Am Morgen des 9. November forderte die Regierung daher den sofortigen Thronverzicht des Kaisers, um Revolution und Bürgerkrieg noch verhindern und die Volksmassen besänftigen zu können. Max von Baden telegrafierte nach Spa, es gehe bei dieser Entscheidung nicht mehr um Stunden, sondern um Minuten. Dennoch blieb Wilhelm II. weiter unschlüssig. In Beratungen mit den Militärs erwog er, als Deutscher Kaiser abzudanken, nicht aber als König von Preußen. Auf diese Weise hoffte er, den Oberbefehl über die preußische Armee behalten und an ihrer Spitze die Revolution niederschlagen zu können. Eine solche Teilabdankung wäre schon rechtlich unmöglich gewesen, da das deutsche Kaisertum nach der Bismarckschen Reichsverfassung fest mit der preußischen Krone verbunden war. All diesen Überlegungen setzte schließlich Generalquartiermeister Groener ein Ende. Er machte dem Kaiser unmissverständlich klar, dass das Heer nicht mehr hinter ihm stehe. Eine Befragung unter 39 Kommandeuren hatte ergeben, dass die Frontsoldaten nicht mehr bereit waren, seinen Befehlen zu folgen.[34]

Laut einer Gesprächsnotiz, die der Stabsoffizier Otto Wagener 1920 aufzeichnete, teilte Groener dem Reichskanzler telefonisch mit, die formelle Abdankung stünde unmittelbar bevor, er könne diese „ruhig bekannt geben“. Nach Einschätzung des Historikers Lothar Machtan ging es Groener darum, Wilhelm von dem seiner Ansicht nach wirklichkeitsfremden Vorhaben einer Teilabdankung abzubringen und ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen.[35] Jedenfalls gab Max von Baden, ohne noch länger auf eine formelle Antwort des Kaisers zu warten, am späten Vormittag des 9. Novembers folgende Erklärung heraus:

„Der Kaiser und König hat sich entschlossen, dem Throne zu entsagen. Der Reichskanzler bleibt noch solange im Amte, bis die mit der Abdankung des Kaisers, dem Thronverzicht des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen und der Einsetzung der Regentschaft verbundenen Fragen geregelt sind. Er beabsichtigt, dem Regenten die Ernennung des Abgeordneten Ebert zum Reichskanzler und die Vorlage eines Gesetzentwurfes wegen der sofortigen Ausschreibung allgemeiner Wahlen für eine verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung vorzuschlagen, der es obliegen würde, die künftige Staatsform des deutschen Volkes einschließlich der Volksteile, die ihren Eintritt in die Reichsgrenzen wünschen sollten, endgültig festzustellen.[36]

Tatsächlich lehnte Wilhelm II. einen Thronverzicht weiterhin ab. Einen Tag nach der Erklärung des Reichskanzlers, am Morgen des 10. Novembers 1918, floh er aus dem besetzten Belgien ins niederländische Exil, zunächst nach Amerongen, dann nach Doorn, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1941 lebte. Da er die Abdankungsurkunde erst am 28. November in Amerongen unterzeichnete, kam der Grenzübertritt des Oberbefehlshabers einer Fahnenflucht gleich. Dies kostete ihn nun auch die Sympathien seiner Militärs und vieler Befürworter der Monarchie.

Novemberrevolution – Wikipedia

Kurz. Max von Baden ging davon aus, dass es sich bloss um eine Formalität handelte, da er unter dem Eindruck handelte, Wilhelm habe bereits dem Throne entsagt.

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