Schön, das man hier auch mal einen Autodidakten findet! Ich selber führe ebenfalls ein Selbststudium der Mathematik durch. Ich kann dir sagen, wie ich das gemacht habe:

1.) Zuerst habe ich mit den mathematischen Basiskompetenzen begonnen, also praktisch von null an. Ja, das klingt vielleicht verrückt und extrem trivial (weil die meisten das ja beherrschen), aber man lernt da eine ganze Menge. Unter mathematische Basiskompetenzen fällt das reflektierende Denken über Zählen (die fünf Zählprinzipien), Zahlbegriff, Relationen ("größer", "kleiner", "mehr", "weniger", "länger", "kürzer"), arithmetische Modelle und die Operatorvorstellung wie auch das Stellenwertverständnis. Weiterhin auch erste Orientierungen im Raum (vorne, hinten, rechts, links, oben, unten).

2.) In zweiter Hinsicht habe ich mir selbst die Grundrechenarten beigebracht, die ich damals aufgrund meiner Dyskalkulie nicht beherrschte. Dazu lernte ich das kleine 1+1, das kleine 1-1 auswendig, verankert, sodass ich direkt z.B. sagen kann, dass 7+5=12 ist ohne abzuzählen. Durch das Verständnis der Grundaufgaben kann man dann heuristische Strategien entwickeln, um größere Rechenaufgaben zu lösen. Bspw.: 938 + 895 . Meine Strategie: Ich rechne ziffernweise im Kopf (rechts-nach-links): Erst 5 + 8 = 13 (ich schreibe 3 hin, merke mir die 1), 3 (+1) + 9 =13 (ich schreibe 3 hin, merke mir die 1), 9 (+1) + 8 = 18 (ich schreibe 18 hin) -> Wir erhalten: 1833

3.) Dann kommt das kleine 1*1 dazu, wozu man aber erst das Operationsverständnis zu verstehen lernt, also, dass man hier nicht einfach blindlings das 1*1 auswendig lernt, sondern versteht, warum 1*1 funktioniert und was es bedeutet. Hierzu dient das Punktfeld sehr gut, mit dem wir einmal horizontale und vertikale Reihen bilden können, die dann auch schon Aufschluss darüber geben, dass die Multiplikation kommutativ ist (3*4 = 4*3) Danach folgt das klassische Auswendiglernen des 1*1 bzw. natürlich auch heuristische Strategien um andere Aufgaben ableiten zu können (5*5 = 25, also 6*5 = 30) ----- Das selbe auch beim kleinen 1:1.

4.) Dann folgt der Schulstoff der Sekundarstufe I, den man sich selber beibringen muss. Das sind zunächst einmal: Anfänge der Statistik (was ist ein Diagramm, was eine Strichliste, Säulen- und Bilddiagramme; Was genau sind die Schritte für eine Statistik? Befragung, Auswertung, Darstellung), gefolgt von natürlichen Zahlen (Zahlenstrahl, Relationen bilden (größer-kleiner), Zehnersystem (und damit allg. Verständnis über Stellenwertsysteme), große Zahlen und ihre Darstellung wie auch Rundung (wie liest man große Zahlen? Zifferngruppierung, Eselsbrücken bilden (6*1 = 6, 6 Nullen = 1 Millionen, 6*2 = 12, 12 Nullen = Bi-llionen (bi = zwei)), Runden und verstehen wann Rundung sinnvoll und wann nicht sinnvoll ist, was eine Rundungsstelle ist, usw), andere Stellenwertsysteme kennenlernen (wie Binärsystem oder Oktalsystem + erkennen das das Prinzip des Stellenwertsystems gleich bleibt), römische Zahlzeichen (und damit Erkenntnis das es neben Stellenwertsystemen auch noch andere Zahlensysteme wie eben Additionssysteme gibt und welche Vor- und Nachteile beide Systeme haben),

5.) Dann in Sek. I noch weiterhin: Anfänge der Geometrie (was ist ein Punkt? Was ist eine Gerade? Was ist die geradlinige Verbindung zwischen zwei Punkten noch? Die kürzeste. usw), Figuren untersuchen (Quadrate, Rechtecke, Parallelogramme, Rauten, Drachen, Trapeze, usw), Flächeninhalte bestimmen lernen (und auch verstehen, was ein solcher Flächeninhalt genau ist), Größen kennenlernen (Einheiten, Maßstab, usw). ==> Das wäre dann so alles aus Klassenstufe 5. Natürlich kommt da noch eine ganze Menge mehr dazu.

6.) Später kannst du dann langsam mit dem schwereren Kram anfangen. Das ist dann Sekundarstufe II: Analysis, Vektorrechnung, Stochastik, Fortführung Thema Funktionen (Exponentialfunktionen, zusammengesetzte Funktionen, usw), Fortführung Geometrie, usw.

Wenn du all das durch hast (und auch verstanden hast), biste reif für's Uni-Studium. Wichtig ist, neben dem Selbststudium auch Übungen durchzuführen, damit das Wissen sitzt.

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