Deutung der Madonna mit Kind - Madonna di Ognissanti von Giotto

5 Antworten

Für diesen Maler ist Maria die "Himmelskönigin", irgendwie zu recht, denn sie ist ja die Mutter des Erlösers. In Italien wurden und werden Mütter halt anders und mehr respektiert, als im nüchternen Deutschland.


evangelista  21.09.2009, 19:02

Nach dem Verständnis des Neuen Testaments ist Maria weder eine Himmelskönigin, noch eine himmlische Fürsprecherin, weil es zw. Gott und den Menschen nur einen einzigen Mittler gibt, dieser ist J. Christus.

Nur Er allein kann diesen Dienst für die Menschen ausüben, weil auch nur Er allein den Preis der Erlösung für sie bezahlen konnte.

  1. Timotheus 2, 5-7: "Denn es ist ein Gott und EIN MITTLER zw. Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Jesus Christus".

Begründung:

"Der sich selber gegeben hat für alle zur Erlösung, dass dies zu seiner Zeit gepredigt werde. Dazu bin ich eingesetzt als Prediger und Apostel...."

Was sollte den Menschen verkündet werden?

Dass es einen Gott und einen Mittler zw. Gott und den Menschen gibt.

Nur Er allein hat dazu die Berechtigung und sonst niemand anderer.

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gottesanbeterin  22.09.2009, 10:02
@evangelista

Es geht bei der Frage doch nicht darum, was irgendwelche Schriftgelehrten aus der Bibel lesen und ableiten, sondern, wie der Künstler Maria sieht und darstellt. Was du alles weißt und schreibst und zitieren kannst, das wissen wir alle mittlerweile sowieso schon lange!

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evangelista  22.09.2009, 23:25
@gottesanbeterin
  1. Liebe Gottesanbeterin!

Nur woher hat der Maler seine Vorstellung über Maria bekommen, damit er sie auf diese Weise dargestellt hat?

Deshalb habe ich auch nicht eine spezifische Erklärung über das Bild abgeben wollen, sondern prinzipiell überhaupt die Mariendarstellungen beleuchtet.

Denn rajaxx wollte doch eine Deutung des Bildes bekommen und diese Deutung hängt doch ganz eng mit der Vorstellung des Malers über Maria zusammen.

Mein Bemühen war es auf die Gründe(Ursache) dieser Marienvorstellung (Himmelskönigin) einzugehen.

Ich hoffe, dass das legitim ist auf diesen Gedanken einzugehen.

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evangelista  22.09.2009, 23:42
@gottesanbeterin
  1. Ergänzung.

Ergänzungshalber möchte ich noch hinzufügen, dass die Kunst im Mittelalter weitaus mehr als nur ein Wandschmuck war.

Mit Bildern wurden Botschaften und Vorstellungen vermittelt, die für die Menschen auch eine tiefere Bedeutung hatten.

Die Verehrung von Bilder spielte im religiösen Leben der Menschen eine ganz wichtige Rolle.

Deshalb war auch die Kirche eine der größten Auftraggeberin in der Kunst, weil sie diese ganz bewusst für ihre Zwecke eingesetzt hat.

Wir dürfen nicht übersehen, dass im Mittelalter die Bilder und Figuren ein wichtiges Mittel der Information war. Denn die wenigsten konnten damals Lesen und Schreiben.

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  1. Generelles zu den Madonnen-Kind Darstellungen.

Dass im Laufe der Jahrhunderte Marinebildnisse mit dem Jesuskind immer häufiger werden hat damit zu tun, dass im Bewusstsein der Menschen eine Veränderung stattgefunden hat.

Maria wurde auf diese Weise in den Vordergrund als Beschützerin gestellt. Ihr wurde mit der Zeit eine >Funktion< zugesprochen, die ihr weder im Neuen Testament noch in den ersten Jahrhunderten eingeräumt wurde.

  1. Aus der Bibel erfahren wir erstaunlicher weise wenig über Maria. Sie kommt überhaupt nur einige male vor.

In den Briefen des NT wird sie überhaupt nicht mehr erwähnt.

  1. Stattdessen steht Christus als der Erlöser, Retter und Fürsprecher im Zentrum des NT.

Er ist der Liebende, Gebende und Helfende, der sein Leben für die Schafe gelassen hat(Johannes 10).

Jedem verspricht Er, der zu Ihm im Vertrauen kommt: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen."

  1. Im NT wird Maria weder als Beschützerin noch als Fürsprecherin der Menschen dargestellt.

Ihre von Gott gegebene Aufgabe bestand darin, den Menschensohn Jesus zu gebären, den sie lange Zeit selber nicht wirklich verstanden hat.

  1. Es ist allgemein üblich, dass eine Mutter sich nicht zeitlebens nur mit ihrem Baby abbilden lassen würde.

Niemand bleibt bei dieser ersten Lebensphase von Mutter und Kind stehen.

  1. Dieses Bedürfnis nach einer Mutter Kind Darstellung hat eine lange Tradition und reicht zurück zu den antiken Religionen, wo Muttergottheiten mit einem kleinen Kind dargestellt wurden.

Hier wurde einfach etwas übernommen, was mit der Bibel überhaupt nichts zu tun hat.

  1. Diese Verzerrung von Vorstellungen hat dazu geführt, dass Maria eine Bedeutung und einen Stellenwert bekommen hat, die ausschließlich nur Christus zukommen.

Er ist unser Beschützer, Helfer und Fürsprecher.

Alles, was wir für unser geistliches Leben benötigen erhalten wir von Ihm und durch Ihn.

Niemand versteht uns besser als Er, niemand kann uns mehr Verständnis und Liebe entgegenbringen als Er.

  1. Hebräer 3,17.18: "Daher musste Er in allem seinen Brüdern/Schwestern gleich werden, damit Er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes.

Denn worin Er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann Er helfen denen, die versucht werden."

  1. Hebräer 4, 17-19:"Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mitleiden(Mitgefühl, Verständnis) mit unseren Schwachheiten, sondern der versucht worden ist wie wir, doch <ohne Sünde>.

Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben."

Nur Er kann unser wahrer und einziger Beschützer sein.

Mit seinem Tod am Kreuzt werden wir von unserer Schuld befreit und vor dem ewigen Tod bewahrt.

Mit diesen Dingen hat Maria auch überhaupt nichts zu tun.

dass es auch damals schon zu wenig Kitas gab

Da die Uffizien in Florenz einst ein Verwaltungsgebäude war, kann man das Madonnenbild durchaus als zeitgemässen Wandschmuck betrachten. In wie weit der Künstler damit eine Aussage treffen wollte sei dahin gestellt. Ich meine es gibt keinen besonderen Hintergrund. Man muss diesen "Wandschmuck" in seiner Zeit sehen und das beginnende 14 Jahrhundert war eben, so wie einige Jahrhunderte vorher und nachher, sehr von Religiösität geprägt.