frage zur Französischen Revolution wichtig!

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Aussagen über ungeschehene Geschichte (die Frage „was wäre, wenn…“)  sind heikel und können leicht in unsichere Spekulation übergehen. Sichere Aussagen sind nur über das direkte Ereignis/eine direkte Situation und unmittelbar davon völlig abhängende Folgen möglich. Manchmal sind Einschätzungen über den Verlauf in der allernächsten Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit möglich. Mit zunehmender Zeit wird es immer ungewisser.

Ohne energische Maßnahmen und straffe Führung, wie sie 1793 – 1794 vor allem vom Wohlfahrtsauschuss ausgeübt wurde, wäre die Französische Revolution mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in einer bestimmten Phase gescheitert. Der Wohlfahrtssauschuss, der praktisch die Regierung übernahm kann zwar als eine Art Notstandsdiktatur betrachtet werden, seine Stellung war allerdings parlamentarisch legitimiert und der Nationalkonvent konnte ihm, wenn er wollte, seine außerordentlichen Vollmachten entziehen.

Durch Krieg (erster Koalitionskrieg) und Bürgerkrieg gab es 1793 eine doppelte Bedrohung.  Außerdem war die Wirtschaftslage sehr schwierig (Inflation mit ansteigenden Preisen, zunehmendes Haushaltsdefizit). Im Sommer 1793 drangen Armeen gegnerischer Monarchen von Norden und Osten vor, Aufstände und gegenrevolutionäre Bewegungen hatten 60 von 83 Départements erfasst, im Westen und Süden gab es britische Angriffe.

In die Zeit des Wohlfahrtsausschusses fällt die Anordnung der Massenaushebung („Levée en masse“) am 23. August 1793.

Die Kehrseite war eine Neigung zu überzogenem Vorgehen gegen als Gegner Verdächtigte.

Hans-Ulrich Thamer, Die Französische Revolution. 3. Auflage, Original-Ausgabe. München : Beck, 2009 (Beck'sche Reihe : C.-H.-Beck-Wissen ; 2347), S. 77:

„Der Rumpfkonvent, der sich von allen Seiten eingekesselt und bedroht sah, reagierte nun mit Härte und entschlossener republikanischer Einmütigkeit. Nur unter Anspannung aller Kräfte, unter Verschärfung des revolutionären Drucks und auch mit Zugeständnissen an diejenigen, deren Unterstützung man brauchte, ließ sich die Revolution retten.“

S. 86 zum Regierungssystem: „Robespierre hatte diesem ein doppeltes Ziel gesetzt: die Revolution zu retten und eine neue Gesellschaft zu schaffen. Das erste Ziel wurde durch die Zentralisierung der politischen Entscheidung und durch brutale Einschüchterung bzw. Zwang erreicht. Allerdings war der Preis dafür hoch. Die Terreur verursachte immenses menschliches Leid und  forderte Zehntausende von Todesopfern; sie belastete die jakobinische Politik mit hohen moralischen Kosten“

Ernst Schulin, Die Französische Revolution. 4., überarbeitete Auflage. München : Beck, 2004 (Beck's historische Bibliothek), S. 222:

„Die Terreur ist nur zu verstehen als Antwort auf die innere und äußere Bedrohung der Revolution. Es war eine schreckliche Antwort. Man mußte schon stark an den Sinn der Revolution glauben, sich in sie hineinfanatisieren, wenn man diese Antwort geben konnte. Aber die  Krise war 1793 so, daß jede andere Antwort das Scheitern der Revolution bedeutet hätte.“


Nudeleintopf 
Beitragsersteller
 04.05.2011, 23:23

danke, sehr ausführlich, tut mir leid hatte das erst sehr spät gelesen aber trotzdem super

Wer kann das beantworten?

Die Geschichte wäre anders verlaufen, aber es kann keiner sagen, ob die Revolution dadurch zusammengebrochen wäre.

 Ich denke hier ist deine eigene Meinung gefragt.

 Denke darüber nach, was den Wohlfahrstausschuss ausgemacht hat und was das für die Revolution bedeutete.