Gedicht interpretation - 1. Weltkrieg... HILFE!

6 Antworten

Übler Text!

Will euer Lehrer euch in die Gedankenwelt von Deutschnationalen einführen (und weshalb?), oder ist der selber so? Habt ihr auch Texte von Kriegsgegnern oder Aufkläreren gelesen, oder gefällt sich euer Lehrer im Vermitteln von hirnbefreitem Nationalismus?

Judas ist per Definition ein Verräter aus den eigenen Reihen, der mit den "Welschen" gemeinsame Sache macht, um die "Helden" auszuliefern. Die Helden sind natürlich wieder eigene Leute, die sollen ja dem "Feind" ausgeliefert werden. Helden sind IMMER die eigenen Leute, während die Welschen alle Feiglinge sind und deshalb auch den Krieg gewonnen haben. Oder so.

Typisch für die Deutschen: erst einen Krieg anfangen, und wenn sie dann auf die Mütze bekommen haben, wird gejammert und alle anderen sind Schuld und sie die Opfer. Wie kann so ein Kerl das Wort "Ehre" in den Mund nehmen, wo er nicht einmal weiß, was Würde ist? Ein schlechter Verlierer ist nicht wirklich jemand, den man guten Gewissens mit dem Wort "Ehre" verbindet.


malbuu95 
Beitragsersteller
 05.06.2011, 09:33

Keine Angst... Diesen Text müssen wir analysieren, weil er "ein schlechtes Beispiel" ist. Unser Lehrer (und auch unsere Klasse) ist gegen diese Gedankenwelt von Deutschnationalen...

0

Wer kann mit dem "Helden" gemeint sein? Sicher nicht der Kaiser, denn dessen Auslieferung hätten die Niederlande als Exilland veranlassen müssen. Andererseits hatten die Alliierten der deutschen Regierung eine Auslieferungsliste übergeben, auf der auch der Name Hindenburg stand. Hindenburg war in den Augen der Deutschen der Held von Tannenberg. Er kann demnach gemeint sein. Dann wäre der Judas ein Mitglied der deutschen Regierung, das dem Auslieferungsersuchen zustimmt.

Die letzte Schmach von einem Theodor Herold erschien in den Düsseldorfer Nachrichten vom 14. Februar 1920


Versailler Vertrag

Das war ein Hieb, der saß! Fühlst du's meine Junge?

Ahnst du den Hass, die ganze Niedertracht,

Mit der uns hier die welsche Lästerzunge

Vor aller Welt verhöhnt und ehrlos macht?

2.

Ausliefern soll'n wir dieser gierigen Meute

Den Kopf der Helden, die die Welt regiert,

Die Jahr um Jahr im wilden Schlachtgeläute

Das deutsche Volk von Sieg zu Sieg geführt.

    3.

Wohl sind wir wund und arm und ohne Waffen

Und nur auf uns gestellt; doch ehrlos? Nein!

Das ganze Volk wird sich zusammenraffen

Wir lassen uns nicht frech ins Antlitz spei'n!

    4.

Und sollte dennoch sich ein Judas melden

Um Silberlinge für den Feindesbund

Und seine Hand ausstrecken nach dem Helden,

Dann schlagt ihn tot wie einen räudigen Hund!

    5.

Denn unsre Ehre soll uns niemand rauben,

Es ist das Letzte, was uns blieb im Leid:

Des Volkes Ehre und der Väter Glauben

Und uns're Sprache - bis in Ewigkeit!


In der 2. Strophe empört sich dieser Autor : "Ausliefern soll'n wir dieser gierigen Meute den Kopf der Helden, ...die ... das deutsche Volk von Sieg zu Sieg geführt [hatten]

Die letzte Schmach sei also die im Versailler Vertrag vorgesehene "welsche" (= französische) Forderung auf Auslieferung der von der Entente als "Kriegsverbrecher" bezeichneten deutschen Heerführer Hindenburg und Ludendorff .

Der Reimeschmied hört sich an wie ein Serbe, der empört ist über die Forderung, den als Kriegsverbrecher gesuchten General Mladić auszuliefern.

Der Verfasser des Gedichtes aber ruft:

Wohl sind wir ...arm und ohne Waffen...doch ehrlos? Nein!. d.. h. wir liefern unsere Helden nicht aus! Das wäre schändlicher Verrat, so wie Judas an Jesus gehandelt hat.

Sollte aber dennoch sich ein Judas melden, also ein deutscher Schuft, und für Geld - Silberlinge - seine Hand ausstrecken nach dem Helden, dann schlagt ihn tot wie einen räudigen Hund!

Wer in Serbien den Nationalhelden General Mladić jetzt verhaften und nach Den Haag ausliefern hat lassen, gilt sicher auch bei vielen dort als Judas.

Auch jener Tiroler, der 1809 den Freiheitshelden Andreas Hofer an die Franzosen verriet, heißt seither "der Judas von Tirol".

ich kann nur sagen - wie ich das, aus dem wenigen, verstehe.:

genereller,

ein deutscher verräter ist warscheinlicher,

eben halt jener welcher sich seinen verrat, bei den franzosen,

bezahlen lassen will, soll gerötet werden.

es scheint mir so, als gäbe es, oder bald, einen mit fähigkeit,

welcher alle deutschen aus ihrer mißlichen lage erretten könne.

dieser soll mit der aufforderung in diesem gedicht, im willen des verfasser, geschützt sein.

gruß und schönes we

Der "Judas" in diesem nationalistischen Kampfgedicht ist irgendein Deutscher, der den Vertrag von Versailles NICHT verdammt, so wie der Autor des "Gedichtes" und die Mit-Schuld Deutschlands am 1. WK anerkennt. Deshalb ist er für Theodor Herold ein Verräter, jemand der sich des Geldes wegen auf die Seite des "Feindes" (die Allierten: Frankreich, England, USA) schlägt. Was die Zeile mit dem "Helden" bedeuten soll, ist mir nicht ganz klar. Der deutsche Kaiser? Ein deutscher General? Oder alle deutschen Soldaten? Auf jeden Fall jemand, den dieser "Judas" für Geld an den Feind ausliefern will. -- Die "welsche Lästerzunge" bezieht sich mal wieder auf den "Erbfeind" Frankreich.Das Gedicht zeigt, dass große Teile Deutshlands den Vertrag von Versailles - nicht ganz zu Unrecht - als "Diktat" ansah, und zweitens, dass die nationalistische Rechte auch nach dem verlorenen Weltkrieg noch nicht begriff, oder begreifen wollte, dass Deutschland am Ausbruch des 1. WK die Hauptschuld trug, z.B. durch den Durchmarsch durch das neutrale Belgien, dass die deutsche Kriegsführung die deutsche Bevölkerung ins Elend (Hunger, Krankheit, Seuchen) stürzte und hunderttausende junge Soldaten in einen völlig unsinnigen Tod trieb.