Ich hasse Sex. Kein gutes Leben in dieser Welt.
Hallo, ich habe ein Problem: Ich hasse Sex. Ich bin männlich, 23 Jahre und habe auch noch nie selber Sex gehabt. Ich habe nichts gegen Zärtlichkeiten austauschen, ich habe nichts gegen Liebe und ich habe selber (noch) einen Freund ( fühle mich eher zu Männern hingezogen) aber Sex zu haben ,würde für mich nie in Frage kommen. Wenn ich es mir vorstelle wird mir regelrecht schlecht. Ich rede auch nicht gerne über das Thema. An sich wäre das ja auch kein großes Problem, jeder Mensch hat sicher etwas was er absolut hasst, es ist aber nunmal für mich doch ein Problem, aus 3 Gründen: 1.).....Meine Verwandten und Bekannten und viele andere Menschen wollen mir einfach nicht glauben ,dass ich Sex so hasse. Ich drücke es , wenn ich es jemandem erzähle nicht ganz so drastisch aus, aber trotzdem glaubt mir einfach keiner. Es kommen immer irgendwelche Erklärungsversuche, Sprüche die ich schon auswendig kenne wie " Du hast halt noch nicht den richtigen Partner gefunden" oder " Bist halt noch jung, warte einfach auf den richtigen. Irgendwann willst du das auch" oder einfach "willste mich verarschen. das mag doch jeder" Dann gibts den Spruch " Du hast nur Angst davor dir deine Homosexualität einzugestehen", einmal kam sogar der Spruch " Du sagst das doch nur ,weil mit dir niemand ins Bett will ". Mich nervt das , dass die Leute mich ständig überzeugen wollen, wie toll Sex ist, und das ich das früher oder später auch merken würde. Ich habe das Gefühl, das ich nicht als vollständiges "normales" Mitglied der Gesellschaft angesehen werde und das ich nicht ernstgenommen werde. Für die meisten Leute ist es halt unvorstellbar kein Sex zu mögen, und was für sie unvorstellbar ist, kann auch nunmal nicht vorkommen. 2)....Die Medien. Ständig werde ich mit dieser Sache, die ich so sehr hasse konfrontiert. In fast jedem Buch gibts ne Sexszene, in jedem Film, in jeder Serie, in der werbung auch. Halt Sex sells.... Wenn ich allein vorm fernseher sitze, schalte ich immer um, wenn eine Sexszene kommt, wenn ich mit Freunden oder Familie gucke, verlasse ich das Zimmer. Bei Büchern habe ich danach keine Lust weiter zu lesen. Vor allem das Gestöhne stört mich total, mir wird da richtig schlecht, wenn ich so Sexgestöhne höre. 3)..... Mein Freund. Ich bin jetzte seit knapp nem Jahr mit ihm zusammen und liebe ihn über alles. Wir küssen uns auch und kuscheln ,aber Sex ist nicht drinne. Wir waren sogar kurzzeitig getrennt, wegen der Sexsache. Ich habe ihm dann versprochen, es jedenfalls mal zu versuchen, aber als er auf mir lag wurd ich richtig panisch, mir wurd sogar schwindelig, er hat dass dann gemerkt und aufgehört. Ich würde ihm echt gern den Gefallen tun, aber kann mich da nicht überwinden, ich habe Angst das er mich deswegen bald wieder verlässt.
Es ist für mich einfach schwer in einer Welt zu leben, in der sich wirklich ALLES um Sex dreht. Ich weiß nicht was ich machen soll, bin echt unglücklich. Gibt es jemanden dems auch so geht oder jemand der nen Tipp für mich hat?
8 Antworten
Hi Karu,
ich denke, dass es da eine Entscheidung gibt, die du treffen solltest. Du hast die Wahl, dich damit auseinanderzusetzen, oder dich davor zu verweigern und weiter alles zu meiden wobei es um Sex geht. Und das wird schwer sein, das merkst du ja jetzt schon.
Ich halte Menschen genauso für Tiere, wie das was andere Tiere nennen, aber das ist ein anderes Thema. Nun, wie jedes Tier ist auch der Mensch darauf aus sich fortzupflanzen, und deshalb begegnet dir das so oft - es ist ein grundlegender Trieb. Würdest du dich vor Essen ekeln -das ist das selbe in grün - kein Film, kein Buch ohne Essen. Sex - also Fortpflanzung ist ein Kennzeichen vom Leben selbst, denn ohne das würde das Leben bald nicht mehr existieren, genauso wenig wie ohne Essen (oder Sonne) oder Wasser.
Ja, andere Menschen ekeln sich auch vor Dingen. Ich ekel mich vor Spinnen. Ich fühle die Panik in mir, und mein Verstand kann mich nur bis zu einer gewissen Entfernung davon abhalten panisch zu handeln. Ich habe mich dennoch einmal hingesetzt, eine große Hausspinne gefangen, und versucht an meinem Trieb wegzurennen mit Logik zu arbeiten. direkt anfassen konnte ich die Spinne zwar nicht, aber ich bin weitergekommen als jemals sonst - ich konnte meine Finger auf das Glas legen auf dem gleich auf der anderen Seite die Spinne saß. Das war sehr schwer für mich, so dämlich es sich auch anhört, und nachdem ich den Finger wieder weggenommen hatte, hätte ich ihn auch nicht so einfach wieder auf die Stelle legen können.
FÜR DEN FALL, DASS DU DICH PRO SEX ENTSCHEIDEST: Ich kann mir vorstellen wie es für dich ist, wenn du Leute beim Sex stöhnen hörst, ich kann mir vorstellen wie eklich du es findest wenn du daran denkst. Genauso habe ich mich einmal davor gefürchtet. Aber ich wollte das nicht. Ich wusste dass es auch schön sein muss, sonst würden es andere ja nicht tun, und ich wollte mein Leben so nicht leben. Also hab ich es genauso gemacht wie mit der Spinne - zuerst Logik: darüber nachdenken, und zwar nicht von der einen Seite von der man es immer ansieht -sondern von einer anderen, von einer Positiven, vielleicht nüchternen Seite - als zweites Mental darauf einstellen: jemanden suchen/finden, der einen nachvollziehen kann, der dennoch anderer Meinung ist, und in der Lage mit dir ganz nüchtern darüber zu sprechen, Dinge zu erklären aus einer anderen Sichtweise - als drittes Konfrontation: alles was du bisher darüber gedacht hast zurücklassen und es als etwas Unbekanntes annehmen, das interessant, lehrreich und positiv ist, wenn man es behutsam ausprobiert.
Ich hoffe dir eine andere Sichtweise aufgezeigt zu haben, die du so bisher noch nicht "erklärt" bekommen hast.
Liebe Grüße, Marienkäfa
Was ich vergessen hab: (meinen Eindruck von deiner Situation)
Ich glaube du bist in der Zeit in der du dich das erste Mal konfrontiert wurdest mit zu wenig Info und Verständnis darauf gestoßen. Wenn man Sex ganz nüchtern betrachtet ist es wirklich eine komische Handlung, und aus der komischen Handlung kann auch leicht etwas unverständliches, ekliges werden. Ich denke du bist bei diesem Thema blöderweise einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden. Um diese Grundeinstellung zu ändern, musst du es wirklich wollen, und du brauchst dafür jemanden der dich versteht und unterstützt.
Du bist asexuell und da ist nichts Verwerfliches daran.
Das Problem ist, dass die Leute das nicht verstehen und damit wirst du leben müssen. Schwierig ist es eben besonders, wenn man einen Partner sucht, der dann eben genau diese Eigenschaft eben auch teilen muss - sonst wird das auf Dauer nicht klappen.
Versuche doch einfach, deine Probleme mit Leuten zu besprechen, die in der gleichen Situation sind wie du.
Auf die Schnelle habe ich das hier gefunden, ich kenne die Seite jedoch nicht. http://www.asexuality.org/de/
Wünsche alles Gute für die Zukunft!
Hallo allerseits
Der Geschlechtstrieb ist ein menschlicher Grundtrieb genauso wie der Selbsterhaltungs- und der Hungertrieb.
Kann es sein, daß dir was in deiner frühen Kindheit widerfahren ist, was sich bis heute auswirkt? Warst du mal bei einem Psychologen? Sex zu hassen kann auch bedeuten, sich auf eine sehr subtile Art selbst zu hassen.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß die werten Diskussionsteilnehmer deinen Haß auf alles fleischliche normal finden, obwohl sie dich zu trösten versuchen. Hol dir Hilfe bei jemanden, der mehr Ahnung hat als wir.
Viel Erfolg!
Ich kann Dich verstehen. Wenn man schon Por...Sex kennt, bevor man eigene Erfahrungen gemacht hat, dann sieht das schon hm.. gelinde gesagt... merkwürdig aus. Ein Machtkampf findet dort statt. Und man kann kaum glauben, dass das alle freiwillig tun.
Eigentlich sollte es anders herum laufen. Mann verliebt sich in jemanden und lernt ihn kennen. Und irgendwann reicht es nicht mehr aus, sich nur so nah zu sein, dann will man körperlichen Kontakt. Alles kann ganz langsam und behutsam anfangen. Mit viel Spass und dann ist es eine Entdeckungsreise und man kann gar nicht genug davon bekommen. Es ist mehr eine Art sich verbinden zu wollen, sich lieb zu haben eben. Diese anderen Spielchen kommen dann später dazu, wenn sich entsprechende Geschichten dazu entwickeln. Denn zu jedem Sex gehört eine Geschichte. Sex fängt immer im Kopf an.
Heute ist es nun so, dass das Pferd von hinten aufgezäumt wird. Mann kann alles überall sehen und da sind Dinge dabei, die noch gar nicht zu der eigenen Entwicklung passen. Das erzeugt einen ungeheuren Druck und auch eine Vorstellungskraft, die mit dem eigenen Innenleben nicht übereinstimmen. In diesem Dilemma steckst Du wohl.
Man muss keinen Sex haben, auch wenn alle ihn praktizieren. Man springt ja auch nicht von einer Brücke, nur weil alle es tun. Naja, viele schon. Denn wer springt denn da sonst? Aber ohne Sex wird es schwierig eine Beziehung zu führen. Denn dieses körperliche Bedürfnis nach Nähe ist für die meisten wichtig und das gipfelt eben im Sex. Wenn aber Dein Kopf sich dagegen wehrt und keine Geschichten entwickelt, dann wird es schwer. Denn Du wirst kaum jemanden finden, der dann so eine asexuelle Beziehung führen will oder darauf wartet, bis Du bereit bist.
Da kann man wirklich schlecht raten. Vielleicht bist Du einfach jemand mit einer schwach entwickelten Libido oder aber Du fühlst Dich so sehr unter Druck gesetzt, dass Du "handlungsunfähig" bist.
Liebe Grüße
Wenn's keine Hormone gäbe, wäre Sex auch ne ekelhafte Sache... Aber kann dich schon ein bisschen verstehen, wenn sich alles immer nur um das eine dreht. Menschen sind halt hormongesteuert.