DIE MERSEBURGER ZAUBERSPRÜCHESie sind die einzigen in Deutschland erhaltenen heidnischen Beschwörungsformeln, aufgeschrieben von einem Mönch vor mehr als 1000 Jahren und verwahrt in der Domstiftsbibliothek Merseburg: die Merseburger Zaubersprüche – zwei Sprüche in Althochdeutsch überliefert. Die Zeilen geben magische Beschwörungsformeln aus vorchristlicher Zeit in seltener Ursprünglichkeit wieder und halten damit heidnisch-germanisches Brauchtum fest.
Der Text im OriginalDie zeilengetreue Abschrift
Eiris sazun idisi sazun hera duoder suma
hapt heptidun sumaherilezidun sumaclu
bodun umbicuonio uuidi insprinc hapt
badun inuar uigandun. H.
phol ende uuodan uuorun ziholza duuuart
demobalderes uolon sin uuoz birenkict
thubiguolen sinhtgunt sunna era suister
thuboguolen friia uolla era suister thu
biguolen uuodan so he uuola conda
sosebenrenki soseblutrenki soselidi
renki ben zibena bluot zibluoda
lid zigeliden sosegelimida sin
Übersetzung der Zaubersprüche
(von Wolfgang Beck, Würzburg)
Einst saßen Idisi, saßen auf den Kriegerscharen.
Einige fesselten einen Gefangenen, einige hemmten die Heere,
Einige zertrennten scharfe Fesseln.
Entspringe den Fesseln, entfahre den Feinden!
Phol und Wodan begaben sich in den Wald.
Dort wurde dem Fohlen Balders der Fuß gerenkt.
Da besangen ihn Sinhtgunt und Sunna, ihre Schwester.
Da besangen ihn Frija und Volla, ihre Schwester.
Da besang ihn Wodan, so wie er es gut verstand:
Wenn Knochenrenkung, wenn Blutrenkung, wenn Gelenkrenkung:
Knochen zu Knochen, Blut zu Blut, Glied zu Glied!
So seien sie zusammengefügt!