Da es erstaunlicherweise keine Erfahrungsbericht über den Werber Job im Internet gibt, werde ich mich mal persönlich dazu äußern und die Erfahrungen, die ich gemacht habe, obwohl ich nur sehr kurzzeitig geworben habe (aus gutem Grund), weitergeben. Ich möchte hiermit betonen, dass dies persönliche Erfahrungen sind und ich es nicht pauschalisieren kann.

  1. Ja das rote Kreuz arbeitet mit der Kober GmbH zusammen. Die Werber liefern die herausgefüllten Mitgliedschaft wöchentlich beim roten Kreuz ab .
  2. Die Verdienstmöglichkeiten hängen ganz davon ab, wie gut man ist. Eine Verdienstmöglichkeit im tausender Bereich in der Woche ist durchaus möglich. „Verkauft „ man wenige Mitgliedschaften, was meistens der Fall ist, bekommt man nur eine Basisbezahlung von denen man die Unterhaltkosten abdecken kann. Wenn man 10 h am Tag unterwegs ist frustriert das sehr. Es ist unglaublich wie viel die guten Werber in der Woche verdienen. Wenn man überlegt, dass das Unternehmen auch noch gut daran verdienen muss, will ich mir gar nicht ausreichen wie viel beim roten Kreuz von der Spende ankommt.

  3. Man wird eigentlich so gut wie gar nicht auf den Job vorbereitet und bekommt nur 2-3 Tage vorher gesagt in welchem Gebiet man wirbt.

  4. Mit Idealismus kommt man in den Job nicht weiter. Ob man nun Mitgliedschaften oder Staubsauger verkauft muss einem egal sein. Man muss psychologisch geschickt und sehr sehr penetrant sein und eine geringe Schmerzgrenze haben. Wenn man Skrupel hat alten leicht beeinflussbaren Omas Mitgliedschaften im hunderter Bereich im Jahr anzudrehen sollte man den Job lieber lassen. Da das Ganze auf Provisionsbasis läuft, versucht man den Leuten so hohe Mitgliedschaften wie möglich anzudrehen. Zwar sagen die Werber, dass jeder Betrag hilft, aber sie werden erst bei einer Mitgliedschaft ab einem gewissen Betrag bezahlt.

  5. Man arbeitet meist 10 h am Tag. Das bedeutet man läuft den ganzen Tag von Haus zu Haus. Die Frustrationsgrenze ist sehr hoch, da man teilweise 5 h unterwegs ist ohne eine Mitgliedschaft geworben zu haben.

Praktiken wie man Mitglieder wirbt: Dies basiert auf den Erzählungen meiner damaligen Arbeitskollegen, die sehr viele und auch hohe Mitgliedschaften verkauft haben. Im Gegensatz dazu war ich nicht sehr erfolgreich. - Schockiert hat mich, dass gezeigt wurde wie viel andere Leute spenden um Person x zu zeigen, dass alle anderen Nachbarn auch schon „mithelfen“ und besonders mit welchem Betrag ( Inwiefern genau Datenschutz verletzt wurde und ob Namen gezeigt wurden kann ich nicht genau sagen, aber laut Berichten hörte es sich so an)

  • Da keiner gerne spendet, muss einem ein „Nein ich möchte nicht mitmachen“ völlig egal sein. Ich habe Aussagen von anderen Werbern gehört wie ,, ich gehe erst wenn die Tür zu ist“.

  • auf Nachfragen, ob die Werber ehrenamtlich unterwegs sind wurde laut Aussagen gelogen.

  • Besonders alte gutherzige Omas sind Opfer von Werbern, die sie manipulieren mit Aussagen wie „ ein paar Euros muss einem der Ortsverein schon wert sein“ oder „sie haben eine schwache soziale Inkompetenz“

  • Ich habe es oft erlebt, dass alte Omas gar nicht wussten, dass sie Mitglieder sind und schon gar nicht wie viel im Jahr von ihrem Konto abgebucht wird.

  • Aussagen wie die Omas sind so alt wofür brauchen die noch das Geld, ist ja schließlich für eine „gute Sache“ wurden auch gemacht.

  • Es wird hauptsächlich mit dem Überrumplungseffekt gearbeitet. Die Leute sollen vor Ort ohne Überlegungszeit( das bringt keinem Werber Geld) sich möglichst schnell durch paar geschickt ausgewählte worte zu einer hohen Mitgliedschaft entscheiden.

Ich kann nicht sagen, ob das rote Kreuz von solchen Praktiken weiß. Auch weiß ich nicht ob man den Werbern Schuld geben kann, denn durch die Provisionsbezahlung ist man darauf angewiesen bestimmte Praktiken zu benutzen wenn man erfolgreich sein möchte. Ich glaube auch kaum, dass von der Kober GmbH den Leuten gesagt wird, wie sie am besten Mitgliedschaften werben.
Für meinen Teil konnte ich den ganzen Job moralisch nicht vertreten. Zum Glück kann man jederzeit kündigen.

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