Hunde mit Arbeitsprüfung?

3 Antworten

Hunderassen wurden im laufe der Zeit für verschiedene Aufgabengebiete gezüchtet. Nun gibt es drei Hauptunterschiede in der Hundezucht:

Hundezucht nach Wesen: Bei diesen Hunden steht das Verhalten im Vordergrund der Zucht. Der Hund soll am Ende spezielle Wesenszüge aufweisen. Er soll z.B.: ruhig, geduldig, kinderlieb sein.

Hundezucht nach Optik: Beispiel:Chihuahua  Bei diesen Hunden sind optische Kriterien die Hauptvoraussetzungen für die Zucht. Es wird besonders auf Dinge wie Fellfarbe, Schnauzenform, Größe usw. geachtet.

und drittens:

Hundezucht nach Zweck: Beispiel: Dackel. Das ist im Prinzip die Arbeitsprüfung. Diese Hunderassen wurden für einen (oder mehrere) bestimmte Zwecke gezüchtet. Wenn du dich in die Hunderassen des VdH oder FCI einliest, wird dir sicherlich auffallen, dass bei nahezu allen Hütehunderassen der Vermerk: Mit Arbeitsprüfung auftaucht. Das bedeutet konkret, dass diese Hunderassen für einen bestimmten Arbeitszweck gezüchtet werden. Diese Zuchtrichtung ist eine Mischung aus den obigen beiden. Hierbei geht es sowohl um die für den Zweck notwendige Optik als auch das Wesen.

Der Dackel gehört zu den Jagdhunden. Auch bei ihm wird der Vermerk 'mit Arbeitsprüfung' auftauchen. Er sieht aus wie eine Wurst auf vier Beinen mit Schlappohren. Er wurde gezüchtet um Tiere aus dem Bau zu holen (Füchse, Kaninchen, DACHSE [ deshalb auch Dachshund]).

Damit er das gut kann ist eben eine Wurstige kleine Körperform notwendig, da der Bau eines Waldbewohners eben sehr eng und lang ist. Die Schlappohren sind dazu gedacht, damit kein Dreck in den Gehörgang eindringt und die Ohrmuschel beim Kampf nicht verletzt wird.

Die Optik ist aber nicht das einzige, was einen Dackel als Arbeitshund qualifiziert. Bei diesen Hunden ist ein ausgeprägter Jagdtrieb erwünscht. Ebenso sollten sie Schussfest sein und nicht verunsichert auftreten. Das leuchtet dir sicherlich ein. Denn welcher Jäger geht mit einem Hund auf die Jagd, der sich im Gebüsch verkriecht sobald die Büchse knallt?

Dieses Prinzip lässt sich auf alle Hunderassen mit Arbeitsprüfung anwenden. Wenn du dir also die Kategorie anschaust unter welcher der Hund gelistet ist, wirst du schnell erkennen welche Anforderungen er erfüllen muss.

Bei der Zucht von Hunderassen, dürfen auch nur Hunde gepaart werden, die diesen Anforderungen entsprechen. Hierzu hat der VdH für jede Hunderasse ein komplexes Regelwerk. Die Elternhunde müssen zudem Nachweise über ihre Zuchttauglichkeit erbringen.(durch Ausstellungen, Wesenstests...) -> das gilt für alle drei Zuchtgebiete. Eine Rasse die 'mit Arbeitsprüfung' ausgeschrieben ist, ist nicht zwingend teurer als andere. Der Preis wird vorrangig durch die Nachfrage bestimmt.

Was bedeutet das jetzt für dich konkret?

Im Grunde nicht viel. Du musst dir nur im klaren sein, dass ein Jagdhund niemals nicht Jagen will. Was für den Jäger super ist, kann für dich zur Belastung werden, weil du immer gucken musst, was der Hund guckt.^^ Du musst quasi das Reh, den Fuchs oder den Hasen sehen, bevor dein Hund ansetzt hinterher zu Jagen. (Nach einiger Zeit, wirst du an deinem Hund sehen ob er was sieht was du nicht siehst, bevor er hinterher hüpft). Genauso wird ein Hütehund seine 'Herde' nicht im Stich lassen und wenn nötig bitter verteidigen. Das klingt erstmal gut, kann aber eben auch dazu führen, dass dein Hund alles und jeden anbellt oder schlimmsten Falls angeht weil er dich und deine Familie, 'seine Herde', verteidigen will. Aber auch hier gilt: das Training und die Zeit macht den Unterschied.

Du musst mit einem Hund mit Arbeitsprüfung an keiner Prüfung teilnehmen. Es wird auch keiner von dir verlangen, dass du mit dem Hund weiterzüchtest. Der Hund ist auch nicht von Anfang an ein ausgebildetes Supergenie, das dich aus dem Wasser rettet oder die Drogen in der Sockenschublade anbellt. ;) Er hat nur eben die Veranlagung dazu, dass er es werden könnte. Was du daraus machst ist am Ende dein Bier. Der beste Beweis dafür liegt neben mir und schläft den halben Tag. Mein Labrador ist auch eine Hunderasse mit Arbeitsprüfung. Er gehört zu den Apportier-, Stöber- und Wasserhunden. Arko nimmt zwar jede Pfütze mit die er sieht, aber er springt nicht einfach so in den See und rettet ertrinkende Kinder. Wasserliebe ist die Veranlagung, das er nicht weiß  wie man rettet liegt an mir. Habe ich ihm nämlich nie Beigebracht. (Macht im Gebirge auch nicht wirklich Sinn)

Ich hoffe, das hat dich nicht noch mehr verwirrt sondern hilft dir ein bisschen. :)


KRYPTiiC 
Beitragsersteller
 17.09.2016, 15:29

Vielen Dank für den langen Text und die gute Erklärung :)

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HexeJulia  17.09.2016, 15:31
@KRYPTiiC

Das war ja auch eine wirklich sinnvolle und berechtigte Frage. Da mache ich mir gerne die Arbeit sie so gut wie möglich zu beantworten. :D

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Jetzt mal kurz und kanapp und richtig.

Bei manchen Hunderassen, die mal für Aufgaben geschaffen wurden, gibt es in diesen Aufgaben Prüfungen, welche der VDH als "Berweis" ihrer ursprünglichen Tauglichkeit wertet, dann darf der Hund in der "Gebrauchshundeklasse" ausgestellt werden, wenn er ds Alter hat. Aber eben nur wenn dieser individuelle Hund die Prüfung hat!(Beispiele: bei Dackeln Schweissprüfung, also finden angeschossenes Wild, bei Terriern Bauprüfung, also Arbeit an Fuchs etc. im Bau, bei Hütehunden Hüteprüfung etc.). Es gibt dafür beim VDH Listen. Für unterschiedliche Rasen können das ganz unterschiedliche Prüfungen sein.Es geht dabei weniger um "neue Aufgaben" wie Leute retten, sondern um "ursprüngliche Aufgaben" wie Hilfe bei Jagd oder Hüten von Weidetieren. Wenn ich einen Terrier als Zollhund ausbilde, hat der zwar eine Tolle Prüfung und einen Geldwert, aber besitzt keine (!) Arbeitsprüfung im Sinne des VDH und darf dann nicht in der Gebrauchshundeklasse starten. 

Wenn ein Hund, der nach Schönheit gezüchtet wurde, solch eine Prüfung macht, darf der das auch.

Es regelt noch nicht die Zuchtverwendung der Hundevereine. Z.B. beim Terrier brauche ich noch andere Kriteriern (auch von Wesen und Aussehen) um nach "Leistungszucht" zu züchten.

Und es macht nur Sinn, nach Wesen und rassetypischem Aussehen und dann eventuell bestimmte Leistung zu züchten, wenn es wieklich gute Hunde werden sollen.

So wie ich es verstanden habe, sind es Rassen, die für ein spezielles Gebiet geeignet sind. Zum Beispiel der Dackel kann dann eine Jagdhundprüfung machen, muss es aber nicht!