Angenommen, man hat nie studiert. Man arbeitet seit seinem 16. Lebensjahr im Grunde durchgehend in Vollzeitbeschäftigung, hat sich nebenberuflich (selbst unter widrigen Bedingungen) an VHS, Wirtschaftsförderungsinstituten, an der IHK und noch anderen Institutionen viele Jahre in mehreren Bereichen weitergebildet und weiterentwickelt, verantwortungsvolle Tätigkeiten übertragen bekommen, hat einige Erfahrungen gesammelt und arbeitet seit über zwei Jahrzehnten durchgehend in Vollzeitbeschäftigung, davon die letzten 10 Jahre im selben Betrieb, mit einer Unterbrechung in der man ein Kind zur Welt gebracht hat, verdient gut, steht auf eigenen Beinen, finanziert eine Wohnung, hat Freude an der Arbeit, daran Neues zu lernen, steckt sich gerne persönliche Ziele hat Hobbys und Interessen und .. Freude am Leben.. ist man dann ein Versager in der Gesellschaft, der keinen Erfolg hat, weil man nicht studiert hat?

Die Überlegung, nebenberuflich die Studienreifeprüfung zu absolvieren um zu studieren wäre da gewesen, da es Voraussetzung für ein bestimmtes berufliches Interessensfeld gewesen wäre. Die beruflichen Pläne ließen sich aber mit den Lebensumständen nicht auf sinnvolle Weise vereinbaren somit hat man die Entscheidung getroffen, auf die Erfüllung eigener Wünsche, zugunsten anderer zu verzichten, aber dies aus eigener Entscheidung heraus und ohne Reue. Wird man jetzt tatsächlich von der Gesellschaft als erfolgloser Versager angesehen, …. Weil man nicht studiert hat?

Angenommen, man hat Freude daran, jedes Mal wenn man seinen persönlichen Zielen ein Stück näher gekommen ist und freut sich eigentlich an der Entwicklung und Gestaltung des eigenen Lebens und dann ist da jemand, der permanent behauptet, dass man nicht gut genug ist, dass man was aus sich machen muss, weil das was man ist, nicht reicht, dass man so, wie man ist, nicht richtig, nicht ok und nicht genug ist… weil man hat ja nicht studiert… Hat er recht, mit dem was er sagt? Sieht das die breite Masse der Gesellschaft tatsächlich so? Sehen das nur Leute, die studiert haben so, oder alle? Bin ich zu bescheiden oder stimmt was nicht mit mir?

Ich bin verwirrt, da ich eigentlich nie unzufrieden damit war (ich meine selbst Jesus war ein einfacher Zimmermann), bis mir jemand angefangen hat, permanent einzubläuen, dass es nicht genug ist, was ich erreicht habe. Deshalb interessiert mich hierzu einfach mal die Meinung von anderen... vielen Dank 🙏