Erfahrung mit Pferdewirt Ausbildung?

5 Antworten

Bei mir schon lange her, damals hieß die Fachrichtung noch Zucht & Haltung, Gestüt Schwaiganger. Da ich aber immer schon gut geritten bin, saß ich auch in der Ausbildung viel auf dem Pferd. Der Ton war rauh, die Arbeit hart, 7-Tage-Wochen Usus.

Falls du iwelche romantischen Vorstellung im Kopf hast oder denkst, das ist der Start zu einer wunderbaren Turnierkarriere - schwierig. Es geht, wie in allen Betrieben, um's Geld und um's Geschäft, nicht immer pferdefreundlich... muss man abkönnen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Ich konnte die externen Prüfung machen und habe nur gut ein Jahr diverse Ausbildungsbetriebe als Praktikant/"Azubi" besucht.

In vielen Betrieben ist der Umgang mit den Azubis nicht unbedingt optimal. Kein Vergleich mit Azubis aus der Industrie geschweige den der Verwaltung.

Deutlich rauer noch als im Handwerk.

Besonders die jungen oft schwächeren Azubis wurden recht grob behandelt. Ausbildungsförderung in Bezug auf Nachhilfe, Förderung gab es eher nicht. Die wirkliche Ausbildungsfähigkeit einiger Ausbilder ist einfach nur schlecht, wie die an die Qualifikation gekommen sind ich kann es mir nicht erklären. Aktive Lehrtätigkeit rein für den Azubi, Ausbildungszentriert gab es eher selten. Ebenso wurden kaum Azubis freigestellt für ihre Belange, Berichtsheft schreiben, Hausaufgaben, Prüfungsvorbereitung.

Wer die heile Welt in der Pferdewirtschaft sucht findet sie hier in der Regel wohl kaum. Es geht um Geld und je nach Stall um Kunden die viel Geld besitzen. Nicht selten ist der Umgang nicht immer auf Augenhöhe. So sind nicht alle Beteiligten Teamfähig. Dieses wird gern nach unten durchgereicht. So werden nicht selten immer die selben Mitarbeiter mit ungünstigen Arbeiten belastet.

Der Umgang mit den Tieren ist je nach Betrieb sehr unterschiedlich. Nur alle Betriebe müssen am Ende des Tages ihre Rechnungen tragen. So erklären sich auch immer die Probleme Betrieb / Einstaller:

Der Betrieb will und muss sorgsam mit dem hohen Gut Geld umgehen. Heu kostet auch Geld. So ist es immer eine Gradwanderung von zu wenig, ausreichend und zu viel. Der Einstaller will aber wenn überhaupt nur zu viel sehn. Nie soll das Pferd mal kein Raufutter haben, immer nur das beste Heu, natürlich zum günstigsten Preis. Der Azubi ist oft dazwischen nicht selten auch ein Blitzableiter für die Kunden. Diese aber zu verärgern ist nicht gern gesehen. So kommt oft eine gewisse Zerrissenheit dazu, der Chef "Nur nicht zu viel füttern" der Kunde "Ja nie zu wenig füttern".

Umgang mit dem Tier ist auch oft vielschichtig. Ist der Kunde dabei, freundlich und man alle Zeit der Welt. Keine Kunde in der Nähe wird es auch mal recht bestimmend.

Hier ist die nähe zu Gesundheitsführsorge Altenpfleger sehr nahe. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit gibt es immer noch das Geld. Wenn man da nicht rechtzeitig drauf kommt wird man sich ausbrennen oder den Betrieb in den Ruin treiben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut
Dirkmeister  09.01.2022, 23:12

Hallo @RiWSt ich glaube, ich fühle mich schon zu alt mit 53 nochmal Azubi zu sein. Du schreibst, "Ich konnte die externen Prüfung machen und habe nur gut ein Jahr diverse Ausbildungsbetriebe als Praktikant/"Azubi" besucht." Hast Du einen Link, wo es mehr Infos über externe Prüfung/Ausbildung gibt?

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Meine Erfahrung ist die, dass ich es gelassen habe. Damals gab es die Fachrichtung „Service und Haltung“ noch nicht. In der Zucht wäre es mir zu schwierig gewesen Hengste bändigen (Absamen usw) wäre nicht mein Ding gewesen, und für „Klassische Reitausbildung“ hätte ich nicht gut genug reiten können.
Ich habe aber ein Jahr vollzeitlich in einem Reitstall gearbeitet, und dabei festgestellt, dass ich solch einem Beruf auch körperlich doch nicht gewachsen gewesen wäre. Zwar hatte ich zuvor schon jahrelang fast meine gesamte Freizeit mit Arbeit im Stall verbracht, aber rund ums Jahr 40 (+) Stunden in der Woche, mit dem Druck, den man dann doch auch hat, ist doch nochmal was anderes...

Ich habe die Ausbildung natürlich nicht gemacht, aber kenne einige Azubis selbst und auch die Berichte meiner RL darüber.

Wenn man nicht in einem sehr guten Betrieb landet, muss man damit rechnen, ausgebeutet zu werden. Meine RL hatte ihr Pferd in einem Dressurstall stehen, den eine anerkannte Dressurtrainerin leitete. Dort war auch eine junge Azubi, die aber als bessere Pferdepflegerin "missbraucht" wurde. Drei Monate vor ihrer Prüfung in Warendorf hatte sie sich an meine RL gewandt, weil sie den Eindruck hatte, dass sie für die Prüfung nicht gut genug war. Sie war einfach viel zu wenig auf Pferde gekommen.

Meine RL hat sie dann vorreiten lassen und nur "oh je" gesagt. Sie hat ihr dann einige Wochen Nachhilfeunterricht gegeben, aber die junge Frau ist trotzdem durchgefallen. Das war die absolute Schuld der Nicht-Ausbilderin. Und so was hört man leider oft.

WEnn ich Interesse daran hätte, RL zu werden, würde ich , glaube ich, den Amateurweg befolgen. Also, was "Richtiges" lernen/studieren, in dem Beruf arbeiten und dann die diversen Trainerscheine "nebenher" machen. So hat es meine RL gemacht. Sie hat nach dem Abi Physiotherapie für Menschen gelernt und auch lange halbtags in dem Beruf gearbeitet. "nebenbei" hat sie dann aber die Trainerscheine C und B und dann nach Jahren auch A abgelegt. Jetzt arbeitet sie nur noch einen Tag in der Woche als angestellte Physiotherapeutin, vor allem wegen der Krankenversicherung, und den Rest als selbständige RL und Bereiterin.

Also grundsätzlich kann ich dir diese Ausbildung nur dann empfehlen wenn du einen Landwirtschaftlichen Betrieb zu Hause hast den du ggf später übernehmen kannst. Ansonsten kann man davon alleine nicht wirklich leben.

Ja, es klingt toll wenn man "was mit Pferden" machen kann. Aber welchen Beruf willst du damit nachher wirklich machen wenn kein Betrieb dahinter steht?