Das kann ich nur allzu gut nachvollziehen. Das Internet bietet Anonymität – jeder kann hier jemand sein, der er gar nicht ist. Es ermöglicht, hemmungslos über andere herzuziehen, und trägt damit eine große Mitschuld an dieser Entwicklung. Trotzdem möchte ich es nicht mehr missen.
Für Likes tun Menschen mittlerweile fast alles. Sie sind so leicht manipulierbar geworden, und am Ende dreht sich alles nur noch um "MICH". Warum? Weil es ihnen zu gut geht, weil sie im Überfluss leben. Niemand interessiert sich mehr für den Nachbarn nebenan oder für die Menschen, die auf der Straße leben müssen. Niemand fragt, warum wir keine Zeit mehr haben für alte, kranke Menschen, die einfach nur ein bisschen Hilfe brauchen.
Wir haben nicht einmal mehr Zeit, ihnen etwas zu trinken zu geben – es „lohnt“ sich nicht. Viel wichtiger ist, dass die Dokumentation stimmt, dass die Akten ordentlich geführt werden. Das ist das Einzige, was zählt. Es ist erschreckend.
Ich bin seit über 35 Jahren in der Pflege tätig, aber aktuell habe ich mich zurückgezogen, weil ich es nicht mehr ertrage. Alte, kranke Menschen liegen mutterseelenallein da, viele sterben einsam – und wir haben keine Zeit, sie zu begleiten.
Draußen auf den Straßen sieht es nicht besser aus. Die Menschen grüßen kaum noch, versunken in ihre Kopfhörer oder ins Handy. Manche erschrecken sogar, wenn man sie grüßt! Das Autofahren ist gefährlicher denn je, weil sich jeder seine eigenen Verkehrsregeln macht. Tempolimits in Baustellen? Interessiert kaum jemanden. Hauptsache, durchbrettern. Und die Blitzer? Die erwischen immer die Falschen. Ich selbst war vor kurzem 10 km/h zu schnell – direkt nach dem Ortsschild, auf einer viel befahrenen Straße – und durfte 70 Euro zahlen.
Also baut man sich seine eigene kleine Welt, versucht, so friedlich wie möglich zu leben, blendet die Schreckensmeldungen aus und schaltet das belanglose, verdummende Radioprogramm ab.
Und dann regen sich die Leute über die vielen Ausländer auf. Ganz ehrlich? Viele von ihnen sind mir lieber als so mancher Nachbar!