Die Epoche Romantik ***

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Die romantische Poesie ist „von Grund auf lyrisch ausgerichtet“ (Fricke-Schreiber, Geschichte der deutschen Literatur, S. 163 /1974). Das kommt daher: Die Lyrik „ergab sich am leichtesten dem neuen Poesiebegriff“ der Romantik (Hoffmann-Rösch, Grundlagen, Stile, Gestalten). Was aber ist der Poesiebegriff der Romantik? Die romantische Poesie will die Wirklichkeit verzaubern, d.h. poetisch durchdringen, im Gegensatz zur klassischen Ästhetik, wo die Poesie streng von der Wirklichkeit getrennt ist, d.h. „ein sich selber seliges Dasein des schönen Scheins“ führte (Fricke-Schreiber). Der romantische Dichter verzaubert, d.h. „romantisiert die Wirklichkeit, indem er allem Sein einen tieferen Sinn verleiht. „Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.“ (Novalis). So steht im Mittelpunkt der Dichtung nicht das objektive Kunstwerk, die feste, bleibende Gestalt, sondern die Stimmung, in die sich die Gestalt verwandelt. Mittels seiner Phantasie löst der romantische Dichter „alle festen Umrisse auf und rückt alles gegenständlich Nahe in verschleiernde Ferne“. (Fricke-Schreiber). Durch Klang und Melodie, Mischung von Farben, Tönen und Bildern (Synästhesien), durch stimmungsvolle Adjektive, voll von Klangreizen und Assonanzen, d.h. durch eine bis dahin unbekannte „Wortmusik“, wird die Verzauberung und Romantisierung der Welt erreicht. Der Dichter muss des „Zauberwortes“ mächtig sein, durch das er die in allen Dingen schlafende Melodie erweckt und zum Erklingen bringt“ (s. das Eichendorf-Gedicht „Schläft ein Lied in allen Dingen...“) – Ganz klar, dass unter solchen Voraussetzungen die Lyrik die bedeutendste Rolle in der Romantik spielte und vor allem romantische Gedichte heute noch bekannt sind (ganz besonders Eichendorff-Gedichte, aber auch Gedichte von Novalis, Brentano, Chamisso und Tieck). Von den epischen Werken der Romantik ragen heute eigentlich nur noch der „Heinrich von Ofterdingen“ (Novalis), der „Taugenichts“ (Eichendorff) und einige Novellen von E.T.A. Hoffmann hervor; eventuell noch zwei Kunstmärchen von Tieck (Der blonde Ekbert und der Runenberg). Das Drama der Romantik ist kaum von Bedeutung (Zacharias Werner).


Sassy96 
Beitragsersteller
 16.04.2013, 16:19

Dankee hat mir sehr geholfen! :)

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Servus, endlich eine leichte Frage... Das Drama rückte etwas in den Hintergrund, weil immer mehr Bücher gedruckt und so zu Hause gelesen werden konnten (vgl. z. B. Schubertiaden) - sehr gute Beispiele des neuen lesefähigen Dramas sind Goethes "Faust 2. Teil" und Kleists "Penthesilea" (In den Schulen besteht heute das Bildungsproblem, das spannende Dramen durch die Dialogtechnik wegen des Lese-müssens statt des adäquat bühnentechnisch Aufführen-könnens meist stinklangweilig werden!)! Die Epik (Roman/Novelle/Märchen/Fragment) wurde gleichrangig zur Lyrik (knappe Liebes- und Naturlyrik bis zur langen Ballade) - Am besten ist der Vergleich zur klassischen Opernform: Rezitativ für die Handlung, Arie für den Gefühlsausdruck > Der Roman für die (romantische) Handlung mit eingebetteten Gedichten für die Gefühlshöhepunkte! - Grüße.