So wie sich das anhört, solltest du offen mit deinen Eltern darüber reden. Es bringt doch gar nichts, wenn du das nur für andere tust. Versuche, ganz ehrlich zu sein, So wie du es uns hier auch erklärt hast. Das müssen sie einfach akzeptieren. Ich verstehe auch, dass bei so einem vollen Stundenplan oft viel zu wenig Freizeit für Aktivitäten mit Freunden übrig bleibt. Das ist aber auch wichtig! Fass dir ein Herz und sprich es an! Viel Glück. (:
An deiner Stelle würde ich mich erst einmal anonym an eine Beratungsstelle wenden. Zum Glück gibt es das ja heute! Ich selbst war als Kind und Jugendliche (genau wie meine beiden Schwestern) auch sexuellen Nachstellungen seitens meines Vaters ausgesetzt. Zwar kam es (zumindest bei mir) nicht zum Äußersten, aber sein ständiges Spannen hat mich sehr belastet. Zum Glück konnten wir wenigstens mit meiner Mutter offen darüber sprechen, die ihn dann auch zur Rede stellte. Er stritt es selbstverständlich ab und rastete immer total aus. Als Teenager warf ich mal eine Seife nach ihm, als er wieder unter einem fadenscheinigen Grund und ohne Anzuklopfen mein Zimmer betrat, als ich mich gerade wusch. (Ich hatte ein Waschbecken im Zimmer) Er versuchte immer zu verhindern, dass unsere Zimmer, Toilette und Badezimmer von Innen abschließbar waren. Kaum hatte meine Mutter ein Schloss angebracht, verschwand der Schlüssel, war das Schloss "merkwürdigerweise" kaputt oder erfand er irgendeinen fadenscheinigen Grund, warum es angeblich "gefährlich" sei, von Innen abzuschließen (Wir könnten ja ohnmächtig werden etc.) Selbst als Grundschüler bespannte er uns schon. Beim morgendlichen Anziehen riss er immer urplötzlich die Wohnzimmertür auf und versuchte, einen Blick auf unsere Geschlechtsteile zu erhaschen. Wir versuchten immer, blitzschnell die Unterhosen anzuziehen, bevor er wieder den Raum betrat. Unsere Scham und seine Macht schienen ihn zu erregen. Er hatte dann immer ein hochrotes Gesicht und einen ekelhaft geilen Blick. Noch heute gruseln mich diese Erinnerungen und lösen einen furchtbaren Ekel aus. Auch meine Schwestern schließen noch heute ihre Badezimmer zwanghaft ab, selbst wenn sie ganz allein zu Hause sind. Das schlimmste ist dieser Zwiespalt, weil ein Kind seinen Vater eben trotzdem liebt, obwohl er so gestört ist. Mich lässt das bis heute nicht los. In der ehemaligen DDR und auf dem platten Lande gab es damals keinerlei Hilfsangebote, an die man sich als betroffenes Kind oder Jugendliche hätte vertrauensvoll wenden können. Zudem wurde sexueller Missbrauch nirgendwo thematisiert und somit auch in seinen Auswirkungen auf die Opfer überhaupt nicht wahrgenommen. Meine Mutter schwieg zwar nicht und verhinderte so wahrscheinlich auch schlimmeres, nach außen wurde aber zwanghaft die Fassade aufrechterhalten. Unser Prestige im Ort, ihre Stellung als Lehrer(!) und das Bild einer scheinbar erfolgreichen Familie (Wir hatten alle überdurchschnittliche schulische Leistungen) war ihr am Ende doch wichtiger als die psychische Gesundheit ihrer Kinder. Zum Glück ist heute vieles anders geworden, weil das Thema inzwischen in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert wird. Wenn es aber jemanden persönlich betrifft, steht der immer noch vor ähnlichen Problemen: die Schwierigkeit, zu begreifen, dass der EIGENE VATER nicht als Beschützer, Vertrauensperson und liebender Vater fungiert, sondern als latente sexuelle Bedrohung. Wie soll das die Psyche eines Kindes / Jugendlichen schadlos überstehen? Niemand möchte seinen Vater so sehen. Am liebsten möchte man es verdrängen, wegschieben oder ignorieren. Es tut mir schrecklich Leid für dich, dass du so etwas erleben musst. Ich weiß, wie schmerzhaft und verstörend das ist. Aber ich freue mich sehr, dass du hier im Forum offen darüber berichtest und dir aktiv Rat und Hilfe suchst. Damit zeigst du, dass du die Schuld nicht bei dir suchst und auch nicht an deiner Wahrnehmung zweifelst, wie es viele Missbrauchsopfer leider tun. (Für mich fängt sexueller Missbrauch nicht erst bei körperlichen Übergriffen an. Die Grenze ist fließend.) Das ist eine gesunde Einstellung. Dir etwas konkretes zu raten, ist sehr schwer. Auf jeden Fall solltest du es aber nicht mit dir alleine ausmachen. Vertrau dich deiner Mutter, deinen Geschwistern (falls vorhanden?), deiner besten Freundin an. Wende dich an eine Beratungsstelle. Sprich deinen Vater direkt und vor Zeugen darauf an (Ist er gewalttätig? Hast du Angst vor ihm?) Der beste Schutz für dich vor weiteren Grenzüberschreitungen ist, das Thema aus der Tabuzone zu holen, ihn und die womöglich schweigenden Mitwisser mit der Wahrheit zu konfrontieren. Ich denke mal, dass er (womöglich traurigerweise auch deine Mutter?) sein Verhalten herunterspielen und bagatellisieren wollen. Lass dir aber nicht einreden, dass das "norma"l ist! Ist es nicht. Sag deinem Vater ganz deutlich, dass du von ihm nicht als sexuelles Objekt gesehen werden willst, dass du seine Tochter bist und auch so behandelt werden willst. Verbitte dir jegliche Anzüglichkeiten, sage ihm, er soll anklopfen, wenn er dein Zimmer betritt. Ich weiß, das ist sehr schwer. Aber glaube mir, die Auswirkungen solcher Erfahrungen auf dein späteres Leben können verheerend sein. Wenn du es jetzt schaffst, nicht in die hilflose Opferrolle zu gleiten sondern dich aktiv wehrst (in dem Maße, wie es dir eben möglich ist.), setzt das ganz andere Weichen für dein späteres Leben. Von Herzen alles Liebe für dich!