Die Frage ist schwierig zu beantworten, da jeder unter dem Islam etwas anderes versteht. Es gibt nicht eine islamische Strömung, sondern viele verschiedene, die sich teilweise sehr stark voneinander unterscheiden.

Ich verstehe unter Islam etwas anderes als die allermeisten Menschen. Gerade Kritiker verbinden den Islam heute mit der sehr konservativen salafistischen Strömung. Diese ist eine Minderheit, aber hat medial eine große Reichweite. Diese Strömung ist nicht nur eine Gefahr für Nicht-Muslime, sondern auch für Muslime selber, da Salafisten leicht abweichende Ansichten nicht dulden.

Das Grundproblem im Mehrheitsislam, also dem sunnitischen Islam, besteht darin, dass diese Strömung seit Anbeginn auf Gewalt aufbaut. Hingegen zeichnet sich der schiitische Islam durch das Gegenteil aus. Hierzu verweise ich auf den folgenden Kommentar:

Nach dem Tod des Propheten wurden die Schiiten und die Anhänger Alis schnell hingerichtet. Jeder, der Abu Bakr ablehnte, wurde je nach Status entweder ins Exil geschickt oder getötet. Die Zahl der Schiiten wurde kleiner, während sich das sunnitische Reich im gesamten Nahen Osten ausbreitete, Kriege führte und die Bevölkerung des sunnitischen Islams durch Gewalt und Angst vergrößerte. Schiitische Muslime sind keine Tyrannen und Eroberer, wir sind Menschen des Friedens, wir verbreiten den Islam nur mit unserer Sprache und unseren Lebenspraktiken. Wir hatten die Fatimiden- und die Safawiden-Dynastie, die überwiegend schiitisch waren, aber das waren politisch motivierte Dynastien und hatten keine religiöse Grundlage, die vom schiitischen Islam und unseren heiligen Imamen gelehrt wurde. Der sunnitische Islam lehrt die Ausbreitung des Islam durch Kriege und Imperien, und deshalb werden Leute wie Umar Ibn Khattab, Khalid ibn Walid und Salahuddin Ayyubi so sehr verherrlicht. Sie sind Vorbilder für viele Sunniten heute. Wenn die Ummah dem Propheten nach seinem Tod gehorchen würde, gäbe es heute nur einen Islam, der dem Koran und der Ahlulbayt folgt.

Der sunnitische Islam baut auf Gewalt bzw. die Androhung von Gewalt auf. Das Problem betrifft die sunnitische Glaubenslehre, auch wenn natürlich eine Mehrheit der Sunniten nicht gewalttätig ist. Viele Sunniten schrecken vor den Gewaltaufrufen in sunnitischen Überlieferungen zurück und leben eine gemäßigtere Variante der sunnitischen Glaubenslehre. Das Grundproblem des sunnitischen Islam ist dadurch aber nicht gelöst. Mit dem Aufkommen des Islamismus hat sich das Problem noch verstärkt.

Kritiker werden an dieser Stelle gewiss auf die Islamische Republik Iran als ein schiitischer Staat verweisen, der auch durch Gewalt negativ auffällt. Hier sei gesagt, dass das Konzept, das Chomeini 1979 eingeführt hat, eigentlich der schiitischen Glaubenslehre widerspricht und von Gelehrten außerhalb Irans auch abgelehnt wird. Iran schadet der Schia heute.

Den Islam, den ich meine, orientiert sich am Propheten Mohammed und seiner Familie. Dieser Islam lehnt irgendwelche Kalifen oder andere Personen, die den Islam für politische Zwecke missbrauchen, ab. Dieser Islam ist friedlich und fällt daher gar nicht auf.

Dagegen sehe ich den Mehrheitsislam äußerst kritisch und kann die Kritik daran gut nachvollziehen.

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