Ich habe deinen Fragebeitrag gelesen und habe mich selbst sofort wieder gefunden. Das war meine aller erste Beziehung, heißt also auch entsprechend wenig Erfahrung und Selbstwahrnehmung. Für mich war es die Hölle. Etwas, was ich bis heute bereue und mir nie wieder passieren wird.
Ich hatte mir am Anfang wirklich eingeredet, dass alles noch mit der „Zeit kommt“, oder nach dem Motto „Was nicht ist, kann ja noch werden.“ In meinen Ex war ich nicht wirklich verliebt. Optisch hatte er mich schon gar nicht angesprochen. Die Verliebtheitsphase fiel also komplett weg. Das war weit entfernt davon. Er hat da ziemlich Druck gemacht, eine Beziehung einzugehen, blieb hartnäckig und schon ab da (!) hatte ich ein sehr sehr unsicheres Gefühl, weil ich selber immer wusste, dass es sich nicht so „richtig“ anfühlte. Es war auch eher dieses Freundschaftsverhältnis von meiner Seite aus, weil er mir gut getan hat und ich mich in einer Tiefphase befunden habe, was er ganz offensichtlich auch ausgenutzt hat.
Ich habe daraus eine knallharte Lehre für mich gezogen. Nämlich, dass ich mir sowas nie wieder einreden werde und wirklich auf mein Gefühl hören werde, bevor ich mich auf jemanden einlasse. Die täuschen dich nämlich nie. Es hat sich in jedem Moment „gefühlstechnisch“ falsch angefühlt, war im Laufe dessen chronisch unzufrieden und total unglücklich, egal was er tat. Das schmerzt total, wenn man sich selbst in einer Beziehung sieht, wohlwissend (!), dass dieser Mann nie mein Herz erreicht hat oder erreichen wird. Häufig lag ich im Bett, alles war an sich toll und schön, aber dann brach ich einfach in Tränen aus, weil ich mich schon innerlich damit abgefunden hatte, dass ich ihn bald verlassen werde.
Das ist Selbstbetrug und Leichtsinn. Wenn nicht sogar auch pure Zeitverschwendung, auch wenn er sich bemüht hat und wir auch tolle Zeiten hatten. Anfangs war ich denke ich eher in den Gedanken verliebt, verliebt zu sein.
Im Laufe der Zeit habe Ich mir immer wieder ausgemalt, wie es wohl wäre, wenn wirklich Liebe im Spiel gewesen wäre. Ich wäre definitiv ganz anders zu ihm gewesen. Er selbst hat es selbstverständlich auch hin und wieder gemerkt, dass da kaum was an Wärme von mir aus kam. Seinen Freunden ist das verstärkt auch aufgefallen. Es hieß dann immer „Immer wenn man euch gesehen hat, hat man gemerkt, dass du ihn gar nicht liebst.“ Du behandelst eine Person ganz anders, wenn du sie liebst. Wenn du dieser Person weh tust, fühlt es sich eigentlich so an, als wenn du dir selber ins Fleisch schneiden würdest. Das war bei ihm überhaupt nicht der Fall. Ab dem Zeitpunkt, als ich merkte, wie mir das nicht so nahe ging, wenn er mal böse auf mich war oder ich ihm weh getan habe, habe ich realisiert, dass die ganze Beziehung total für die Tonne war und ich mal komplett meine eigenen Gefühle verdrängt und manipuliert habe. Mega gefährlich!
Ich habe mir seitdem geschworen, dass ich sowas nie nie wieder haben möchte. Ich habe selber an mir erfahren, dass ich das Gefühl des Verliebtseins definitiv brauche, weil ich anderenfalls zugrunde gehen würde. Was vom Anfang her an Gefühl nicht da ist, kann auch nicht werden. So war es zumindest bei mir. Nie wieder!