Ratschläge für schwieriges, nervenaufreibendes Babykätzchen?

Liebe Gute-Frage Community,

ich brauche dringendst Rat um mein Babykätzchen.

Hier dazu die Vorgeschichte: Freunde der Familie hatten "vergessen" einer ihrer 3 Katzen zu kastrieren und somit kam ein Wurf Anfang Mai zustande... Zu der Zeit wurde ich gefragt (27, Studentin, mein 16-Jahre alter Kater verstorben Anfang des Jahres) ob ich gern eine Babykatze ab haben wolle. Ich habe ein wenig gezögert, jedoch wollte ich mit meinem Kater von damals abschließen und habe im Sommer Semesterferien, die ich mir (auch dank der Pandemie) frei nehmen kann um mich intensiv darum zu kümmern. Ich habe mir gleich am Anfang eines davon ausgesucht und es wurden über die nächsten zwei Monate Bilder geschickt und alles vorbereitet für sie, die Wohnung auch Kätzchen-sicher gemacht.

Zwei Tage vor der Übergabe, das Kätzchen jetzt 8 1/2 Wochen alt, wurde ich von der Familie angeschrieben, dass es ein besonderes Kätzchen sei und dass sie dies gern behalten würden, weil die 10-jährige Tochter sich genau in dieses Kätzchen verknallt habe... ich war geschockt, wollte jedoch nicht aufgeben, da sie mir durch die Bilder ans Herz gewachsen ist und bezahlte (einst kostenlos) 100€ für sie als Einigung und Entschädigung...

Am ersten Tag war das Kätzchen wirklich zuckersüß, kam auf meinen Schoß und schlief auf meiner Brust im Bett ein... jedoch stellte sich schnell heraus, dass sie sehr wild spielt und die Tochter ihr vieles schlechte angewöhnt hatte ... zb. die Hände und Füße zum spielen benutzen...

Sie wurde in den nächsten Tagen mutiger und kratzte mir (trotz Einsatz von Spielzeugen und Sprühflasche und intensiver Beschäftigung) meine Hände blutig, ging auf meine Füße und sogar auf mein Gesicht los und biss sehr hart zu, auch während ich versucht habe zu schlafen... zudem war sie auch etwas verwahrlost, hatte etliche Flöhe, Würmer und auch dazu noch tropfenden Durchfall... Ich war bereits zwei Mal beim Tierarzt, habe die Wohnung etliche Male gesäubert und die Kissen, Bezüge und ihre Liegemöglichkeiten gewaschen...

Hatte in den letzten zwei Wochen kaum Schlaf oder Erholung, habe sie zwei Mal schon fest angepackt aus Frust, obwohl ich ihr natürlich nicht weh tun möchte. Ich konnte eine Woche lang nicht mein Haus verlassen, weil sie auch sehr anhänglich ist, und schreit , sodass die Nachbarn schon bei mir klingelten um zu schauen ob alles in Ordnung ist, als ich eine halbe Stunde einkaufen war.

Ich will sie nicht an die Familie zurück geben, denn sie war dort nicht sehr gut aufgehoben und ich habe schon so viel in dieser kurzen Zeit in sie hinein gesteckt und will nicht aufgeben, jedoch weiß ich nicht wie lang ich es noch so durchhalten kann.

Ich hatte bereits einen kleinen Nervenzusammenbruch und im August fangen auch wieder meine Vorlesungen an.

Ich muss dazu sagen, ich hatte bereits Babykatzen im Haushalt, durch Familie und auch ehemals eine Mitbewohnerin und habe früher so Erfahrungen gesammelt... jedoch war keins dieser Tiere so eine Herausforderung.

Ich bitte um Rat.

~Belle

...zum Beitrag

Hier sind mehrere Dinge grundsätzlich schief gelaufen:

  1. Das Kätzchen wurde viel zu jung weggegeben. Vor der 12. Woche sind junge Katzen nicht ausreichend sozialisiert und im Umgang miteinander und mit Menschen geschult
  2. Ihm wurde beigebracht, dass menschliche Gliedmaßen tolle Spielzeuge sind
  3. Es lebt in Einzelhaltung

Der dritte Punkt ist besonders fatal, weil du für das Kätzchen der einzige Sozialpartner bist, und neuesten Forschungen zufolge binden sich Katzen oft wie Hunde an einem Menschen. Dass dein Kätzchen während deiner Abwesenheit jammert, kann bereits auf eine Trennungsangst hindeuten.

Die Probleme lassen sich besser lösen, wenn das Kätzchen einen Spielpartner hat. Gleiches Geschlecht, gut sozialisiert und mindestens 12 Wochen alt sollte er sein. Dein Kätzchen wird dann mehr mit dem Artgenossen spielen als mit dir, und da es nicht mehr allein ist, wird sich auch die Trennungsangst legen.

Das Spiel lässt sich von Händen und Füßen leicht mit einer Katzenangel umlenken. Ein alter Schnürsenkel zum über den Boden ziehen tut es auch. Katzen wollen täglich etwas Jagen, das liegt in ihrer Natur und ist ein Grundbedürfnis. Deshalb sollten solche Jagdspiele auch mehrmals täglich stattfinden. Es gibt Katzenangeln mit auswechselbaren Ködern. Solche gibt es schon für wenig Geld bei Amazon.

Je mehr das Kätzchen spielt, desto weniger Lust hat es auf Angriffe auf dich oder sonstigen Blödsinn, weil es dafür schlicht zu müde ist.

Du widerum musst unbedingt lernen, besonnen zu bleiben. Das Kätzchen ist ein Baby. Es ist normal, dass junge Katzen Blödsinn machen und einem auf die Nerven gehen. Das wird auch die nächsten Jahre so weitergehen. Wenn du jetzt schon keine Kraft mehr hast, solltest du in Erwägung ziehen, sie in ein geeigneteres Zuhause abzugeben, wo sie Artgenossen hat. Zur Not halt Tierheim.

Ach ja: Finger weg von der Sprühflasche und anderen Strafen! Dadurch zerstörst du das Vertrauen deiner Katze zu dir, und das kann früher oder später in ernsthaften Attacken enden. Noch ist es nur Spiel!

...zur Antwort