Für was ist scham gut?

2 Antworten

PSYCHOLOGIE

Unser Miteinander wird durch Werte, Normen, Regeln und Traditionen bestimmt und Scham zeigt oftmals ein abweichendes Verhalten davon an.

Wenn wir uns schämen, fühlen wir uns “falsch” und zeigen unserer Gruppe, dass wir anerkennen, die Regeln verletzt zu haben und dass von uns keine akute Gefahr droht, die Regeln erneut zu verletzen. Das Erröten des Kopfes zeigt neben der klaren Gestik besonders deutlich, dass Scham evolutiv als nonverbale Kommunikation gedacht ist. 

Scham schützt außerdem die Privat- und Intimsphäre und ist die “Hüterin der Würde”. Scham ist oftmals eine Folge eines gesunden Selbstwertgefühls und intakter Grenzen der Intimsphäre. Scham kann daher auch dem Beobachter signalisieren, dass hier die Intimsphäre gerade verletzt wurde.

Scham ist also ein regulativer Prozess für Gruppen und deren Regeln zum Zusammenleben. Gezeigte Scham schützt vor Ausgrenzung. Scham ist eine Selbstverurteilung, wenn wir gegen unser Wertesystem und die Erwartungshaltung des sozialen Umfelds verstoßen haben. Man nimmt den Zorn der anderen vorweg und zeigt so, dass man angepasst ist und eine Ausgrenzung unnötig ist.

Interessant ist auch der Perspektivwechsel zum Beobachter: Zu wenig Schuld und Scham bei anderen ärgert uns im Allgemeinen. Wir empfinden dann oft, dass sie zu wenig Verantwortung übernehmen oder sich ihrer Tat nicht bewusst sind oder absichtlich Regeln und Tabus brechen, sich aus der Gemeinschaft mit ihren anerkannten Regeln ausgrenzen. Wir gehen in Alarmhaltung und erwarten weitere Regelverstöße. Es droht letztlich Gefahr für unser Werte- und Regelsystem. Gezeigte Scham wirkt dagegen beschwichtigend und hilft, die durch das Fehlverhalten gefährdeten Sozialkontakte zu stabilisieren und sich sichtbar den sozialen Erwartungen der Gruppe unterzuordnen.

Beide Perspektiven zeigen, dass wir Scham und Schuld gar nicht vermeiden sollten: Es sind regulative Prozesse, die sowohl für einen selbst als auch für die anderen positiv sind und eine Form der nonverbalen sozialen Kommunikation darstellen.

Entscheidend ist natürlich trotzdem, dass das Ausmaß und Scham der Situation angemessen ist und dass wir so gut sozialisiert wurden, dass die Scham zum Wertesystem der Gesellschaft passt. Übertriebene Scham steht uns im Weg und schadet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebenserfahrung

Gute Frage. An sich denke ich, hat es damit zu tun, dass in einer Gesellschaft Vorstellungen entstehen, die einem sagen wie man sich verhalten soll. Und wenn man sich anders verhält, ist das ein Grund für Scham.

Andrerseits ist es ja auch bei jedem ein bisschen anders. Ich schäme mich zum Beispiel für Sachen die für andere normal sind.

Schämst du dich dann für gar nichts?


Bea21ss 
Beitragsersteller
 02.08.2024, 15:39

Also in Bezug auf Sex und meinen Körper und extremes und perverses nicht nein

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