Die Annahme, dass Wassertropfen auf den Blättern die Sonnenstrahlen so stark bündeln, dass die Blätter der Pflanze verbrannt werden, ist falsch.

Mit elementaren Kenntnissen der geometrischen Optik kann man schon zeigen, dass der Brennpunkt eines Wassertropfens, den man als ideale Halbkugellinse annimmt, weit hinter dem Blatt liegt. Das bedeutet, dass die Strahlen viel zu schwach gebündelt werden, um auf der Pflanze Schaden anzurichten. Außerdem muss man beachten, dass hier schon Annahmen gemacht wurden, die die Blätter-verbrenn-Theorie begünstigen.

In Wirklichkeit ist die Form des Wassertropfens aufgrund des Gleichgewichts zwischen Schwerkraft und Oberflächenspannung flacher als eine Halbkugel (vorausgesetzt, die Oberfläche des Blatts nicht hydrophob, also sind hier Lotusblüten ausgeschlossen), was dafür sorgt, dass der Brennpunkt noch weiter hinten liegt, die Strahlen also noch schwächer gebündelt werden. Außerdem tritt hier auch noch Dispersion auf, da die Sonnenstrahlen parallel einfallen, die Tropfenoberfläche aber nicht parabolisch geformt ist. Das heißt auf deutsch, dass die Strahlen, die weiter außen auf den Tropfen treffen, gar nicht erst in den Brennpunkt gebündelt werden, sondern daran vorbeilaufen.

Jetzt könnte man dagegenhalten, dass ja bei meinem Gegenargument die Strahlen genau senkrecht auf das Blatt und den Tropfen fallen müssten. Sie könnten ja auch genau so schräg darauffallen, dass der Brennpunkt (weiter drüben) auf demselben oder einem anderen Blatt liegt und dort die Pflanze verbrannt wird. Das klingt zuerst plausibel, ist aber auch falsch. Man muss bedenken, dass erstens die Blätter, auf denen Tropfen liegen bleiben können ohne runterzutropfen, keine zu starke Neigung haben dürfen und dass zweitens die Sonnenstrahlen mittags (fast) senkrecht von oben kommen (abhängig davon, wo man wohnt). Deshalb tritt hauptsächlich der Fall auf, den ich oben beschrieben habe. Und um die ganze Pflanze merklich zu verbrennen oder auszutrocknen, sollten die Tropfen, die das anrichten können, schon zahlreich vertreten sein.

Wenn Wassertropfen die Sonne wirklich so bündeln würden, dass es die Blätter verbrennt, würde es uns ja auch die Haut verbrennen, wenn wir aus dem Wasser kommen. Und der Grund, wieso man beim oder nach dem Schwimmen angeblich leichter Sonnenbrand bekommt als sonst, ist, dass dann erstens die Sonnencremeschicht (auch "wasserfeste") teilweise oder ganz weg ist und man zweitens dank der Verdunstungskälte die Temperatur viel eher als angenehm statt als brennend heiß einstuft, deshalb die Sonnenstrahlung unterschätzt und zu spät in den Schatten geht (im Gegensatz zu dem Fall, dass man nicht Schwimmen war und von der Sonne spürbar gebraten wird).

Eine bessere Erklärung für das Vertrocknen von Pflanzen, die man nur mittags gießt, wäre folgende: Die Erde ist viel ausgedörrter und die Luft viel heißer als am Abend. Also verdunstet das Gießwasser viel stärker und schafft es nicht so gut, die Erde um die Wurzeln der Pflanzen nass genug zu halten, dass die Pflanze genug davon abkriegt. Die Verdunstung von innen über die Blätter der Pflanze ist natürlich auch stärker. Das heißt, wenn man mittags statt abends gießt, müsste man schon wesentlich mehr Wasser verwenden, um dasselbe Ergebnis zu erhalten.

Die Aussage,dass die Tropfen dadurch Verbrennungen anrichten, dass sie das Sonnenlicht spiegeln, ist noch falscher, weil die Tropfen wegen ihrer gewölbten Oberfläche die Lichtstrahlen bei der Spiegelung außeinanderlaufen lassen, aber nicht zusammen (auch wieder geometrische Optik)

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