Ich distanziere mich aufgrund des Wandels, den die LGBTQIA+-Community in den letzten Jahren erlebt hat. Vor ein paar Jahren war ich noch Mitglied im LSVD, habe an CSDs teilgenommen und mich für die Belange von Homosexuellen eingesetzt. Transsexuelle und Intersexuelle waren Nutznießer der Homo-Bewegung und das finde ich auch vollkommen richtig und wichtig.

Mittlerweile werden aber immer mehr Dinge eingeschleust, die ich persönlich nicht gutheiße. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob ich überhaupt derjenige bin, der sich distanziert, oder ob es nicht diese Community ist, die sich mehr und mehr von der Realität distanziert. Es werden nicht nur die Belange von Minderheiten für eine queere Ideologie gehijackt und damit abgewertet, sondern dadurch wird auch längst vorhandene Toleranz in Teilen der Bevölkerung wieder zerstört.

Die Community versucht in vielen Bereichen die Deutungshoheit zu erlangen und hat sich von "Wir fordern Toleranz" zu „Wir bestimmen nun über euch!“ gewandelt. Sie wird dadurch zu einem intoleranten Aggressor mit einer internalisierten Feindlichkeit gegenüber dem sogenannten "Cis-Hetero-Normativ". Offenbar fehlt es inzwischen dank der politischen Fortschritte wie z.B. der "Ehe für alle", dem Ende des Blutspende-Verbots und letztlich auch dem Transsexuellengesetz an systemischer Diskriminierung, weshalb mittlerweile Dinge gefordert werden, die über das Bestreben nach Gleichstellung weit hinausgehen.

Der CSD hat sich in den letzten Jahren ebenfalls von einer politischen Demonstration, über eine Loveparade 2.0 zu einem regelrechten Fetisch-Festival entwickelt. Wie man so für Toleranz werben will, erschließt sich mir nicht. Ironisch wird es insbesondere dann, wenn man nun – nach den Erfolgen in Deutschland – den Fokus auf Länder richten will, in denen Homo- und Transsexuelle von religiösen Fanatikern verfolgt und abgeschlachtet werden. Das Eisen der Islamkritik ist den Veranstaltern des CSDs offenbar zu heiß.