Habt ihr Ideen, was die Lebensmittelindustrie für mehr Nachhaltigkeit besser machen kann?

6 Antworten

Die Billig-Philosophie muss durchbrochen werden. Das ist eine Aufgabe für die Lebensmittelindustrie, aber auch die Händler und die Kunden. Häufig sind es die Händler, die die Preise drücken - auf Kosten der Erzeuger. Aktuell gibt es ja einen größeren Streit zwischen Mars und einigen Supermarktketten. Mars erhöht die Preise, die Supermärkte ziehen nicht mit. Ob die Preiserhöhung von Mars jetzt angemessen und gerechtfertigt ist, mag und kann ich nicht beurteilen. Es zeigt aber, welche Macht die Händler ausüben oder versuchen auszuüben.

Wenn die Büsumer Krabben von der Nordsee nach Tunesien oder sonstwo verschifft werden, um dort gepult zu werden, dann nach irgendwohin geflogen werden, um dort verarbeitet zu werden und dann bei uns in den Läden landen, ist das schon ziemlich heftig. Der Erdbeer-Joghurt hat auch bereits einen 4-stelligen Kilometerstand, wenn er im Regal ankommt. Der Handel bietet alles jederzeit an, da werden im Januar die Erdbeeren tausende Kilometer nach Deutschland geflogen. Äpfel aus Chile, die Apfelbauern aus dem Alten Land werden ihre Ernte nicht los.

Auch das Thema Bio sehe ich sehr zweischneidig. Ich habe da lieber die Milch aus der Region, die zwar nicht Bio ist, wo ich die Kühe aber besuchen kann (die auch durchaus auf die Weide dürfen). Da muss ich nicht die Bio-Milch aus Bayern nach Norddeutschland karren. Ich halte regionale Produkte häufig für nachhaltiger als Bio-Produkte. In dieses gesamte Thema gehört dann auch der Punkt, dass der Transport viel zu billig ist. Warum steigen gerade die Preise für Lebensmittel? Weil die Transportkosten gerade heftig steigen. Regionale Produkte sind von den Preissteigerungen deutlich weniger betroffen.

Das MHD abschaffen zb. Es werden Unmengen an Lebensmitteln weggeschmissen, weil Menschen denken wenn der Joghurt ne Woche drüber ist, kann man ihn nimmer essen.

Zudem sollte einfach nachhaltiger produziert werden und Lebensmittel entsprechend Geld kosten. Wenn das Kilo Hack nicht 3€ sondern 12€ kostet, überlegt man sich ob man erstens so viel braucht und zweitens ob Mans einfach so in den Müll wirft …

Aber solange alles so billig ist, und vermeintlich endlos zur Verfügung steht, wird das Ganze auch nicht wirklich wert geschätzt.

Da sind aber Verbraucher UND Hersteller in der Pflicht, sich zu ändern.


franzhartwig  27.10.2022, 16:48
Das MHD abschaffen zb.

Das sehe ich tatsächlich anders. Das MHD ist erstens mal aufgrund des Lebensmittelrechts vorgeschrieben. Die Lebensmittelindustrie kann es also nicht abschaffen. Entsprechende Lobbyverbände können allenfalls auf den Gesetzgeber versuchen entsprechenden Druck auszuüben.

Das MHD dient aber auch dem Verbraucherschutz. Die Lebensmittelindustrie sollte das MHD so weit wie möglich ausreizen. Aber nicht nur der Gesundheitsschutz ist hier zu betrachten. Der Hersteller sagt mit dem MHD auch, bis wann das Produkt die zugesagten Eigenschaften hat. Nach Ablauf des MHD ist das Lebensmittel nicht gleich schlecht oder gar gesundheitsgefährdend. Es kann aber hinsichtlich Geschmack, Farbe und Konsistenz verändert sein. Das Produkt entspricht dann nicht mehr den Erwartungen des Kunden, sodass dieser dann reklamiert. Das will dann auch keiner.

Es werden Unmengen an Lebensmitteln weggeschmissen, weil Menschen denken wenn der Joghurt ne Woche drüber ist, kann man ihn nimmer essen.

Das liegt aber nicht am MHD, sondern daran, dass der Verbraucher das MHD missversteht und sich nicht die Bedeutung des M für "mindestens" bewusst macht. Und natürlich muss man hier auch sagen, dass der Verbraucher zu viel gekauft hat.

Viele Lebensmittel werden auch direkt vom Händler weggeworfen. Und dann ist es noch verboten, sich diese Lebensmittel beim Händler aus der Tonne zu holen. Das ist dann Diebstahl. Umgekehrt darf der Händler diese Lebensmittel aber auch nicht mehr offiziell abgeben. Das Problem ist hier nicht das MHD, sondern die dann tatsächlich mangelhafte Disposition. Der Händler hat offenbar zu viel eingekauft - mehr als er verkaufen konnte. Da scheint es billiger zu sein, einiges wegzuwerfen, als dem Kunden auch mal ein leeres Regal zu präsentieren. "Sorry, nix mehr da, ab Montag wieder". Hier sind also Händler und Verbraucher in der Pflicht.

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LesterChef 
Beitragsersteller
 27.10.2022, 16:05

Danke dir, aber zu deinem Beispiel mit dem Preis, kann die Industrie an sich einfach sagen, dass sie ihre Preise erhöhen für ihre Produkte, oder wie läuft das? LG

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Rosswurscht  27.10.2022, 16:06
@LesterChef

Wenn hochwertiger produziert würde, zb in Bio Qualität, steigen die Preise automatisch. Weil die Erzeugung teurer ist.

Letztlich würde also auch der Preis im Laden steigen.

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Regionale Produkte einkaufen zum Weiterverabeiten, Füllstoffe aus pflanzlicher Quelle (kein Milchpulver, kein Flüssigei ect. ). Verpackungen aus Recyclingmaterial und reduzieren. Verpackungen nicht in Übergröße um mehr Volumen vorzugauckeln.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Gaaanz spontan fällt mir ein ->

  • Wiederverwertbares Verpackungsmaterial... in Form von Pfandsystemen (nicht nur im Lebensmittelbereich, sondern auch in der Logistik).
  • Staatliche Förderung für die Bereitstellung abgelaufener und beschädigter Lebensmittel für Tafeln u.Ä. Einrichtungen.
  • Verbot von Zerstörung noch verzehrbarer Lebensmittel von Supermärkten (wie in Frankreich... soweit ich weiß).
  • Eine ganz tolle Idee -> Einen Saison-Kalender für dt. Erzeugnisse (Obst / Gemüse).. für regionales und saisonales Kochen. Am besten wäre es, man unterrichtet dies in Schulen.

Gruß, JB

So gut es geht auf Plastikverpackungen verzichten.