Man kann die Revolution von 1918/1919 aus dem Grund als "steckengeblieben" bezeichnen, weil sie mit den vorherigen Eliten nicht konsequent aufräumte.

Man verzichtete z.b. darauf, die Vorkommnisse des Weltkriegs systematisch aufzuarbeiten. Man verzichtete darauf gegen die ehemalige Generalität wegen Kriegsverbrechen, die sie begangen hatten (Befehl des Einsatzes von Giftgas, uneingeschränkter U-Boot-Krieg) etc. zur Verantwortung zu ziehen.

Man verzichtete auch darauf dem Volk zu erklären, wie die militärische Lage Deutschlands 1918 tatsächlich war und warum man den Krieg letztlich aufgeben musste und vor allen Dingen auch, von welcher Seite her das Waffenstillstandsgesuch ursprünglich motiviert war (nämlich Hindenburg und vor allen Dingen Ludendorff, denen nach dem Zusammenbruch der Offensive im Wesen und dem Zusammenbruch der Balkanfront, mit Gefolge der Kapitulation Bulgariens und dem Zerfall des Osmanischen Reiches, wie Österreich, klar war, dass der Krieg verloren war), stattdessen erlaubten sie diesen ihre berüchtigte "Dolchstoßlegende" zu verbreiten und gegen die Republik zu hetzen.

Außerdem versäumte man nach dem Krieg die Reichswehr von Demokratiefeindlichen Elementen zu säubern, so dass diese während der Weimarer Republik stehts ein Faktor blieb, der in der Lage war den Staat von innen heraus zu bedrohen.

Insofern waren in den frühen Jahren der Weimarer Republik bereits Entwicklungen angelegt, die später maßgeblich zu ihrem Untergang beitragen und zum Aufstieg der demokratiefeindlichen Kräften (im besonderen auf der rechten Seite, für die linke spielen andere Faktoren eine gewichtigere Rolle) sollten.

Außerdem verhielt man sich seitens der Regierung in Sachen "Spartakusaufstand" verdammt ungeschickt, in dem man vollkommen unnötiger Weise zu überzogenen Gewaltmaßnahmen griff.

Das beruhigte zwar kurzfristig die Lage, sorgte aber langfristig mit dafür, dass die politische Linke der Weimarer Republik in das demokratische Spektrum zunehmend nicht mehr zu integrieren war und sich stattdessen ab Mitte der 1920er Jahre prononciert Stalin an den Hals warf.

Hätte man in einigen entscheidenden Fragen 1918-1920 hier anders gehandelt, hätte man die prekäre Situation der Demokratie ín den späten 1920ern und frühen 30ern möglicherweise verhindern können.

So konnte sich die Republik nicht wirklich stabilisieren, weil man den Strukturen der Extremisten, insbesondere von rechter Seite her die Möglichkeit bot ein paralleles Schattendasein zu führen und sich schließlich in Kriesenzeiten wieder zu erheben.

Hätte man von vorn herein mit den Resten des Kaiserreichs aufgeräumt, die tatsächlichen Verantwortlichen für Kriegbeginn und Kriegsniederlage, sprich die Verantwortung der kaiserlich-deutschen Politik am Ausbruch des Krieges und die verhängnissvollen Entscheidungen der 3. OHL, die den Kriegseintritt der USA provozierten, wie auch deren letztendliche Feststellung der Notwendigkeit den Krieg verloren zu geben, öffentlich bekannt gemacht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen, wären die Strukturen der politischen Rechten ziemlich tot und ihr selbst der ideologische Boden entzogen worden, weil sich dann Gestalten wie Hindenburg und Ludendorff niemals mehr als populäre Galeonsfiguren geeignet hätten.

Wäre man so verfahren, wäre es zu einem Reichspräsidenten von Hindenburg sehr wahrscheinlich nicht gekommen und dieser wiederrum spielte letztlich bei der Machtübernahme Hitlers eine ganz entscheidene Rolle.

Am Ende läuft es auf den gleichen Punkt hinaus, man gestattete der Reaktion zu überleben und hielt es auch so gar nicht für nötig diese zu bekämpfen, womit man zuließ, dass diese ab der zweiten Hälfte der 1920er Jahre wieder zu den politisch einflussreichen Kräften werden konnte.

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