Hat man als LKW - Fahrer im Fernverkehr genug Zeit?

10 Antworten

Was heisst Zeit? Zeit wofür? Zum Lesen oder Fernsehen bzw. Filme auf Deinem Laptop schauen: hast Du reichlich. Zeit für einen Stadtbummel oder Restaurantbesuch: eher wenig.

Regel: In der Nähe Deines Fahrzeuges - viel Zeit für Dich, Fahrzeug entfernt - wenig Zeit.

Manche Fahrer werden nach Stunden bezahlt, manche nach Festgehalt. Üblicherweise gibt es auf den normalen Nettolohn dann noch Spesen.

Ich habe von ostdeutschen Fernfahrern gehört, welche am Monatsende für einen ganzen Monat Fahrerei nicht mehr als 1.200 oder 1.300 netto überwiesen bekommen. Mit allem drum und dran. Mehr nicht.

Ist meiner Meinung nach aber allein eigene Dummheit. Aber richtig! Als Fernfahrer kann man überall anfangen, da muss der Firmensitz nicht unbedingt in der heimatlichen Billiglohnregion liegen.

Normal sind in zivilisierten Gegenden bei Steuerklasse 1 bzw. 4 eigentlich so um die 1.600 (absolutes Minimum!) bis 2.500 netto (inklusive Spesen). Da ist dann vielleicht aber ein Wochenende mit dabei, den Du im LKW verbringst. Die Dinger sind mittlerweile aber recht luxuriös (im Vergleich zu vergangenen Zeiten). Bei einem guten Standplatz am Wochenende sozusagen fast wie Urlaub im Wohnmobil.

Die Arbeitstage können nicht selten 13 bis 15 Stunden erreichen. Da man aber quasi mit seiner Zwerg-Wohnung einen ganz eigenen privaten Bereich hat, ist das für mich alles andere als problematisch. Wenn es sich ergibt: Ruhiger Parkplatz, Gardinen zu und kurzes Schläfchen zwischendurch. Macht wieder munter. Schön sowieso.

Als LKW-Fahrer kann und wird es Dir passieren, dass Du etliche Male kündigst und irgendwo anders neu anfängst. Die zu Dir passende Firma zu finden, kann unter Umständen einige Jahre dauern. Vielleicht auch einige Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht, weil man Dich um Dein Geld besch.... will.

Optimum für mich persönlich ist alles, wo weder Spanngurte noch Paletten drin vorkommen. Von Schwitzen steht nichts in meinem Arbeitsvertrag ;-)

Allein nur Tank, Silo, Glas, Kipper und dergleichen. Und das mache ich schon seit nun über 5 Jahren - ich fahre Silo. Und da ich bei Steuerklasse 4 inklusive Spesen monatlich um die 1.900 netto habe, nur Teilzeit arbeite (immer im Wechsel nach zwei Wochen Arbeit eine Woche frei), kommt auch mein Privatleben nicht zu kurz. 24 Tage Urlaub gibt´s natürlich zusätzlich, logisch.

Europaweites Telefon und mobiles Internet kostet mittlerweile kaum noch Geld (wenn man denn anstatt überteuerter Verträge nur Prepaid (ALDI-Talk und Europasim) nutzt, deshalb kommt auch der Kontakt mit der Heimat nicht zu kurz.

Fahrer werden überall händeringend gesucht, bei uns stellt man deshalb schon seit zwei Jahren deutsch und/oder englischsprachige Osteuropäer ein. Wir finden nur noch schwierig gute deutsche Fahrer. Kurzum - als Fahrer hast Du auch auf die Zukunft bezogen einen sicheren Arbeitsplatz.

Wenn Du als Fernfahrer arbeiten willst, kann es durchaus vorkommen, dass Du eine Woche lang gar nicht daheim bist.

Also, mal ganz von vorne:

Man fährt keine 16 Stunden am Stück. Die Arbeitszeit ist nach dem Arbeitszeitgesetz geregelt und das besagt dass man nur 10 Stunden am Tag arbeiten darf, und auch nur wenn im Dreimonatsschnitt nicht mehr als 8 Stunden am Tag anfallen.

Die Lenk- und Ruhezeiten sagen aus, dass man nur 9 Stunden am Tag lenken darf, zweimal die Woche 10 Stunden. Lenkzeiten und Arbeitszeiten sind zusammen zuzählen und dürfen 10 Stunden nicht überschreiten. Zu Arbeitszeiten gehören nicht nur Ladearbeiten, sondern auch andere Arbeiten wie Papiere machen, Fahrzeugpflege, tanken, Scheiben putzen, usw usw.

Dann wirds zum rechnen, hast Du schon 2 Stunden Ladezeit am Tag, und noch eine Stunde Fahrzeugpflege, dann darfst Du nur noch 7 Stunden lenken, da Du dann schon die 10 Stunden voll hast.....

Wichtig ist, dass Du innerhalb eines 24 Stunden-Zeitraumes die Tagesruhezeit genommen hast. Die Tagesruhe beträgt lt. Fahrpersonalgesetz und Arbeitszeitgesetz 11 Stunden, die dreimal pro Woche auf 9 Stunden verkürtzt werden darf. Also, fängst Du an einem Tag um 6 Uhr morgens an, muss spätestens am nächsten Tag um 6 Uhr die Pause von 9 bzw. 11 Stunden abgeschlossen sein. So ergibt sich eine "Schichtzeit" von 13 bzw. 15Stunden. In diesen 13 bzw. 15 Stunden kannst Du Deine 10 Stunden Arbeitszeit aufteilen.

Nach Stunden darf nicht bezahlt werden. Stundenlohn und Touren- oder Km-Geld sind in Deutschland aus gutem Grund verboten, sonst würde jeder bis zum Umfallen fahren um möglichst viel zu verdienen. Die Stunden werden zwar vom Arbeitgeber ausgewertet, um zu wissen wieviel Du noch arbeiten kannst und darfst, aber bezahlt wird nach Festlohn. Nur als Baustellenfahrer oder ähnliches kannst Du nach Stunden bezahlt werden, aber nicht der Kraftfahrer im Fernverkehr.

Zur Freizeit, fast keine. Kraftfahrer im Fernverkehr arbeiten die "Schichtzeit" ab und haben dann 11bzw. 9 Stunden Pause. In dieser Pause wird gegessen und geduscht und geschlafen, nach der Pause gehts sofort weiter.

Natürlich gibts auch gute Seiten, mal eine extrem lange Pause am Meer, oder Wartezeit an einer Baustelle mitten in einer schönen Stadt.... Aber der Alltag sieht eher so aus, dass man von Industriegebiet zu Industriegebiet fährt und nur Autobahn und Gewerbefimen sieht. Zu guter letzt ist man der letzte Trottel bei den Autofahrern ( in Deutschland zumindest).

Ich hatte schon viele schöne Momente, lange Pausen am Meer, schöne Baustellen mit netten Bauherren.... aber Du musst Dich auch damit abfinden, der Trottel der Nation zu sein und dass die Termine eng abgesteckt sind, sodass Dir keine Zeit zum Sight-seeing bleibt. Noch dazu, weil überall wo es schön sein könnte, oder wo man mal hin muss ( in eine Ortschaft zum Einkaufen oder in eine Apotheke oder zum Arzt...) LKW-Verbote bestehen. LKW will keiner haben.

Zu einer anderen Antwort hier: Verstoße gegen das Fahrpersonalgesetz und Arbeitszeitgesetz werden nicht mit Punkten geahndet, nur Geldstrafe, und die aber saftig!

Merke Dir, auch wenn der Chef den Fahrer nicht zum Überschreiten der Fahrzeit nötigt, es gibt genug andere Situationen an denen man verzweifelt (kein Parkplatz....) und dann wirst Du gnadenlos zum Zahlen verdonnert. Ein in Deutschland geahndetes Vergehen geht vor die Gewerbeaufsicht, mit dem Sachbearbeiter kann man reden, bzw. vor Gericht die Sachlage schildern. Dann kann evtl. das Verfahren eingestellt werden, weil jeder davon überzeugt ist, dass das Vergehen aufgrund fehlender Parkplätze oder einer Stausituation begangen worden ist.... Im Ausland sieht es da anders aus: Bezahlen und zwar saftig oder der LKW wird beschlagnahmt und Du gehst ins Gefängnis.... Und Strafen von bis zu 3000 Euro sind keine Seltenheit! Das sind fast zwei Monatslöhne.

Bedenke: Ein LKW-Fahrer wird schon fast stärker überwacht als ein Sträfling. Und das ist jetzt nicht mal übertrieben!

So wie Du schreibst, mit den 16 Stunden und der Freizeit, lege ich Dir nahe, Dich mal mit einem LKW-Fahrer von Auge zu Auge zu unterhalten, soviel kann man hier gar nicht schreiben um alles zu erläutern, weder die positiven noch die negativen Seiten.

Außerdem lege ich Dir mal nahe Dich über die ganzen Gesetze zu informieren, denn da hast Du eine ganz falsche Vorstellung. Die Gesetze die den LKW-Fahrer betreffen sind das

  • Arbeitszeitgesetz
  • Fahrpersonalgesetz
  • Fahrpersonalverordnung
  • AETR
  • Berufskraftfahrer-Qualifikations-Verordnung
  • Verordnung (EG) Nr. 561/2006
  • Verordnung (EWG) Nr.3821/85

Wenn du in einer Firma beschäftigt bist, die an einem guten Betriebsklima Interesse hat, kann das ganz gut funktionieren: Meine Disponenten wußten, dass ich sehr gern auf Fähren in Nord-und Ostsee unterwegs war, und nichts gegen Wochenendaufenthalte in europäischen Hauptstädten oder touristischen Hochburgen hatte.So bin ich häufig in London, Paris und Malmö und Barcelona gewesen. Leider nur EIN Wochenende in Rom. 

Die Fahrer werden nur für die Fahrzeit, Be- und Entladezeit bezahlt. Die gesetzlichen Pausen nicht! Es wird nach Stunden gezahlt und zwar soviele, wie die Fahrerkarte aufweisen. Auch Übernachtung im LKW ist unbezahlt (bei manchen Firmen wird es bezahlt wobei das nur freiwillig und sehr nett ist).

Man bekommt aber auch teilweise noch Nachtzuschläge und vorallem Spesen.