Auf einer vollkommen geraden Straße kann man die Geschwindigkeit anderer Fahrzeuge schlecht einschätzen. Verläuft die Straße hingegen in einer leichten Kurve, sieht man andere Fahrzeuge nicht nur frontal von vorne (oder hinten), sondern immer leicht von der Seite und kann so ihre Bewegung besser wahrnehmen und damit die Geschwindigkeit besser einschätzen.

Straßen, die für den Autoverkehr gebaut werden, werden daher immer möglichst leicht kurvig angelegt.

Das erleichtert vor allem das Überholen, da man die Geschwindigkeit des Gegenverkehrs besser einschätzen kann und somit das Risiko eines Frontalzusammenstoßes verringert wird. Aber auch die bessere Einschätzung der Geschwindigkeit des Verkehrs in der gleichen Richtung hilft, Auffahrunfälle zu vermeiden und die Dauer eines Überholvorgangs besser abzuschätzen.

Nicht zuletzte kann man auch die eigene Geschwindigkeit besser einschätzen, das Risiko, daß man unbewußt immer schneller wird, ist auf einer kurvigen Straße geringer. Deswegen werden auch Straßen ohne Gegenverkehr (z.B. Autobahnen) möglichst immer in einer leichten Kurve angelegt.

Früher, als es noch keine Autos gab, hat man auch in Deutschland Straßen vollkommen gerade gebaut (sofern das möglich war, die Geländeform und die Nutzung von Grund und Boden lassen das ja nicht immer zu). In den 50er- bis 70er-Jahren wurden jedoch viele alte Straßen autogerecht umgebaut. Damals holzte man viele Alleen ab, Schotter- und Pflasterstraßen wurden asphaltiert und bei der Gelegenheit wurden die Straßen dann auch gleich autogerecht, also kurvig, trassiert. Seit den 50er-Jahren neu gebaute Straßen wurden von vornherein kurvig angelegt.

In Ostdeutschland, wo zu DDR-Zeiten weniger in den Straßenbau investiert wurde als in Westdeutschland, findet man übrigens auch heute noch viele vollkommen gerade Straßenabschnitte.

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