern und Schlössern nicht über "WC"s verfügte. Das Wasser-Closett war zwar bereits erfunden, jedoch war man nicht überall bereit, sich daran zu bedienen.

Es herrscht noch heute der Aberglaube vor, den niemand belegen kann, dass die Menschen des Barock Schmutzfinken gewesen seien, dies ist Stuss! Wenn heute jemand allen Ernstes behauptet, in Schlössern seien an Wänden Kotspuren gefunden worden, ersuche ich um Angabe einer Quelle.

Richtig hingegen ist, dass z.B. in Schloss Versailles tatsächlich Kotspuren auf Gobelins vorgefunden wurden, jedoch hat dies andere Gründe: Der Herrscher liebte es, Besucher auf Audienzen warten zu lassen. Nicht eine oder zwei Stunden, er orderte sie für 7h morgens und ließ sie bis 20h warten. Der Eine oder Andere konnte mit seinem Stuhlgang dann nicht mehr ausharren. Hätte er die Säle verlassen, wäre sein Audienztermin verworfen worden.

Beweis: http://www.zeit.de/2005/29/Stimmts_Klos_in_Versailles/seite-3

Das Märchen, auch in der Barockzeit wären Gedärme von Tieren noch in den Strassen gelegen, hält sich auch noch?

Klügere User wissen, dass dem nicht so ist, da die Schlachter und Gerber bereits in der Mittelalter-Zeit aus dem Stadtgeschehen ausgeschlossen und vor die Städte verlagert wurden, und zwar in die unmittelbare Nähe der jeweiligen Flüsse.

Guter Link dazu: planet-schule.de/sf/multimedia-lernspiele-detail.php?projekt=mittelalter_gerben

Der Müll (und die Entleerung des Nachttopfes) mag zwar ein Problem gewesen sein, jedoch nicht derartig hartnäckiger Natur, wie hier der Anschein gegeben wird.

Die meisten Städte leiteten einen Zweig ihres Flusses morgens der frühe durch die Stadt und damit war der größte Müll bereits "weggeschwemmt".

Wenn hier angenommen wird, es seien "Städte am Problem der Müllabfuhr zugrunde gegangen" möge er mittels Quellennachweis seine Vermutung beweisen.

Bis ins späte Mittelalter verbrachte man größeren Müll auf Gebiete ausserhalb der Städte, worauf sich die Bewohner auch generös verließen.

Wie schlecht das funktioniert haben muss, zeigt die Beschwerde im Jahre 1579 vom Rat der Stadt Köln, „dass die Einwohner es vor ihren Häusern und Erbschaften ganz unsauber und unrein halten“

Beweis: Gem 09.qxd publish.cmcitymedia.de/news/getFile.php?id=1321896...


Jerne79  17.12.2012, 23:31

Nicht alles stimmt so:

Die Gerber wurden im Mittelalter nicht zwangsläufig aus der Stadt heraus verlagert, was in den meisten Fällen nämlich ein Problem mit dem Verlegen (im Sinne von Verlag) des Gewerbes gegeben hätte. Dafür gab es in den meisten Städten Gerberviertel, meist so gelegen, daß der Wind den Gestank schnell aus der Stadt heraustragen konnte. Wo Flüsse durch die Stadt liefen lagen die Gerberviertel dort, wo der Fluß die Stadt verließ. Quelle: Zahlreiche Publikationen über Ausgrabungen von Gerbereien. Mir fällt um ehrlich zu sein gerade keine AUSSERHALB einer Stadt ein, dafür zahllose innerhalb der jeweiligen Stadtmauern. Für Nürnberg beispielsweise sind mehrere Komplettumzüge der Gerberviertel bekannt, aber immer innerhalb der Stadtmauern.

Wie mit Müll zu verfahren war, war in jeder Stadt anders geregelt. Gängig ist lediglich "nicht auf die Straße, nicht in den Fluß". Die Entsorgung musste entweder auf dem eigenen Grundstück (davon leben wir Archäologen ;) ) oder wie angesprochen außerhalb der Stadt erfolgen. Ansonsten nutzte man auch gerne mal offene Baugruben oder ähnliches (auch hiervon leben wir Archäologen ;) ).

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themenfreund  27.12.2012, 09:25
@Jerne79

Darf ich dir helfen bei der Suche nach Städten, in denen die Gerbereien verlegt wurden, als da wäre z.B. London (Borough of Croydon), http://de.wikipedia.org/wiki/London_Borough_of_Croydon in dieses Viertel wurden im Mittelalter die Gerbereien verlegt.

Salzburg (Österreich) anfangs war die Gerberei im sogenannten "Gerbergässchen", das an der Salzach, dem Stadtfluss liegt. Als die Stadt expandierte, wurde sie nach ausserhalb, nach Nonntal verlegt. (Es sind jede Menge von Städten mit Gerbervierteln ausserhalt der Stadtmauern unter Eingabe bei Google "Gerberviertel ausserhalb der Stadtmauern" zu finden.)

Selbstverständlich sind diese Gegenden heute oft bereits IN den Städten, da die Städte sich seit dem Mittelalter vergrößerten und diese Vororte integriert wurden. Dass Gerberein an Flüssen gelegt wurden, ist unbestreitbar, sie brauchten zum Gerben Urin und viel Wasser.

Gerade im Mittelalter jedoch begann man in den Städten, die Entsorgung des Mülls vom eigenen Grundstück zu verbieten! (Literaturempfehlung "Die Stadt im späten Mittelalter" von Hartmut Bookmann.)

Dass "Archäologen" heute von der Entsorgung mittelalterlichen Unrats leben oder von offenen Baugruben, ist mir allerdings neu. Ich lehrte meinen Schülern immer, Archäologen lebten von Gehältern.

MFG

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Es war in der Barrock Zeit im wahrsten Sinne des Wortes Sch! :D Also da vor der Barrockzeit eine Seuche ausgebrochen war, dachte man, dass Wasser an dem ganzen Schuld war. Deshalb hat man sich sehr selten gewaschen (2-5 Mal im JAHR) und den Gestank mit Parfüm übertüncht... Und Burgen mussten auch zugesch sein, da man Kotspuren in den Mauern und auf den Böden gefunden hat. Meißtens aber wurde in Gräben oder auf die Straße gedungt. Straßen wurden mit Matsch, Gedärmen von Tieren (ist echt so) und mit Kot gepflastert weshalb es keine Steinstraßen waren. Bei Regenwetter hat es also nicht so gut ausgesehen. Auch der Müll war ein Problem. Da es damals keine Müllabfuhr gab wurde der ganze Müll einfach vor sein Haus geschmissen und verrottete da. Da die Städte dabei aber i-wann zu Grunde gingen, beschloss die Regierung, Müllabfuhr mit Schippe und Wagen einzustellen und ein wenig zu beseitigen! Ich hoffe es hat geholfen! :D


Jerne79  17.12.2012, 23:37

Ich überleg grad ernsthaft, ob von dem was du geschrieben hast überhaupt etwas stimmt...

  • Ja, vor dem BaRock (ein R, nicht 2) gab es verschiedene Seuchen.
  • Entgegen der landläufigen Meinung gab es auch im Barock öffentliche Bäder, die vor allem die normale Bevölkerung nutzte. Puder und saubere Kleidung waren v.a. ein Mittel der Oberschicht.

  • Kot und andere organische Abfälle wurden in der Regel in Latrinen entsorgt, auf der Straße lag höchstens, was ein Fuhrgespann verloren hat, dafür sorgten Verordnungen in den Städten. Gleiches gilt für das bißchen anorganischen Müll, wobei hier nicht die Welt anfällt. Metall wurde in der Regel recycelt (schon das Mittelalter kennt den Alteisensammler), lediglich die Keramik bleibt da übrig, und da zeigen uns die Grabungen deutlich, daß sie mit ihn den Latrinen entsorgt wurde.

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Wer braucht schon Wasser wenn er sich Puder leisten kann war das Motto^^ und gekackt wurde.. nennen wir es mal Röckchen oder Kutte hoch und laufen lassen, Röckchen/ Kutte wieder hoch. Da wurde in so ziemlich jede Ecke, Baum, Busch oder Grube gemacht draußen, daher ja auch die ganzen Krankheiten, Seuchen etc. Anschließend kam das parfümierte Spitzentaschentuch zum Einsatz. Düngerhaufen vorm Haus gab es auch.


Jerne79  17.12.2012, 23:38

Warum erkennt denn hier um Himmels Willen keiner die Existenz von Latrinen an, die sich in oder an jedem Haus befunden haben und zur Entsorgung der Abfälle dienten?!

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Bloodyrainbow  17.12.2012, 23:53
@Jerne79

Vielleicht weil sie sich deshalb nicht öfters wuschen^^ Aber stimmt schon.

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Jerne79  18.12.2012, 01:15
@Bloodyrainbow

Nochmal, auch im Barock gab es öffentliche Bäder, die von der Bevölkerung genutzt wurden. Parfum, Puder und saubere Hemdchen statt waschen wurde in erster Linie von der Oberschicht praktiziert.

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Bloodyrainbow  20.12.2012, 13:00
@Jerne79

Das stimmt, aber hatte ja auch anfangs geschrieben

Wer braucht schon Wasser wenn er sich Puder leisten kann

Damit schloss ich Leute die es sich nicht leisten konnten aus. (Leisten) Und irgendwo her musst ja die Pest als Dauerproblem herkommen.

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Wo es keine Toiletten hab, die in Latrinen oder zeitweiligen Behältnissen endeten, hat man eben einen Nachttopf benutzt und den Inhalt anschließend in die Latrine gekippt.