Er steht immer im Mittelpunkt, wie kann ich damit umgehen?

Hallo,

Ich habe ein "Problem" und mich würden mal ein paar Meinungen interessieren.

Mein Freund ist ein sehr charismatischer Mensch, das heißt wenn wir wo sind ist er schnell der Mittelpunkt von allen Gesprächen. Er is auch durch den Job so, dass er sich gut präsentieren kann und das ist ja im Grunde auch nichts Schlechtes. Nur ist es letzter Zeit immer mehr so, dass ich das Gefühl hab, neben ihm "unterzugehen". Alle hören nur ihm zu, auch wenn es meine Familie und Freunde sind und was ich zu sagen hab ist nebensächlich. Ich hab mit ihm auch schon geredet und er hat gemeint er wird versuchen sich ein bisschen zurückzuhalten, aber es ist so, dass das einfach automatisch passiert, er ist einfach so der Typ.

Ich weiß, dass ich froh sein sollte, dass alle ihn so gern mögen aber irgendwie ist die Situation schwierig für mich. Gestern hab ich mich zum Beispiel mit einer Freundin getroffen und er wollte später nachkommen. Er ist dann aber 2 Stunden früher gekommen und das ganze Gespräch hat sich nur mehr um ihn gedreht. Ich war dann echt genervt und hab ihm danach auch gesagt, es wäre mir lieber wenn er nicht gleich dazu gekommen wäre. Er war dann halt verletzt, dass ich mich nicht freue ihn dabei zu haben. Ich liebe ihn wirklich und es passt sonst auch alles, aber diese Sache belastet mich doch zunehmend. Meine Eltern meinen, ich muss halt einfach schauen, dass ich mich nicht "abdrängen" lasse, aber ich will mich ja auch nicht immer anstrengen müssen um "mitzuhalten".

Dazu kommt, dass er ein Haus hat und ich da jetzt miteingezogen bin. Und obwohl ich mich beteilige, finanziell, arbeitstechnisch etc., reden alle immer nur von "seinem" Zuhause, von "bei ihm daheim". Mir kommt einfach vor ich geh immer mehr unter und bin nur mehr ein Anhängsel, was ich nie war, ich bin eigentlich ein sehr extrovertierter Mensch.

Wenn ich dann in Gesprächen, wo immer nur er redet irgendwann genervt bin, kommt immer gleich ein "du bist wegen allem beleidigt"- nicht nur von ihm sondern auch von meiner Familie etc. Alle finden ihn supetoll, was ja schön ist.Ich find es auch von mir selbst blöd, dass ich wegen sowas gereizt bin, aber ich kann es nicht ändern, es belastet mich, dass ich mich irgendwie nur mehr als Anhängsel fühle. Ich würde gern selbst an mir arbeiten, dass ich besser mit der Situation klarkomme und nehme es mir auch vor, aber wenns dann soweit ist kann ich auch nicht aus meiner Haut.

Hat irgendjemand Ideen oder Anregungen wie ich damit besser umgehen kann, weil ich schon das Gefühl habe, es belastet unsere Beziehung im Moment..

Danke schonmal!!!

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Nun, ich kenne Dein Problem von der anderen Seite. Zeit meines Lebens stand und stehe ich oft im Mittelpunkt, ohne dass ich viel dafür tun muss. Seit der Schulzeit schon wurden mir sämtliche Ämter angetragen und es ist bis heute so, dass meine Meinung sowohl im privaten wie im beruflichen Kreis abgefragt wird und offensichtlich auch Gewicht hat. Das war mir gelegentlich sogar häufig unangenehm und einige Zeit hatte ich mit meiner Frau ganz ähnliche Diskussionen. Zwei Dinge haben sich zumindest im privaten Bereich inzwischen eingespielt: Ich nehme mich bewusst zurück, wenn ich mich zu stark eingebunden fühle und meine Frau hat verstanden, dass mir eben vieles angetragen wird. Mittlerweile lacht sie darüber und nennt mich dann spaßeshalber "Hallo Herr Kaiser", nach dem gleichnamigen Versicherungsvertreter aus der Werbung, der jeden kennt und der alles macht. Das ist dann auch ein Signal mich zurückzunehmen. Klappt auch inzwischen ganz gut. Nach Deinen Schilderungen seid ihr ja auf einem ähnlichen Weg.

Ich denke, dass Dein Freund sich auch nicht immer in den Mittelpunkt spielt, sondern ebenfalls von den anderen gefordert wird. Beobachte das mal und wenn das so ist, wird sich das auch nie ändern und Du solltest ihm auch keinen Vorwurf machen. Dennoch sollte er weiter versuchen, sich manchmal etwas zurückzunehmen oder auszublenden. Vielleicht hilft bei Euch auch so ein geflügeltes Signalwort vom Herrn Kaiser und Du solltest es lockerer sehen.

Du liebst Deinen Freund als Summe der Dinge und dazu gehört auch, dass er ein bisschen ein Alpha-Männchen ist im Gruppengespräch.

Mit "seinem" Haus solltest Du auch nicht so eng sehen. Du bist dort eingezogen und Dein Freund wurde vorher von Freunden und Nachbarn als Besitzer wahrgenommen. Auch da gibt es eine Parallele: Bevor wir geheiratet haben, war ich schon Hausbesitzer und meine Frau auch. Wir haben uns dann für das Haus meiner Frau als gemeinsames Heim entschieden. Das war dann auch über Jahre das Haus meiner Frau. Das hat mich nie gestört und geändert hat sich das erst, nachdem ich angefangen habe, den Garten völlig umzugestalten. Da erst war ich dort angekommen.

Auch in diesem Punkt besteht bei Dir also noch Hoffnung. Sieh das alles mal locker und nicht als Kampf und mach vor allem Deinem Freund keinen weiteren Stress für etwas, wofür er möglicherweise weitgehend gar nichts kann. Und wenn er da schon an sich arbeitet Eure gemeinsame Performance nach außen zu verbessern, wird alles gut.

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