Einzige Angestellte?

Guten Morgen :)

Ich arbeite im Büro eines Rechtsanwaltes.

Drei Kollegen sind gekündigt worden, der letzte ist dann selbst gegangen. Nun bin ich allein dort und übernehme zusätzlich zu meinen Tätigkeiten auch noch deren Aufgabenbereiche, sprich ich bin jetzt für alles allein zuständig. Ich fühle mich um ehrlich zu sein sehr überfordert. Mir wird auch nichts gezeigt, ich muss selbst herausfinden, wie sie ihre Sachen erledigt haben. Für 40 Stunden bin ich angestellt, ich komme jedoch auf 50-60 Stunden/Woche (was an sich nicht das Problem wäre, wenn ich nicht so unter Stress wäre).

Ich fühle mich total ausgelaugt. Abends falle ich totmüde ins Bett, komme zu gar nichts mehr und vernachlässige Freunde und Familie (vor allem weil ich nebenbei ein Fernstudium angefangen habe).

Mein Chef ist völlig zufrieden und möchte nichts an der derzeitigen Situation ändern, da es ihm selbstverständlich Personalkosten spart, obwohl ich von meiner Überforderung teilweise berichtet habe. Er sieht eventuell in Betracht, einen Lehrling einzustellen, obwohl das für mich noch mehr Arbeit bedeutet, da ich den dann noch einschulen müsste und man in meiner Firma erst nach 1-2 Jahren selbstständig arbeiten kann.

Seit gestern bin ich krank. Mein Chef wirft mir das nicht wörtlich vor, aber an seinem Verhalten mir gegenüber merkt man es sehr. Er muss die Firma zusperren, da er allein nicht arbeiten kann und für wirklich alles meine Assistenz braucht. Auch Fristen können nicht eingehalten werden. Praktisch steht ohne mich der ganze Betrieb, was in mir zusätzlich noch Schuldgefühle auslöst.

Es kommt mir so vor, als wäre es meine Firma und als wäre ich selbstständig, da ich auch für alles die Verantwortung trage. Ich bin total fertig. So möchte ich nicht weitermachen.

Meine Frage an euch ist eigentlich, ob ich übertreibe und ob es normal ist, dass eine ganze Firma irgendwie auf den Schultern einer einzigen Angestellte aufgebaut ist? Es kann doch nicht sein, dass ich nie krank werden darf (hat mein Chef schon öfter angedeutet).

Noch dazu habe ich die Frage, ob mein Chef darüber bestimmen kann, was ich mit meinen Überstunden mache. Ich wollte mit den Überstunden zumindest ganze Tage Urlaub nehmen, aber mein Chef möchte diese freitags nur stundenweise abbauen (z.B dass ich ein paar Stunden früher gehe). Das ist für mich irgendwie gar keine Entlastung, sondern setzt mich noch mehr unter Zeitdruck...

Ein Problem mehr ist, dass ich eine totale Perfektionistin bin. Ich muss alles doppelt kontrollieren und mir fallen die kleinsten Fehler (die es in meinem Büro wie Sand am Meer gibt, weil mein Chef meist gedankenlos vor sich hin arbeitet) auf und stören mich sehr.

Ich bin aber ein Gewöhnungstier und bin schon so lange dort angestellt. Möchte mir nichts anderes suchen, vielleicht ist es sonst wo ja noch schlimmer... ?

Danke für eure Antworten und entschuldigt den langen Text! :)

Arbeit, Beruf, Anwalt, überfordert, Ausbildung und Studium, Beruf und Büro
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.