Herkunft und Erklärung des Wortes "Hella"

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Bei Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen ist „Hella“ Bezeichnung für Hel. Hel ist in der germanischen Mythologie die Unterwelt, das Totenreich. In einer Personifikation ist Hel auch die Totengöttin, die Herrscherin der Unterwelt/des Totenreiches.

Die Walküre, 2. Aufzug, 4. Szene (Siegmund):

„Muß ich denn fallen,
nicht fahr’ ich nach Walhall:
Hella halte mich fest!“

Siegfried, 2. Aufzug 1. Szene (Alberich zu Wotan [Der Wanderer]):

„Walhalls Höhen
stürm ich mit Hellas Heer:
der Welt walte dann ich.“

Götterdämmerung, 1. Aufzug, 3. Szene. 1. Teil (Brünhilde zu Siegfried in der Gestalt Gunthers):

„Stammst du von Menschen?
Kommst du von Hellas
nächtlichem Heer?“

Der Wortherkunft nach (etymologisch) sind „Hel“ und „Hölle“ verwandt. Sachlich besteht aber ein Unterschied. Die Hel war in der germanischen Religion und Mythologie kein Strafort für die Seelen von Sündern/Übeltätern. Der Gott Baldr (Balder, Baldur), der eine Lichtgestalt ist, kommt nach seinem Tod in die Hel (Prosa-Edda).

Der Ausdruck »nach Hel kommen, zur Hel fahren« (fara ti Heljar) ist in den Eddaliedern und der Skaldik (Dichtung der Skalden) Synonym zu »sterben«.

Totenreiche sind bei den Germanen:

  • Grabhügel als Haus der Toten

  • Reich der Hel (einige sprachliche Zusammenhänge lassen auf eine Bedeutung »Totenstätte, Totenhalle« schließen; eine verborgene Unterwelt, feucht und dunkel); nach Snorri Sturlusson kommen nur an Altersschwäche oder Krankheit Gestorbene nach Hel.

  • Reich der Ran (unterseeisches Reich der Meeresgöttin Rán): Dort enden die Ertrunkenen.

  • Walhall (altnordisch Valhöll/Valhǫll »Halle der Gefallenen«), der Wohnort des Gottes Odin (Óðinn) bzw. Wodan/Wotan in Asgard (Ásgarðr), wo er die im Kampf gefallenen Krieger um sich schart, und andere mythische Wohnsitze von Gottheiten (die Göttin Freya wohnt in Fólkvangr [»Gefilde der Kriegerscharen«], erhält nach einer mythologischen Version [nach einer häufigeren anderen bekommt Odin alle Gefallenen] die Hälfte der Gefallenen (valr) und weist ihnen Sitze in ihrer Halle zu [Grímnismál, Strophe 14]; die Egils saga Skalla-Grímsonar, Kapitel 78, deutet einen Glauben an, Freya nehme auch Frauen zu sich)

In manchen literarischen Texten liegen hinsichtlich Hel wohl Einflüsse der klassischen Antike mit der Unterwelt als einem Schattenreich vor (Entsprechungen zum Reich des Hades [ᾍδης] in der griechischen Mythologie und Religion).

In der Zeit des Religionswandels und in einem dann christlichen Mittelalter sind auf die Deutung Einflüsse der Vorstellungen von Hölle und Paradies bzw. Himmelsreich erfolgt. Aspekte der Hölle treten erst im Hochmittelalter auf, als Bestandteile mittelalterlicher christlicher Visionsliteratur einfließen.

Duden - das Herkunftswörterbuch : Etymologie der deutschen Sprache. Herausgegeben von der Dudenredaktion auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln. 4., neu bearbeitete Auflage. Mannheim ; Leipzig ; Wien ; Zürich : Dudenverlag, 2007 (Der Duden ; Band 7), S. 343:
Hölle: das gemeingerm. Wort mhd.helle, ahd. hell[i]a, got. halja, engl. hell, aisl. hel, das in altgerm. Zeit den Aufenthalt der Toten bezeichnete, ging nach der Christianisierung der germanischen Stämme auf den christlichen Begriff über. In der nordischen Mythologie tritt Hel «Totenreich» auch personifiziert auf, beachte ›Hel‹ als Name der germanischen Todesgöttin. Die germ. Benennung des Totenreiches gehört zu der unter ↑ hehlen dargestellten idg. Wurzel * k̂el- «verhüllen, verbergen, schützen» und bedeutet demnach wahrscheinlich «die Bergende», falls für die Vorstellung des Totenreiches nicht von dem mit einem Zaun oder mit Steinplatten geschützten Sippengrab auszugehen ist.“

gemeingerm. = germeingermanische
mhd. = mittelhochdeutsch
ahd. = althochdeutsch
got. = gotisch
engl. = englisch
altgerm. = altgermanischer
germ. = germanische
idg. = indogermanischen

Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebald. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Berlin ; New York : de Gruyter, 2011, gibt S. 402 zu hehlen an:
seit dem 8. Jahrhundert belegt, mittelhochdeutsch hell(e)n, althochdeutsch helan, altsächsisch hela; aus germanisch * hel-a ‘hehlen’, auch altenglisch helan, altfranzösisch hela; gotisch und altnordisch in Ableitungen, siehe z. B. hüllen

zu indogermanisch (westeuropäisch) * kel- ‘verbergen’

S. 408 zu Hel:
‘Unterwelt, Totengöttin’ (in der nordische Mythologie) Entspricht dem Wort Hölle, das nur als christlicher Terminus bezeugt ist, und weist damit darauf hin, daß der Name schon vorchristlich bei den Germanen in Gebrauch war.

Abstraktum: Hehl. Bezeichnung handelnder Person (Nomen agentis): Hehler


Albrecht  22.07.2013, 07:03

S. 422 zu Hölle:
seit dem 9. Jahrhundert belegt, mittelhochdeutsch helle, althochdeutsch hell(i)a, altsächsisch *hellia, aus germanisch * haljō* ‘Unterwelt, Totenwelt’, auch in gotisch halja, altnordisch hel, altengisch hell, altfranzösisch helle; in der Regel für den christlichen Begriff der Hölle bezeugt, im Altnordischen aber auch für die entsprechende germanische Vorstellung; dort auch für die Personifizierung Hel für die Totengöttin. Man kann vermuten, daß die Germanen die Totenwelt als das die Toten Bergende bezeichneten und damit an germanisch * hel-a ‘bergen’ anschließen: doch bleibt dies bei einem mythologischen Begriff eine bloße Vermutung.

Nach Grímnismal 31 wohnt Hel unter einer der drei Wurzeln des Weltenbaumes Yggdrasil – unter den beiden anderen die Reifriesen (hrímþursar) und die Menschen (menskir menn).

Baldrs draumar: Óðinn reitet auf Sleipnir wieder zu Nifhel, um Balders Schicksal zu erkunden.

In der Vǫluspá/Völuspá ist wiederholt vom Weg zur Totenwelt (helvegr) die Rede.

Snorri Sturluson spricht von der Hel bei Balders Ritt in die Totenwelt und bei dem Versuch seines Bruders Hermóðr, ihn aus der Hel zu holen. Er kommt an die Hel-Gatter (Hel-grindr), die Sperre, die das Reich der Toten und das der Lebenden trennt. Der ihm von seinem Vater Óðinn überlassene Sleipnir überspringt sie mit ihm.

Hel ist die Tochter des Loki und der Riesin Angrboda (Angrboða) und Schwester des Fenriswolfes und der Midgardschlange. Allvater (Al-fǫðr), also Odin, warf nach Snorri Sturluson, Gylfaginning 34, Hel nach Niflheimr und überantwortete ihr die Herrschaft über 9 Reiche, damit sie den an Krankheit und Alter Gestorbenen Behausung biete.

Der Aufenthalt der Toten wurde als ein verborgener, unterirdischer Ort verstanden. Schilderungen der Hel-Fahrten beschwören das Unheimliche und Gespenstische dies Unterweltortes. Die Hel ist offenbar von alters her ein verborgener Ort, dem mit Furcht und Grauen begegnet wird.

Alben ist ein Sammelname für Wesen, die in der Mythologie zwischen Göttern, Zwergen und Riesen standen.

Snorri Sturluson klassifiziert in der Prosa-Edda die Alben auf eine Art, die Ähnlichkeit mit der Gegenüberstellung von Engeln und Teufeln im Christentum hat.

Snorri Sturluson, Gylfaginning 16 und 33 unterscheidet Lichtalben (Liósálfar), die in Álfheimr wohnen und schöner als die Sonne sind, Dunkelalben (Dökkálfar) und Schwarzalben (svartálfar), die unter der Erde wohnen und schwärzer als Pech sind. Die Zwerge setzt er mit den Schwarzalben gleich. Niflheimr (altnordisch «verhüllen, verbergen, schützen» setzt er offensichtlich mit Hel gleich (wahrscheinlich unter dem Einfluß der Bezeichnung „Niflhel“ [«die dunkle Hel»] für den tiefsten und dunkelsten Teil der Hel, die neunte Welt der Hel). In Niflheimr steckt sprachlich und in der Bedeutung etwas von dunkel“ und „Nebel“.

Richard Wagner hat aus verschiedenen Quellen und Darstellungen der Mythologie etwas entnommen, zusammengestellt und eine eigene Darstellung geschaffen.

Die Nibelungen bewohnen Nibelheim (vom altnordischen „Niflheimr“ herkommend), in den Tiefen der Erde gelegen (sie arbeiten in Klüften unter einem Berg) , sind Zwerge und Schwarz-Alben. Ein Gegenspieler ihres Herrschers Alberich, auch Schwarz-Alberich genannt, ist Wotan, auch Licht-Alberich genannt.

Nibelheim ist nicht das Totenreich. Richard Wagner bringt unter verschiedenen Gesichtspunkten aber Verbindungen zwischen Nibelheim und seinem Herrscher Alberich und Hel (bei ihm „Hella“) hinein.

Bücher enthalten mythologische Informationen, z. B.:

Heinrich Beck, Hel. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Von Johannes Hoops. Band 14: Harfe und Leier - Hludana-Hlo̜ðyn. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer. Berlin ; New York : de Gruyter, 1999, S. 257 - 260

Hans Kuhn, Alben. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Von Johannes Hoops. Band 1: Aachen - Bajuwaren. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Herausgegeben von Heinrich Beck, Herbert Jankuhn, Hans Kuhn, Kurt Ranke, Reinhard Wenskus. Berlin ; New York : de Gruyter, 1973, S. 130 - 132

Rudolf Simek, Religion und Mythologie der Germanen. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2003, S. 190 - 212

Rudolf Simek, Lexikon der germanischen Mythologie. 3., völlig überarbeitete Auflage. Stuttgart : Kröner, 2006 (Kröners Taschenausgabe ; Band 368), S. 8 – 10 (Alben), S. 81 – 82 (Dunkelalben), S. 178 – 179 (Hel), S. 244 (Lichtalben), S. 300 – 301 (Niflheimr), S. 366 (Schwarzalben), S. 302 (Nifhel)

Rudolf Simek, Totenreiche. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Von Johannes Hoops. Band 31: Tiszalök - Vadomarius. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer. Berlin ; New York : de Gruyter, 2006, S. 88 – 92

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Hella steht für: einen weiblichen Vorname, siehe Hella (Vorname) einen deutschen Automobilzulieferer, siehe Hella (Unternehmen) einen österreichischen Hersteller von Sonnenschutzanlagen, siehe Hella Sonnen- und Wetterschutztechnik einen Asteroid, siehe (1370) Hella. ein Musikduo aus Sacramento (Kalifornien), siehe Hella (Band) eine Mineralwassermarke, siehe hella Mineralbrunnen Orte Hella (Rangárþing ytra), ein Ort in der Gemeinde Rangárþing ytra im Süden Islands zahlreiche weitere Orte in Island Hella (Norwegen), am Sognefjord

http://de.wikipedia.org/wiki/Hella


schwarzerbogen  18.07.2013, 11:57

und hella ist auch ein pferdename, ein isländischer zumindest hatten wir mal ne isi stute die so hieß..

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Suche einmal in den indogermanischen Wurzeln dieser Bezeichnung... dann findest du die Lösung:

hella -> Hölle, Höhle, Unterwelt... Dort wohnen die Alben...

Um 800 rum stand es auch für Hölle oder Unterwelt, im Lat.el infernum, germ. *aljÌ = Unterwelt, Totenwelt von verbergen, verhüllen.