In deutschen Fahrschulen wird in der Regel dem Fahrschüler beigebracht sowohl die Vorderrad als auch die Hinterradbremse zu nutzen. In einigen Fahrschulen wird sogar zusätzlich empfohlen in Schräglage oder bei schlechten Bedingungen hauptsächlich (oder ausschließlich) hinten zu bremsen. Diese Fahrweise ist auch bei vielen Motorradfahrern im öffentlichen Straßenverkehr üblich.

Ob das Ganze eine gute Fahrweise ist, ist eine andere Frage. Insbesondere Motorradfahrer mit Motorsporterfahrung und sportlichere Fahrer halten die Verwendung beider Bremsen oft für überflüssig. Rennfahrer bremsen fast alle nur mit der Vorderradbremse. Die Hinterradbremse wird dabei nicht zum Verzögern genutzt.

Wessen Rat bevorzugst du zur Bremstechnik? Den eines Rennfahrers, der vor jeder Kurve versucht sein Bike maximal zu verzögern oder den eines Fahrers der höchstens 1-2x im Jahr eine Notbremsung macht?

Das hat einen simplen Grund: Ein Motorrad was verzögert wird, verlagert das Gewicht nach vorne. Es ist nicht unüblich, dass beim starken Bremsen das Hinterrad sogar den Bodenkontakt verliert. Passiert das, so sollte sich das Hinterrad stets drehen, damit das Motorrad stabil bleibt. (s. Foto 1)

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Selbst wenn es nicht abhebt ist der Grip am Hinterrad nur sehr gering. Die Bremswirkung der Motorbremse (durch Zurückschalten) reicht bereits mehr als aus, dass Hinterrad zum ausbrechen zu bringen. (s. Foto 2)

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[Warum ein driftendes Hinterrad gewollt ist, würde meine Antwort zu lange machen.]

Das Wichtige ist, dass das Hinterrad nicht blockiert. Ein blockierendes Rad macht das Bike instabil. Und das geht sehr schnell, wenn man die schlecht dosierbare Hinterradbremse nutzt.

Hobbyrennfahrer verzichten deshalb meistens komplett auf die Hinterradbremse. Selbst in der deutschen Meisterschaft sind einige Fahrer, die vollständig auf die Hinterradbremse verzichten.

Manche Profis nutzen die Hinterradbremse u.A. vor dem eigentlichen Bremsvorgang um das Eintauchen der Gabel und damit das Abheben des Hinterrads zu reduzieren. Die Bikes solcher Fahrer besitzen i.d.R. aber eine Daumenbremse und keine Fußbremse.

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Fazit: Meiner Meinung nach sind durchschnittliche Fahrer bei Verwendung beider Bremsen schnell überfordert. Um dieses fahrerische Defizit zu kompensieren empfehlen sie oft Dinge wie "im Regen nur hinten bremsen" oder "in Schräglage nicht die Vorderradbremse benutzen". Deswegen halte ich es für sinnvoll, wenn sie sich anfangs nur auf die Vorderradbremse konzentrieren würden.

Danke fürs Lesen.

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