Bismarck verachtete die SPD aus anderen Gründen, als die meisten Kritiker der Sozialdemokraten heute. Die SPD stand seinerzeit für Sozialismus, für eine parlamentarische Demokratie - ohne Kaiser und Könige, für Pazifismus und dies schnitt sich mit Bismarcks Weltbild, welcher aufgrund seiner Erziehung und familiären Verhältnisse ein überzeugter Monarch war.

Heute sieht man die Demokratie und den ausgeprägten Sozialstaat als Selbstverständlichkeit an. Heute ist es eher die ewige Große Koalition und der politische Stillstand, die an der SPD kritisiert werden.

Es ging ab 1998 los.

1999 erster Krieg nach dem Niedergang von Hitlers Regime, verantwortete ein Sozialdemokrat. 2002 mit dem Afgahnistankrieg erneut.

Schließlich führte die Riesterrente, die Agenda 2010 und die hohe Arbeitslosigkeit für Unmut, die bis heute anhält. Selbst kleinere Korrekturen wie der Mindestlohn, sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, weil die SPD - so die Kritiker - zu viele Ausnahmen in die Gesetze eingraviert und damit den Mindestlohn - trotz Einführung - untergräbt. Bestes Beispiel dafür ist, dass der Mindestlohn Langzeitarbeitslosen, die in Erwerbfähigkeit kommen, von dieser Regelung ausgenommen sind und damit 1€ Jobs nach wie vor existieren.

Die Menschen bekommen sowas mit und wählen dementsprechend. Was Erfolg ist und was nicht bestimmt keine Partei und die Regierung schon gar nicht, sondern die Mehrheit des Volkes. Man kann selbst als Juniorpartner in einer großen Koalition gewinnen. Dies zeigte nicht nur der kurzzeitige Höhenflug der SPD mit dem Antritt von Schulz, sondern auch die ÖVP in Österreich oder die SPD in der ersten Großen Koalition von 1966-69. Aber dafür muss man gute Politik leisten, überzeugend auftreten und sich auf den Kern der Partei zurückentsinnen.

Die SPD machte im Wahlkampf 2017 den hier: Erst links und kritisch zur Großen Koalition, dann rechts und befürwortend, lange Schweigepause von Schulz während des NRW Wahlkampfes, Ankündigung von Inhalten, Verschiebung dieser Ankündigen, fünf Minuten vor der Deadline politisches Programm beschlossen und dann war es eigentlich schon zu spät. Und immer hat sich Schulz meinungspolitisch ein wenig verkrümmt und beeinflussen lassen. Als Kanzler braucht man einen gesunden Egoismus, Prinzipien und staatsmännisches Verhalten.

Dies hatte Schulz am Anfang und in der Berliner Runde, hat es aber während des Wahlkampfes, wie heute auch, irgendwie verloren. Sei es durch die kritischen Kommentare der Medien oder des Bundespräsidenten.

PS. Bismarck wollte ein Bündnis mit Frankreich, doch diese waren nicht gut auf Deutschland zu sprechen, da Bismarck Elsaß Lothringen annektierte und im Spiegelsaal von Versailles in Frankreich und der Einmarsch in Paris Frankreich demütigte. Damit hatten wir uns eine Erbfeindschaft geschaffen, die bis in die 1950er anhalten sollte.