Medien berichten:

Nachdem die Mudschahedin Kabul 1992 eroberten, bekriegten die verschiedenen Fraktionen einander. Hier wurde auch erstmals eine zunehmende Ethnisierung des Konflikts deutlich: Paschtunen, Tadschiken, Usbeken, Hazara und andere Volksgruppen wurden nun nach linguistischen oder phänotypischen Merkmalen gejagt, gefoltert und ermordet. [...] So wurden etwa Paschtunen, die den persischen Laut »qaf« nicht aussprechen konnten, abgeführt und exekutiert, während Hazara, die aufgrund ihrer Gesichtszüge sofort erkannt wurden, dasselbe Schicksal ereilte - oder ein noch schlimmeres. Am 11. und 12. Februar 1993 ereignete sich das Massaker im Kabuler Stadtteil Afschar, der hauptsächlich von Hazara bewohnt wurde. [...] Berichten zufolge wurden innerhalb weniger Stunden Hunderte von Hazara verschleppt und ermordet, Zivilisten von den Milizen gezielt angegriffen und massakriert. Die Leichen der Opfer wurden in Massengräber verscharrt. [...] Für die Hazara begann mit dem Massaker von Afschar eine Retraumatisierung, die historische Ursprünge hat und von Sklaverei, Vertreibung und Genozid geprägt ist. [...] Besonders deutlich wurde dies Ende des 19. Jahrhunderts, als Emir Abdur Rahman Khan, ein sunnitischer Paschtune, der dank der britischen Krone in Kabul an die Macht gekommen war, mit Gewalt und nach europäischem Vorbild einen afghanischen Nationalstaat aus dem Boden stampfen wollte. [...] Seine Gewalt richtete sich anfangs gegen alle Ethnien [...] Doch dann startete Abdur Rahman eine rassistische Kampagne, die sich gegen die Hazara richtete. [...] Die Hazara wurden nicht nur von den regierenden Paschtunen ethnisch gesäubert, sondern auch von den anderen sunnitischen Volksgruppen Afghanistans. [...] Viele Hazara wurden auf Sklavenmärkten zum Verkauf angeboten. [...] Die ehemalige afghanische Regierung von Präsident Aschraf Ghani, die unter dem Ansturm der Taliban zusammengebrochen ist, hatte ebenso den Ruf, ethnonationalistisch zu agieren. Konkret bedeutet dies, dass wichtige Posten von Paschtunen besetzt wurden [...] Hinzu kommt, dass auch viele Nicht-Paschtunen mit ihrem Rassismus gegenüber den Hazara in der Vergangenheit auffielen.

Rassismus, der primär von sunnitischen Volksgruppen ausgeht und sich gegen die schiitischen Hazara richtet. Woher kommt dieser tief verwurzelte Rassismus, der sogar in Genoziden endet und auch bis heute das Bild Afghanistans prägt?