Auch mal noch von mir eine ehrliche Meinung (der Text ist noch für andere Foren - ich wollte es jetzt nicht noch umformulieren, daher "copy-paste")

Vor Abgabe meiner Diplomarbeit stand ich wie du vor der Entscheidung eines Lektorates. Da ich während des Schreibens immer unsicher wurde, ob meine Formulierungen dem Niveau einer Diplomarbeit entsprechen und das Themengebiet fachlich korrekt dargestellt wird, habe ich mich schließlich für ein wissenschaftliches Lektorat entschieden. Als Unternehmen fiel die Wahl sehr schnell auf Studie-Lektor. Im Gegensatz zu den anderen Lektoratsangeboten konnte ich für diese nur positive Beurteilungen finden. Zwar schien Studi-Lektor im Vergleich zu den anderen Anbietern recht teuer, jedoch würde sich die Investition lohnen. Ergänzt wurden diese Erfahrungsberichte durch die Internetseite des Unternehmens, in der Studenten ebenfalls über ihre überwiegend sehr guten Ergebnisse berichteten.

Allerdings folgte bereits bei dem Vertragsangebot eine erste kleine Überraschung. Trotz einem Zeilenabstand von 1,5 und großzügigen Seitenrändern entsprach eine Seite meiner Arbeit keiner Normseite. Aus 60 Seiten Diplomarbeit wurden somit 80 Lektoratsseiten. Bei einem Preis von 6,40 Euro pro Seite kam somit ein erheblicher Rechnungsbetrag auf mich zu. "Kein Problem" dachte ich, "laut den Beurteilungen sind diese ja gut angelegt" und zudem wurde ein solche Betrag in der Preisspanne bereits auf der Internetseite genannt. Gleichzeitig schien bei der Arbeit auch einiges zu korrigieren zu sein, da der Preis recht mittig in der Preisspanne lag. Also wurde das Geld in Vorkasse überwiesen, was trotz anfänglicher Beunruhigung in Vorkasse zu gehen, auch problemlos geklappt hat. Hier kann ich versichern, dass das bei Studi-Lektor wirklich gemacht werden kann. Entsprechende Rechnungen gehen einem später ordnungsgemäß zu.

Eine Woche nach Zusendung erreicht mich dann meine korrigierte Arbeit und ich war beruhigt, aber ein wenig enttäuscht zugleich. Bei der Durchsicht der Arbeit schienen mir die Anmerkungen recht wenig. Wenige Rechtschreib- und Kommafehler, einige Anmerkungen was aus Sicht des Lektors gut gemacht wurde und was evtl. ausführlicher beschrieben werden müsste (was m.E. allerdings auch nicht viel an der Note für die Arbeit geändert hätte) sowie ein sehr kurzes zusammenfassendes Fazit. Vielleicht war die Arbeit wirklich gut - schließlich musste ich schon in anderen wichtigen Semesterbelegen auf die richtige Zitation etc. achten? Zwar hat mich die Überlegung beruhigt, aber in diesem Moment tat es mir um den gezahlten Geldbetrag leid - für mich hat sich die Investition leider nicht 100 %ig gelohnt.

Verstärkt wurde diese Meinung durch die Anmerkungen, die ich anschließend von meinem korrekturlesenden Freunden bekommen habe. Obwohl die Anmerkungen von Studi-Lektor bereits eingepflegt waren, wurden noch unzählige Rechtschreib- und Grammatik- sowie Layoutfehler gefunden. Am Schlimmsten fand ich, dass der Lektor einen sehr schrecklichen Grammatikfehler in einer der Teilüberschriften übersehen hat. Wäre ich Professor hätte dieser die Qualität der Arbeit für mich stark abgewertet. Schlussfolgernd habe ich die Arbeit für 50 Euro noch einmal von einem engagierten Deutschstudenten durchlesen lassen. Im Vergleich zu Studi-Lektor war ich mit seinen zahlreichen Korrekturen und Vorschlägen möglicher Umformulierungen sehr zufrieden.

Rückblickend habe ich das Gefühl, dass die Arbeit nicht richtig gelesen wurde oder sich der Lektor ebenfalls nicht in dem Themengebiet auskannte (oder nur im Interesse seiner eigenen Doktorarbeit lektoriert). Für den gezahlten Geldbetrag und ein wissenschaftliches Lektorat jedoch m.E. nicht akzeptabel. Auch da die Arbeit rechtzeitig zugesandt wurde und so evtl. auch noch ein anderer Lektor hätte gefunden werden können. Auch wenn ich unzufrieden mit der Leistung war, denke ich, dass Studi-Lektor für Studenten ohne Erfahrungen im wissenschaftlichen Schreiben sicherlich hilfreiche Tipps geben kann und eine schlechte Arbeit wesentlich aufwerten kann. Ein Student, der allerdings im Studium angehalten ist, in Semesterbelegen u.a. richtig und ausreichend zu zitieren und somit bereits anspruchsvoll wissenschaftlich arbeitet, wird dagegen nicht viel mitnehmen können. Sicherlich beruhigt der Gedanke, dass der Lektor wenig anzumerken hat - es gibt jedoch wesentlich günstigere Möglichkeiten, mehr Vertrauen in seine Arbeit zu gewinnen.

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