Wenn man mal von gesellschaftlichen Fehlentwicklungen absieht, also mal nicht davon ausgeht, dass es sich aufgrund knapper finanzieller Mittel oft nur um Verwahrung handelt, würde ich wie folgt antworten:

Zunächst wäre zu klären, was ist Pädagogik. Hier gibts diverse Definitionen. Die meisten beinhalten einen Erziehungsaspekt. Nun schreibt man einen "Erzeihungsgedanken" eher der Arbeit mit Kindern zu, was aber in der heutigen Zeit nicht mehr ganz zu treffend ist. In unseren Zeiten spricht man von lebenslangem Lernen, folglich ist auch das gemeinsame Leben unserer Senioren von Entwicklung gekennzeichnet. Da sich auch Senioren bilden und beschäftigen findet dort auch Pädagogik einen Platz. In Abhängigkeit von der jeweils etablierten Konzeption einer Einrichtung ist deshalb, zumindest theoretisch auch ein pädagogischer Grundgedanke zu finden.

"Im Anschluss an den Philosophen Immanuel Kant ist eine weitere verbreitete Ansicht, dass Pädagogik (als Handlungswissenschaft) der pädagogischen Praxis Wissen zur Verfügung stellen solle, damit sie Mündigkeit und Selbstbestimmung fördern könne."

Diese Definition trifft es ganz gut glaube ich! Mündigkeit und Selbstbestimmung erhalten und fördern. Kann es in Seniorenheimen ein höheres Ziel geben?

Grüße

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Hallo!

Ich bin nun bereits einige Jahre in der Sozialarbeit tätig, kann aber mit dem Begriff:"Bezugsbetreuersystem" nur wenig anfangen! Bezugsbetreuer sind im Regelfall Pädagogen in einer stationären Einrichtung, welche einer Gruppe von Kindern/ Jugendlichen/ Erwachsenen zugeordnet sind um eine auf Vertrauen basierende Arbeitsbeziehung herzustellen. Primär geht es hier um einen persönlichen Ansprechpartner für die Betroffenen. Es sind also Sozialpädagogen oder Erzieher, die als Bezugsbetreuer in einer Einrichtung für eine gewisse Anzahl von zu Betreuenden zuständig sind! Hierbei werden sich die expliziten Aufgaben und Strukturen von Einrichtung zu Einrichtung unterscheiden, da diese vom Konzept her zu differenzieren sind. Womöglich ist die Fragestellung nach einem Bezugsbetreuersystem eher von dieser Seite zu beantworten. Soll heißen, dass die spezifischen Unterschiede zwischen einer Einrichtung in der alle Pädagogen im Gruppendienst zuständig sind, im Unterschied zu einer Einrichtung in der ein Pädagoge für 4 Personen zuständig ist, herauszuarbeten sind. Es liegt also dem Bezugsbetreuersystem die Idee zugrunde, familienähnliche, vertrauliche und persönliche Beziehungen zu etablieren um erfolgreich zusammen zu arbeiten. Zum Thema könnte man Literatur verwenden: Inszenierte Solidarität, moderne Gesellschaften in Zeiten von Individualisierung, Methodenbücher, Totale Institution, Hospitalismus etc.! Es geht glaube ich mehr um einen sozialpädagogischen Ansatz. Als eigenständiges Konzept in der Sozialen Arbeit ist mir das Bezugsbetreuersystem nicht wirklich bekannt!

Grüße

T.

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Hallo!

Die Sozialisation von Kindern ist ein komplexer Vorgang und findet seit, manche behaupten, bereits schon vor der Geburt statt. Grundsätzlich denke ich sollte man davon ausgehen, dass zumindest ab der Geburt die Umgebung des Kindes auf dieses einwirkt. Ausgehend davon sind alle Veränderungen und Eigenarten kindlichen Verhaltens auf eine gewachsene Beziehung zwischen dem Kind und seiner umwelt zurückzuführen. Bei einem solchen lebensweltorientierten Ansatz ist nicht das Individuum als solches problmatisch sondern es ist ein konglomerat aus vielen Faktoren. Da unter anderem eben auch die Interaktion zwischen Individuum und Umwelt. Eine Betreuung eines solchen Kindes müsste sich m.E. an einer solchen Vorüberlegung orientieren und feststellen, was in der Umwelt des Kindes problematisch war/ ist und wie das Kind sich in verschiedenen Situationen verhält. Unsoziales Verhalten als Überbegriff ist schwierig zu fassen. Wir sind soziale Wesen und haben uns deshalb mehrheitlich Verhalten angeeignet und bekommen dies von unseren Eltern vorgelebt. Dieses soziale Verhalten ist so angelegt, dass wir als einer unter vielen in einer Gemeinschaft leben können. Wir unterliegen also einem Anpassungsdruck. Nicht jeder Mensch hat die selbsen Ansprüche an sich, soll heißen nicht jedes Kind hat den gleichen inneren Anspruch, sich in eine Gruppe zu integrieren und dergleichen. Anpassung ist erforderlich, aber nur in einem auf das jeweilige Individuum abgestimmten Maß. Was nun die angesprochenen Abweichungen aus der Frage angeht, so sind dies sämtlichst Reaktionen, die meist die Folge von fehlender Partizipation, von fehlenden Chancen abbilden. Soll heißen, dass z.B. ein permanent ausgegrenzter Schüler, der aufgrund der Einkommensverhältnisse seiner Eltern nicht mithalten kann, von den anderen Schülern gemobbt wird. Er reagiert möglicherweise mit aggressivem Verhalten oder mit Rückzug. Beides ist für ihn möglicherweise eine adäquate Reaktion und für ihn erforderlich um handlungsfähig zu bleiben. Es ist also in diesem sehr einfachen Beispiel ein Problem in der Lebenswelt und nicht in der Person. Letztlich könnte man sagen, dass die Reaktion auf die vorstehend geschilderte Problematik eine falsche ist oder zumindest eine Art der reaktion, die von der Gesellschaft nicht gern gesehen ist. Dennoch ist aber stark verkürzt darzustellen, dass jemand ein Problem mit seiner Umwelt hat, darauf nach seinem Vermögen reagiert, daraufhin erneut Probleme mit seiner Umwelt bekommt. Ein Teufelskreis entsteht, aus dem es ohne Hilfe von Außen oder entsprechende Netzwerke keinen Ausweg gibt. Der Betreffende merkt natürlich punktuell, dass er sich abweichend (eigentlich finde ich dieses Wort furchtbar) verhält. Da er allerdings an der problemursache, welche ja nicht in seiner Person begründet liegt nichts ändern kann, bleibt ihm unter Umständen nur der Rückzug und die Flucht. Dies kann der Beginn einer Phase des Drogenkonsums sein. Aber auch hier ist festzustellen, dass ganz unterschiedliche Reaktionen denkbar sind. Je nach Sozialisationserfahrungen sind Drogen adäquates Mittel um der Realität zu entfliehen, in anderen Fällen käme dies nicht ansatzweise in Frage. Auch dies ist abhängig von der Umwelt und den bisher gemachten Erfahrungen. Wesentlichste Rolle spielt hierbei das Elternhaus. ich denke man sieht schon, dass dies eine sehr komplexe Angelegenheit ist, welche sich in einem Forum nicht wirklich abschließend darstellen lässt. Zusammenfassend ist nur wichtig, dass hinter dem unsozialen Verhalten eines Kindes immer auch das unsoziale Verhalten der Gesellschaft steht. Kein Mensch will unsozial sein, man wird es und das eben nicht, weil man genetisch dazu veranlagt ist, sondern weil nicht jeder die entsprechend durch unsere Gesellschaft geforderten Anpassungsleistungen erbringen kann oder will. Beides ist existent und legitim.

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