In der mittelhochdeutschen Lyrik ist der Ausruf "Tandaradei" eine lautmalerische Nachahmung des Nachtigallengesangs.

So wie in diesem berühmten Gedicht (Walther von der Vogelweide):

"Er kuste mich wol tûsentstunt,

tandaradai,

seht wie rôt mir ist der munt!"

Warum ist Tandaradei onomatopoetisch? So klingt eine Nachtigall doch gar nicht? War das damals so eine Art Insider? Wenn jemand Tandaradei sagte, wussten alle, dass die Nachtigall gemeint war? Vielleicht ein Codewort so wie "Der Adler ist gelandet" oder "Der Vogel ist im Nest"? Wie populär war Tandaradei für die Menschen im Mittelalter?

War es wie eine Geheimsprache unter Liebenden? Wenn man im Gedicht weiterliest, könnte man das annehmen:

"Wes er mit mir pflaege,

niemer niemen

bevinde daz, wan er und ich,

und ein kleinez vogellîn:

tandaradei,

daz mac wol getruiwe sîn."

Auch für Blumen gab es eine Geheimsprache, z.B. Lilien als Symbol für Liebe, Reinheit, Vergänglichkeit. Oder bei Romeo und Julia: "Es war die Nachtigall und nicht die Lerche." Das gilt vermutlich auch für das mittelhochdeutsche "Tandaradei".

Aber wie wurde das Wissen von Geheimsprachen im Mittelalter verbreitet? Wie wurde es populär, so dass es unter Minnesängern gebräuchlich war?

Hier nochmal der Gesang der Nachtigall zur Verdeutlichung:

https://www.youtube.com/watch?v=QCGj0qQIXJY