Liebe nicinole79,

nach deiner Frage sind beinahe genau zwei Jahre vergangen, aber endlich …

»Marian Rose White« heißt das gesuchte Melodrama. Der amerikanische TV-Film von Regisseur Robert Day stammt aus dem Jahr 1982 und hat lt. IMDB eine Laufzeit von 120 Minuten. In der Titelrolle sieht man Nancy Cartwright. Sie spielt eine junge Frau mit extrem schlechtem Sehvermögen, aus der ihre Tollpatschigkeit und damit zusammenhängende kleinere Unfälle resultieren. Im Jahr 1934 wird sie nach dem Tod ihres Vaters von der eigenen Mutter in ein staatliches Heim für geistig und körperlich Behinderte gesteckt. Laut Gesetz müssen alle Insassen sterilisiert werden. Die Schwester Bonnie McNeil (Katharine Ross) hat sich mit Marian Rose angefreundet und erkannt, dass es sich bei ihr um ein intelligentes Mädchen handelt. Sie setzt sich für Marian Rose ein, doch vorerst leider ohne Erfolg.

Der Film ist nach einer wahren Begebenheit entstanden. Die echte Marian Rose White wurde jedoch nicht erst mit 14 Jahren, sondern schon mit 9 Jahren in das Sonoma State Hospital gesteckt. Im Film muss sie 4 Jahre lang die Tortur durchstehen, während es im richtigen Leben 30 waren. Diese Hintergrundinformationen erfährt man, wenn man die Review der Filmkritikerin Janet Maslin von der New York Times liest.

Der Film »Marian Rose White« greift zwar zu Recht die damaligen Missstände im Sonoma State Hospital auf, erhebt jedoch nicht den Anspruch, eine Dokumentation darzustellen. In den USA gab es einige aufgedeckte Skandale bezüglich der schlechten Verhältnisse in verschiedenen Heimen. Die 1968 entstandene Dokumentation »Suffer The Little Children« schildert z.B. von den unzulänglichen Zuständen im Pennhurst State School and Hospital. Im Jahr 1972 brachte man mit der Dokumentation »The Last Great Disgrace« die katastrophalen Gegebenheiten in der Willowbrook State School an die Öffentlichkeit.

Nancy Cartwright, die Marian Rose White spielte, ist heute übrigens als Originalstimme von Bart Simpson aus »The Simpsons« bekannt. Von dem Film »Marian Rose White« gibt es bisher leider keine DVD (aber eine Menge Filmfreunde, die den Film suchen).

Lange erlag ich dem Irrtum, dass es sich bei dem Film mit dem sehbehinderten Mädchen um »Ein Engel an meiner Tafel« (»An Angel At My Table«; 1990) handelt. In diesem Film, der nach der Autobiografie von Janet Frame entstand, wird bei der jungen Schriftstellerin fälschlicherweise Schizophrenie diagnostiziert, weshalb sie acht Jahre lang in verschiedenen Nervenheilanstalten verbrachte und an die 200 Mal Elektroschocks über sich ergehen lassen musste.

LG Max404

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