Eure Meinung zur Theodizee-Frage?

1 Antwort

Solche Fragen basieren i.d.R. auf der Vorstellung von Gott, dem es daran gelegen sein müsste, dass es allen Menschen gut geht und sie fröhlich und in Frieden leben können. Dass Gott Leid zulassen, vielleicht sogar wollen würde, passt nicht in dieses Gottesbild. Und wenn das Leid von Gott zugelassen wird, vielleicht sogar gewollt ist, dann will man diesen Gott nicht. Gott soll bitteschön so sein, wie man sich Ihn wünscht.

Ich bin Christ und bin zu der Meinung gelangt, dass Leid in seinem Grund von Gott nicht angestrebt wird - aber als Mittel zur Erkenntnis - unverzichtbar ist. Wenn alles gut läuft und wir nicht leiden, dann gibt es eben zu viele Menschen, die der Meinung sind, dass es so immer bleiben kann. Gott wird nicht (mehr) benötigt. Mach Du was Du willst und ich mache was ich lebe und genieße das Leben.

Ein KZ-Häftling, der seine jahrelange Leidenszeit überlebt hatte, berichtete von seinen Kameraden in der KZ-Zeit. Z ging auf einen Kameraden zu und sagte: "Du siehst sehr schlecht aus. Du wirst das Leiden nicht überstehen. Wenn Du mir Deine letzte Scheibe Brot gibst, dann habe wenigstens ich eine Chance. Einverstanden?"

Und es gab den K, der ebenfalls (wie wir alle) Hunger hatte. Er sah seinen halbtoten Kameraden und sagte: "Du hast kein Brot mehr. Aber Du musst unbedingt etwas essen, sonst überlebst Du das KZ nicht. Komm, nimm die Hälfte von meiner letzten Brotscheibe, dann hast auch Du vielleicht eine Chance."

Und so ist das Leid eine Trennung von Menschen, die sich entweder zum Schwein entwickeln oder zum Heiligen. Es ist eine Charakterschulung an der wir reifen können. Und an einem guten Charakter ist Gott gelegen.