Gibt es einen spanischen Humor?

1 Antwort

Jetzt mal so, wie mir das auf die Schnelle einfällt, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit:

Spanischer Humor geht von kurzen Sprüchen, die Sachen anhand eines gleichen Adjektivs gegenüberstellen, die nichts miteinander zu tun haben, wodurch witzige Quervergleiche zustande kommen (1), über eine überspitzte Anwendung von Komplimenten (2) bis hin zur Tabulosigkeit z.B. im Film und TV (3).

1. más duro que una mojama = härter als ein Thunfisch-Schinken; somit wird also auch die zu vergleichende Sache (Leben, Gegenstand, Körperteil) mit Eigenschaften eines vertrockneten Schinkens belegt.

2. Es drängelt sich jemand vor oder ist unhöflich. Statt auf Konfrontationskurs zu gehen und selbst die Fassung zu verlieren, sagt man ein überspitztes Kompliment und jeder drumherum weiß, dass man es A nicht so meinte und B die Person sich daneben benahm, indem man z.B. laut vale, guapa sagt, jedoch nicht unbedingt die Schönheit der Person meint.

3. Spanische Filme sind tabulos. Das jedoch auf eine andere Weise wie in Deutschland, wo sich Tabulosigkeit auf Sex oder Gewallt bezieht, der Hauptakt jedoch immer in korrektem Umfeld stattfindet. In Spanien werden (humorvoll) Menschen in Situationen gezeichnet, die im Dreck leben, mangelnde Körperpflege haben, Situationen schamlos ausnutzen, Erpressen, usw. usf. Auch auf Kosten von Drogenabhängigen, Behinderten, regionalen Besonderheiten. Im Gegensatz zu Deutschland jedoch weder belehrend noch auf ein Happy End hinzwängend, sondern man lässt diesen Charakteren freien Lauf. Vgl. die Torrente-Filme, welche allesamt zu den meistgesehendsten Filmen Spaniens gehören. Auf der anderen Seite ist aber gerade diese Tabulosigkeit auch ein Zeichen der Toleranz. Denn genauso gibt es in Spanien Schauspieler mit Down-Syndrom (ebenso Profesoren) und egal welcher Kategorie jemand angehört, wird er in der Gesellschaft angenommen. In Deutschland verbittet man sich jeglichen Hinweis auf Andersartigkeit, aber erkennt die Menschen oft nur nach Schubladen an.