an alle die vor 2000 gelebt haben?

9 Antworten

Was man nicht kennt bzw nicht gibt, vermisst man auch nicht.

Ich wurde Mitte der 50er geboren. Ich hatte eine absolut schöne Kindheit. Nach den Schularbeiten Zuhause trafen wir, meine Freunde und ich, immer, um neue Abenteuer zu erleben. Wir wurden gemocht (Likes), hatten aber auch nach Nachbars Besuch in Kirschgarten unser Feinde (Follower). Wir schlugen uns bei Stürzen die Knie auf, was wir nur so lange beachteten, bis es aufhörte zu bluten. Notfalls wurde einfach ein Taschentuch drum gewickelt.

Manchmal gingen wir im Sommer ins Flughafengebäude, jeder kramte sein Geld raus und kauften ein Glas Coca Cola mit 3 Strohhalmen.

Im Winter trafen wir uns zum Rodeln oder auf dem Baggersee zum Schlittschuhlaufen. Hatte mal jemand keinen Schlitten/Schlittschuhe, weil die Eltern zB zu arm waren, wechselten wir uns in der Benutzung ab.

Und jeden Abend, wenn die Sonne unterging, oder iim Sommer einen bestimmten Stand hatte, waren wir wieder Zuhause. Niemand meckerte oder gab Schelte, weil mal jemand zu spät kam.

Auch "chatteten" wir oft und nannten das Ganze Federkrieg. Wir schrieben uns mit Leuten aus aller Welt. Mindestens einmal in der Woche kam eine Postkarte oder Brief von irgendwo her und schrieben gleich zurück.

Es war eine wunderbare Zeit, an die ich mich gerne erinnere. Wir waren Kinder und eine schöne Zeit voller Abenteuer.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es war einfach wunderbar!

Keine Hektik, kein Stress, man wusste wo man draußen hingehen muss um gleichaltrige zu treffen, wir riefen bei unseren Freund zuhause an (per Festnetztelefon) ob man sich zum Spielen trifft!?

Wa gab keine Eifersucht untereinander und lebten unbeschwert bis zum Sonnenuntergang und wir zuhause sein mussten, bevor die Straßenlaternen an gingen.

1) Weniger Kriege in der ,,Nähe" darum scheinbar friedlicher

2) Keine Mobiltelefone; das heißt weniger häufige, aber bessere Kommunikation.

3) Die Züge der deutschen Bundesbahn waren pünktlich.

4) In der Schweiz gabe es noch Bankgeheimnis mit dem daran verbundenen Kriminalität und auch noch die ,,Sklaverei" der ,,Verdingkinder".

5) Weil es vor 1980 noch kaum Internet-Suchdienste gab, war die Beschaffung von Information wesentlich mühsamer als jetzt. Das ist eins der wenigen echten Fortschritten seither. Dafür gab es damals natürlich auch keine Fake-News!

6) Viele Staaten (vor allem die USA) wurden noch meistens von fähigen Leuten regiert, die nicht nur ihren eigenen Interessen dienten.

7) Es gab noch echte Kontrollen an den Grenzen. ,,Normale" Menschen wurden durchgelassen; Verbrecher zum Teil zurückbehalten.

8) Wenn ich etwas brauchte, gab es Läden, Postämter und Bahnhofschalter.

9) Im Allgemeinen war die medizinische Versorgung etwas weniger gut wie jetzt. Wobei der Aerztrmangel jetzt langsam die medizinische Versorgung wieder beeinträchtigt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Alles hat zwei Seiten. Was hätte ich wohl mit 18 für ein Smartphone getan? Mit WhatsApp. Meine Freundin lebte in kanada. 1 min in der Telefonzelle 1 DM was umgerechnet auf einen Euro kommt. Kaufkraft eingerechnet und bei Pannen sind die Teile ja ganz brauchbar.

Wir lernten an Motoren zu schrauben und holten uns beim Baggern noch ordentliche Abfuhren ein. Alles war persönlicher und direkter. Die wenigsten Verabredungen wurden abgesagt. Man konnte ja nicht mal schnell anrufen. Das Alles spiegelt sich auch in der Gesellschaft und wenn ich mir das Paarungsverhalten von heute betrachte, bin ich schon sehr glücklich,damals jung gewesen zu sein.

Also wir hatten die Bravo und Dr Sommer und heute GF, oder andere Portale. Ich fand ja früher schon einige Fragen komisch,aber ich glaube ich habe nie eine gelesen in der jemand gefragt hat wie man es sich sonst noch machen kann. Wir haben es es einfach probiert. Ich meine damit,wir wussten was uns Spaß macht. Wir fagten nicht in x Foren nach. Wobei das bei einigen immer noch so läuft,das macht Hoffnung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ob die Zeit wirklich besser war? Ich weiß es nicht, wohl jeder verklärt seine Jugendzeit auf nostalgische Weise.

Smartphone haben wir nicht vermisst, wir hätten wahrscheinlich auch nicht gewusst, was wir damit anfangen sollten, in den 80-ern kamen zwar die ersten Computer, aber an "Kommunikation" war damit nicht zu denken.

Die ersten Autos, die wir uns leisten konnten, waren viel cooler als die Sardinenbüchsen von heute, die alle gleich aussehen. Ich erinnere mich mit Wehmut an den Fiat 850, den Capri und mein erstes Auto, einen Triumph Spitfire. Aber das kam später, zunächst waren Mopeds, Kleinkrafträder und die Honda CB 250 dran. Daran wurde fleißig rumgeschraubt. Bei größeren Maschinen haben wir Stielaugen bekommen, aber die waren von den Versicherungsprämien her unerreichbar.

"mir ist langweilig" - diesen Satz hat man damals gar nicht gekannt. Man schwang sich auf's Moped und wusste, wohin man fahren musste, um die anderen Kumpels zu treffen. Bei dem einen oder Anderen wurde geschraubt oder man traf sich im Keller der Foto-AG der Schule.

Am Wochenende ging es durchaus auch mal in eine Kneipe zum Skatspielen (das kann heute niemand mehr) aber auch Parties wurde in Papi's Garage veranstaltet. Das gab programmierten Ärger, weil Papi am nächsten Morgen seine Garage nicht mehr erkannt hat.

Musik war immer sehr wichtig - und zwar Rockmusik. Das waren Typen, die wirklich ihr Instrument beherrschten bzw wirklich singen können mussten, weil die Röhrenverstärker damals nicht imstande waren, aus einer piepsigen Klein-Mädchen-Stimme einen fetten Männerchor zu machen.

Wenn ich's recht bedenke: "Es war schon schön!"