It Fachkräfte Mangel trotz vieler studenten?

9 Antworten

Der Mangel an ERFAHRENEN Fachkräften lässt sich so nur in ferner Zukunft decken.

Auch brauchen viele Berufe fähige Angestellte, viele Abgänger haben zwar ihren Abschluß, können aber nur wiedergeben was die auswendig gelernt haben. In der Berufspraxis taugen die dann nichts.

Das kennt man ja von den ganzen Handwerkern wo "Kollege gesucht" auf den Autos steht. Das ist nicht so, dass die keinen einzigen finden. Die stellen dauernd welche ein, nur finden die keinen die sie dauerhaft behalten wollen!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
triopasi  07.07.2022, 23:57

Ganz nebenbei bemerkt: Von aktuell vielleicht 200.000 Studenten machen mit ganz viel Glück 150.000 einen Abschluss. Realistisch gesehen eher gegen 100.000.

0
Commodore64  07.07.2022, 23:59
@triopasi

Richtig, und die 200.000 sind ja nicht jedes Jahr neu sondern insgesamt und jeder davon braucht ein paar Jahre bis er überhaupt den Abschluss machen kann. Braucht jeder 4 Jahre, dann sind das nur 50.000 pro Jahr die einen Abschluß machen könnten. Und viele Studenten studieren auch deutlich länger.

Ich gehe mal eher von 10.000 pro Jahr aus die abgehen.

1

Der existiert in der IT in der Form, wie er propagiert wird gar nicht. Ist ja schon seit Jahren bekannt wie Verbände wie bitkom darauf kommen.

Die rechnen die offenen Stellen, sagen wir mal es sind 100, gegen die Leute die eine Ausbildung oder einen Abschluss kriegen werden in den Jahr, sagen wir mal 120. Nun multiplizieren sie die 100 mit einer willkürlichen Zahl, immerhin wird nicht jede Stelle gemeldet. Also werden aus 100 offenen Stellen dann 700 offene Stellen aber nur 120 potentielle Bewerber. Also haben wir einen riesigen Mangel.

Würde es im IT-Bereich einen echten Mangel geben würde sich das an den Gehältern zeigen. Es gibt einen Mangel an Chips für Grafikkarten und statt der UVP von 700 Euro für sowas wie eine 3080 zahlst du 2-3k.

Es gibt einen Mangel an einigen Lebensmitteln durch den Krieg nun. Du stehst vor leeren Regalen, viele Produkte kosten 40% mehr, einige gar das Doppelte.

Sicher mag es regional hier und da einen Mangel geben. Gerade in großen Metropolen, wo viele große Konzerne sind, die sich um die verfügbaren Arbeitnehmer kloppen. Aber Überraschung, da sind die Gehälter auch deutlich höher.

Und sicher gibt es auch einen Mangel an Spezialisten für Cutting Edge Technologien, die Deutschland wie immer verschläft. Die muss man eben ausbilden, entsprechende Studiengänge anbieten usw.

Aber Fachkräfte aka Leute mit einer Ausbildung oder einem Studium in dem Bereich haben wir gefühlt mehr als genug.

Wenn man hierzulande immer noch Leute findet während man niedrige Gehälter zahlt, Homeoffice verwehrt, selbst während der Homeoffice-Pflicht zu Corona, unbezahlte Überstunden anfallen und die "Benefits" ein nettes Team, flache Hierarchien und kostenloses Wasser sind, dann haben wir eher einen Mangel an Arbeitgebern, damit da mal ein wenig Konkurrenz bei rumkommt.

Auch würde man sich mehr bemühen um Quereinsteiger usw. Immerhin ist die IT eh ein Bereich wo man das meiste selbstständig lernen muss, so schnell wie sich das Wissen weiterentwickelt, auch wenn am Ende das Rad immer neu erfunden wird.

Was z.B. ein Softwareentwickler nach 5-10 Jahren im Beruf so täglich macht hat meist nix mehr mit dem zutun, was er ursprünglich gelernt hat. Er arbeitet ggf. mit anderen Sprachen, mit anderen IDEs, mit anderen Tools, die Best Practices sehen anders aus etc.

Stattdessen haben selbst gut ausgebildete Leute teilweise Probleme einen Job zu finden, hauen zig Bewerbungen raus und die Einstellungstests sind dann künstliche Hürden, wo man sich an Google und co. orientiert mit Tests ala LeetCode und co. wo die Bewerber quasi ein paar Wochen vorher Sachen lernen um einen Einstellungstests zu bestehen, der nix mit der anschließenden Arbeit zutun hat.

Auch würde man Abläufe verbessern. Gerade in großen Unternehmen sorgt die Bürokratie für massive Verzögerungen und Tätigkeiten die Minuten bis wenige Stunden dauern ziehen sich über Wochen oder Monate bis sie wirklich in Angriff genommen werden und dann wird ein kleiner Vorgang nochmal unterteilt, damit da fünf Leute ranmüssen und jeder auf den anderen warten muss.

Dazu haste Meetings über Meetings und die Hälfte der Anwesenden wird meist für das spezielle Meeting gar nicht benötigt oder nur für fünf Minuten von einem Meeting, welches sich über den ganzen Tag erstreckt usw.

Aber ja, da die Industrie die ganze Zeit schreit, man Förderprogramme installiert, probiert mehr Mädels in den Bereich zu ziehen usw. wird der Bedarf vermutlich noch weiter sinken, so dass wir an Gehältern und Arbeitsbedingungen nix tun müssen.

Weiter ist immer die Frage was gesucht wird. Das Studium geht eben eher um Informatik als Wissenschaft. Wie viel Prozent davon arbeiten anschließend wirklich wissenschaftlich und wie viele brauchen wir, die dort arbeiten?

Und wie viele Leute brauchen wir eher für praktische Tätigkeitsfelder, wie Softwareentwickler und co. die per se mit einer Ausbildung eher dafür trainiert werden als ein Student, der sich das größtenteils selbst beibringt und eher Mathematik, Theorie und Konzepte sowie wissenschaftliches Arbeiten gelernt hat.

Da bilden wir ein wenig am Bedarf vorbei. Nicht dass ein Studium nix Tolles wäre und ein höheres Einstiegsgehalt ermöglicht es auch. Aber wenn du Tischler brauchst, dann ist eben die Frage, ob du Tischler ausbildest oder Leute welche sich in einem Studium mit der chemische Zusammensetzung von Holz auseinandersetzen und wie diese durch den Einfallsgrad der Sonne beeinflusst wird und dir dazu eine wissenschaftliche Ausarbeitung erstellen können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

Es mag 200'000 Studenten in MINT Fächern geben. Die Zahl sagt aber nicht aus wieviele ihr Studium abschließen werden oder in welchem Bereich sie arbeiten werden.

Dazu kommt, dass manchen utopische Lohnvorstellungen ins Ohr gesetzt werden.

Wohlmöglich das man sie in manchen Orten bekommen kann. Aber dies nicht für jede Stelle gilt. Man kann auf dem Land keinen Lohn fordern, der vielleicht in einer Firma im Stadtzentrum von München möglich wäre... Und natürlich geht es beim realitischen Lohn nicht darum beim Mindeslohn rumzukrebsen. Wobei es natürlich auch Kandidaten gibt die einem das direkt nach dem Studium verkaufen wollen.

Wie waren die letzten Aussagen? Es kämen zwar Bewerbungen rein. Das sind aber entweder Leute ohne irgendwelche Erfahrungen oder sonstige Qualifikatioen passen nichtmal annähernd. Die Bestenfalls die Programmiersprache noch nicht kennen. Löhne fordern von dennen der Führer träumt... oh und vergessen wir es nicht die keinen geraden Satz auf Englisch rausbringen.

Man muss nicht perfekt sein für Englisch. Man sollte aber bereit sein sich mit einfachen Sätzen zu erklären. Und das Fachenglisch der IT sollte man lesen können. Schließlich ist so ziemlich jede Doku auf Englisch.

J0T4T4  07.07.2022, 23:25
Es mag 200'000 Studenten in MINT Fächern geben.

So viele Studierende gibt es schon alleine in NRW in MINT-Fächern... es ging hier wirklich um Informatik.

0
GuteAntwort2021  08.07.2022, 00:34
Dazu kommt, dass manchen utopische Lohnvorstellungen ins Ohr gesetzt werden.

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Wenn ich also ewig nach einem Kandidaten suche und die Stelle nicht besetzt bekomme und man dazu bedenkt, wie viel eine unbesetzte Stelle das Unternehmen kostet, sollte man sich ggf. überlegen ob man nicht eventuell einfach zu wenig Gehalt bietet:

https://t3n.de/news/fachkraftemangel-it-unbesetzte-stelle-kosten-1469959/

0

Naja, wie Du selbst schon schreibst, es sind Informatik Studenten.
Gesucht werden hingegen Fachkräfte -> Ausgelernte Studenten.
Die 200.000 Studenten finden nur Tröpfchenweise, Semester für Semester, ihren Weg in die Wirtschaft.
Bzw. nicht in die Wirtschaft, viele gehen auch in die Forschung oder schlagen eine andere Richtung ein.

Ausserdem liegt die Abbruchrate bei Informatik-Studiengängen bei um die 50%.
Heisst von den 200.000 Studenten, kannst Du 100.000 abziehen.

Am Ende bist Du bei weniger als 100.000 Studenten für einen Zeitraum von 3-5 Jahren.
Das ist nicht allzu viel.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Informatik Studium.

Zunächst einmal entscheidet sich die Hälfte der Studenten dann doch dazu dass Informatik nicht so unbedingt ihres ist - die Abbruchquote bei Informatik-Studiengängen liegt bei rund 50%.

Von denjenigen, die ihr Studium abschließen, steht dann noch mal rund die Hälfte nicht für die hiesige Wirtschaft zur Verfügung. Sei es durch Abwanderung ins Ausland (Heimkehrer oder Auswanderer), Verlust an die Wissenschaft, oder teils auch gänzlich andere Berufsperspektiven.

Und von denen die dann als "Fachkräfte" übrigbleiben, vielleicht 20-25% der ursprünglichen Zahl, müssen sich dann erst meist noch jahrelang einarbeiten. Denn das Studium vermittelt nur die Kompetenzen sich in die Materie einzuarbeiten - man kommt also nicht als Fachkraft von der Hochschule! Wobei FH Studenten sich hier meist deutlich besser und schneller zurecht finden - viele Universitäten sind zu theoretisch und vermitteln den Praxisbezug nicht.

Als nächstes, man muss es ganz ehrlich sagen, sind viele Unternehmen eher wenig attraktiv. Sei es der Standort, das Gehalt oder auch die Branche!

Wenn mir ein Headhunter eine attraktive Stelle in Berlin/Köln/Düsseldorf/Hamburg/München anbietet, ob nun bei einem Startup mit sehr spannendem Content oder einem Konzern mit vielen verschiedenen Projekten und üppigem Gehalt, dann lehne ich das kaum ab, wenn man die Alternativen bedenkt:

Zum Beispiel sowas wie "XYZ und Brüder GmbH" in Buxtehude mit 35000€ Jahresbrutto und einem Job, wo meine Aufgabe darin besteht Leuten 50 mal zu erklären, dass "Passwort", "Hallo12345" oder "Australien" keine geeigneten Passwörter sind und sie bitte keine Anhänge in einer Email öffnen, ohne diese vorher in die speziell für diesen Fall erstellte Sandbox zu verschieben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung