Hier der Teil meiner Hausarbeit über dieses Thema, der sich mit den Hintergründen beschäftigt. Ich hab versucht das etwas zu entwirren und freue mich, wenn ich anderen damit langwierige Recherche ersparen kann. Natürlich kann man immer noch tiefer gehen, aber es ist immerhin schonmal ein Anfang. Die Quellen wurden alle am 17.01.16 aufgerufen und die angegebenen Quellen hab ich für die ganze Hausarbeit verwendet.

In dem seit 2011 andauernden Bürgerkrieg in Syrien geht es prinzipiell um die Machtverteilung im Land. Der autoritäre Herrscher Bashar Al Assad ist nicht bereit, der syrischen Bevölkerung mehr Rechte und Freiheiten zu gewährleisten. Seit 2011 kämpft das Assad-Regime mit Unterstützung gegen die gesplitterte Opposition, die auch oft international unterstützt wird.

Vorgeschichte Die Familiendynastie der Assads hängt sehr mit der Arabischen Sozialistischen Baath-Partei (Baath=Wiedererweckung) zusammen. Nachdem Syrien nach Ende des 2. Weltkrieges 1946 gegründet wurde, spielte die Baath-Partei zunächst keine große Rolle. Am 8. März 1963 putschte sie sich schließlich an die Macht; Hafez Al Assad wird dadurch Luftwaffenchef und drei Jahre darauf Verteidigungsminister. Die syrische Baath-Partei hat sich dann relativ kurz darauf mit der irakischen Baath-Partei zerstritten, daher ist das Verhältnis zwischen den beiden Nachbarstaaten bis heute sehr angespannt. Hafez Al Assad erlangte 1970 die Macht und wurde 1971 Staatspräsident, da er seine Gegner beseitigte und einen Putsch durchführte. Seinen strategischen Partner hat er im Ostblock gefunden, was auf ähnliche ideologische Grundsätze zurückzuführen ist. Nach seinem Tod 2000 hat Hafez Al Assad´s Sohn Bashar Al Assad die Regierungsgeschäfte übernommen. Syrien ist geprägt von vielen unterschiedlichen ethnischen und religiösen Gruppen, was mit der sehr zentralen Lage im ostasiatischen Raum zusammenhängt. Zu den Ethnien zählen beispielsweise die Kurden im Norden des Landes, die als Angehörige einer „Nation ohne“ Land immer eine Sesshaftwerdung im Blick haben, dann die Beduinen an der Grenze zum Irak, deren Stamm über den Ordnungsstrukturen des Staates steht, und noch die Palästinenser, die unfreiwillig seit der Gründung von Israel im Nahen Osten verteilt sind. Aus dem Islam als religiöse Gruppe haben sich einige Untergruppierungen entwickelt. Die Sunniten und Schiiten trennen sich bei der Frage, wer der rechtmäßige Nachfolger von Mohammed, also der rechtmäßige Kalif, war. Auf der einen Seite sind die zahlenmäßig am stärksten vertretenen Sunniten („Anhänger des Brauchs und der Gemeinschaft“), die bei dem Krieg zwischen den Anhängern Alis, dem vierten Kalifen und verwandtschaftlichen Nachfolger Mohammeds, und denen des späteren fünften Kalifen, Muawiya, auf der Seite von Muawiya standen, und die sich der Mehrheit der Gläubigen in ihren Vorstellungen unterordnen. Auf der anderen Seite sind die Schiiten der Meinung, dass nur Muhammads Verwandte und deren Nachkommen das Anrecht auf das politische Oberhaupt, auf das Amt des Kalifen, haben. Die Schiiten bilden eine Bevölkerungsmehrheit im Iran, Irak, Libanon, Bahrein und Aserbaidschan. Des Weiteren gehören noch die Alawiten in die religiöse Landschaft von Syrien. Ihr gegenüber gibt es einige Ressentiments, da sie beispielsweise eine Geheimreligion sind. Die Situation der zu ca. 12% alawitischen Bevölkerung in Syrien ist besonders speziell, da die Assads zu den Alawiten gehören. Sie haben vielen Alawiten Privilegien und mächtige Positionen gegeben, und damit die ganze Gemeinschaft an sich gebunden, da so die gesamte alawitische Gemeinschaft zum mehr oder weniger intensiv ausgeprägten Feindbild der restlichen Bevölkerung wurde. Beispielsweise wurde das Massaker von Hama, bei dem alawitische Militäreinheiten einen Aufstand der sunnitischen Muslimbrüder mit Zehntausenden Toten niedergeschlagen haben, nie durch die Familie Assad auch nur ansatzweise aufgearbeitet. Viele Alawiten unterstützen daher nur deshalb das Assad-Regime, weil sie sich vor der Rache von konservativen oder radikalen Sunniten fürchten.

Akteure Unter der Opposition gibt es zum einen die Freie Syrische Armee. Die Freie Syrische Armee besteht insbesondere aus übergelaufenen syrischen Soldaten, dann aus vielen Zivilisten, die ihre Heimatorte gegen Assad verteidigen wollen, und aus ausländischen Kämpfern, die aus verschiedenen Gründen in ihr kämpfen. Das einzige politische Interesse der Freien Syrischen Armee sei der Sturz von Bashar Al Assad. Dann wurde im Jahr 2011 die al-Qaida-Regionalorganisation Jabhat al-Nusra („Unterstützerfront“) gegründet. Ihr Ziel ist der Kampf gegen das Assad-Regime, wobei sie mit anderen islamischen Gruppierungen kooperieren. Sie kämpfen jedoch auch gegen den IS, der als weitere Macht 2013 in Syrien auftrat. Sie hoffen, dass sie durch die Beteiligung neue Anhänger anziehen, sowie ihre Macht in Syrien ausbauen können. Eine weitere djihadistische Gruppierung stellt der Islamische Staat dar, der 2013 begonnen hat als im Syrienkonflikt mitzukämpfen. Sein Ziel ist die Eroberung von Territorium, zur Erweiterung des 2014 von Abu Bakr al-Baghdadi ausgerufenen Kalifats. Der IS wird durch ausländische Kämpfer oder auch Geldspenden unterstützt. Insbesondere verdient der IS Geld mit der Erpressung von Schutzgeldern, dem Verkauf von erbeuteten historisch wertvollen Gegenständen oder dem Verkauf von Öl. Das Erstarken dieser radikal islamistischen Gruppen hat auch die Position des Präsidenten Assad gestärkt, der seit 2011 damit argumentiert, dass es sich bei der Opposition um Terroristen handele. Die am 30. September 2015 begonnenen Luftschläge seitens von Russland treiben viele Menschen aus Schutzgründen auch in die Hände dieser radikalen Oppositionsgruppierungen. Auf der anderen Seite stehen regimetreue Anhänger von Bashar Al Assad. Ihr Ziel ist eine Niederschlagung der Opposition, um die Macht des alawitischen autoritären Herrschers Al Assad zu sichern. Unterstützt werden sie unter anderem von Russland, wie eben schon angedeutet. Russland hat aufgrund seines Multiethnizität ebenso wie Syrien ein hohes soziales und sozioökonomisches Spannungspotenzial und ist demnach nicht daran interessiert, dass sich diese gegen die Regierung entlädt. Wenn die Opposition in Syrien erfolgreich wäre, würde sich diese Wahrscheinlichkeit des Widerstandes in Russland erhöhen. Zudem besitzt Russland eine russische Marinebasis in Syrien (bei Tartus), welche aus strategischen Gruppen, es ist Russlands einzige im Mittelmeer, eine wichtige Rolle spielt. Russland, bzw. Putin, versucht zudem über den Konflikt in Syrien aus der internationalen Isolation herauszukommen, und die eigene Verhandlungsbasis bezüglich der Krim-Annexion und des Krieges in der Ostukraine zu stärken. Trotzdem wird Russland nicht alles dafür tun, Assad zu halten, sondern stets nach der günstigsten Kosten-Nutzen-Relation agieren. Die schiitische Hisbollah schützt die Interessen des Iran in Syrien. Das Assad-Regime kann diese Interessen immer noch am besten vertreten, deshalb kämpft sie an der Seite von Assad. Der Iran ist seit Jahrzehnten mit Syrien verbunden, und über Syrien hat er Zugang zum Libanon und der dort von ihm aufgebauten Hisbollah. Der Libanon ist deshalb wichtig, da er direkt an Israel liegt, und Iran so bei einem Angriff von Israel handlungsfähig ist. Das Verhältnis zwischen Iran und Syrien ist seit der Iranischen Revolution von 1979 und der Machtübernahme durch den schiitischen Klerus so schlecht. Es wurden sämtliche diplomatischen Beziehungen abgebrochen, da der Iran Israel den nicht rechtmäßigen Umgang mit den Palästinensern vorwarf. Verliert Iran den Verbündeten Assad in Syrien, ist ebenso die Unterstützung der Schiitenmiliz im Libanon nicht mehr gewährleistet – ihr droht der Untergang. Die Feindschaft zwischen Syrien und dem Irak aufgrund der zerstrittenen Baath-Partei hat sich nach dem Sturz von Saddam Hussein oder der daraus folgenden Annäherung an den Iran gebessert. Präsident al-Maliki versucht zwischen dem von Katar und den Golfstaaten sowie Bashar al Assad angestrebten Kurs in der Arabischen Liga zu vermitteln. Der knapp 250000 Einwohner große Golfstaat Katar hat die Opposition in Syrien bis jetzt mit mehreren Milliarden Dollar unterstützt. Katar verfolgt dabei wirtschaftliche Interessen. Syrien widersetzt sich nämlich dem Bau einer Gaspipeline, die über die Türkei nach Westeuropa gelangen würde. Auch die Türkei hat die Gaspipeline als Grund, gegen das Assad-Regime vorzugehen. Auch wäre eine ideologisch ähnliche sunnitische Regierung gern gesehen. Ein weiterer Grund gegen Assad vorzugehen ist aber auch, dass Syrien den kurdischen Führer Abdullah Öcalan geschützt hat, da er in Syrien eine Zeit lang leben durfte. Die Türkei ist seit langem im Zwiespalt mit denen nach Autonomie strebenden Kurden, von denen ein großer Teil in der Türkei lebt. Trotzdem hat der Bürgerkrieg auch einige negative Auswirkungen für die Türkei. Zum einen ist die eigene Sicherheitslage gefährdet. Angriffe von syrischer Seite aus sind möglich und auch schon passiert. Außerdem ist die Türkei mit einer enormen Anzahl von Flüchtlingen konfrontiert, deren Versorgung langsam an ihre Grenzen stößt. Die hohe Anzahl an Flüchtlingen stößt mittlerweile auch in der türkischen Bevölkerung auf Ablehnung, welche sich nach den Anschlägen in Istanbul im Januar 2016 erhöhen könnte, da der Selbstmordattentäter, der 10 Menschen mit in den Tod riss, als syrischer Flüchtling einreiste. Saudi-Arabien versucht als enger Verbündeter der USA das Assad-Regime zu stürzen und unterstützt die Rebellen dabei finanziell. Saudi-Arabien erhofft sich dadurch eine Schwächung des Iran, da diese beiden Länder erbittert um die Vormachtstellung in der Region konkurrieren. Die USA unterstützen die Rebellen, da sie den Iran aufgrund seines Atomprogramms schwächen wollen. Jedoch ist dieses Argument bald entkräftet, da die Verhandlungen mit dem Iran in den nächsten Tagen so weit sein werden, dass die internationalen Sanktionen aufgehoben werden. USA hat noch ein weiteres Ziel, nämlich die Bekämpfung des Islamischen Staates, der durch terroristische Angriffe im Westen die Sicherheit auch in den USA gefährdet. Europa ist insbesondere an einer Bekämpfung des Islamischen Staates interessiert, da er die Sicherheitslage akut bedroht, wie man besonders an den Anschlägen in Paris im Januar und November 2015 mit insgesamt über 140 Toten, und dem Anschlag in Istanbul im Januar 2016 mit insgesamt zehn Toten erkennen kann. Außerdem gefährdet ein längerer Machtkampf in Damaskus den EU- Mittelmeerdialog führen, der die Grundlage für die Sicherheit der Südost-Flanke der EU darstellt, und ist damit möglichst zu begegnen. Die Nähe zur Türkei macht auch einen Bündnisfall der NATO realistisch, der jedoch mit hohem Aufwand und Problemen verbunden wäre. Darüber hinaus ist die EU aufgrund der Flüchtlingsproblematik an einer Befriedung der Situation interessiert. Die Flüchtlingsströme bringen die EU an ihre Grenzen dessen, was sie leisten kann. Überall in Europa gewinnen rechte Gruppierungen wie Podemos, Front Nacional oder die Afd an Anhängern, was auch mit dem kritisierten Umgang der europäischen Politik bezüglich der Flüchtlinge zusammenhängt. In Deutschland ist das Interesse an einer Stabilisierung der Lage im Nahen Osten ebenfalls sehr groß, da Deutschland ein Ziel für terroristische Aktivitäten ist, sowie die Quote von über einer Million Flüchtlinge 2015 nicht dauerhaft tragen kann. Aus diesen vielen Akteuren mit den unterschiedlichsten Interessenslagen ergeben sich verschiedene Konfliktebenen. Auf der einen Seite stehen die USA, Katar und Saudi-Arabien, die den Iran-Verbündeten Assad stürzen wollen, da ihnen der Iran zu mächtig geworden ist. Sie unterstützen daher die Opposition. Dies ist eine internationale Konfliktebene. Ebenso auf internationaler Ebene verfolgt die USA das Ziel, Russland aus dem Mittleren Osten zu verdrängen. Russland ist aus strategischen Gründen für Assad. Auf nationaler Ebene will die sunnitische Mehrheit die alawitische Minderheitsregierung stürzen; und schließlich ringen Regierung und Opposition um die Macht in Syrien.

Rolle der Medien Ein Problem bei der Medienberichterstattung in Syrien ist, dass die Informationen des Westens hauptsächlich von einem katarischen Sender bezogen werden. Dieser ist jedoch klar parteiisch – Katar möchte das Assad-Regime stürzen, um eine Gas-Pipeline durchzusetzen. Ausländischen Journalisten ist es praktisch unmöglich, selber Bild- und Informationsmaterial zu beschaffen, da die Sicherheitslage so prekär ist. Somit sind westliche Staaten auf eine sehr einseitige Berichterstattung angewiesen, die auch nicht überprüft oder verifiziert werden kann. Im Internet verbreitete Videos von Amateuren sind ebenfalls kaum verlässlich oder verifizierbar. Dies erschwert eine gute und möglichst wahrheitsgemäße Arbeit der Medien. Es ist somit fraglich, inwieweit die Bevölkerung von der tatsächlichen Lage informiert ist.

Quellen http://www.wiwo.de/politik/ausland/aus-der-weiten-welt-interessen-von-israel-und-usa/7130274-4.html http://monde-arabe.arte.tv/de/saudi-arabien-der-ungew%C3%B6hnliche-verb%C3%BCndete/ http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Syrien/gas.html http://www.tagesspiegel.de/politik/konflikt-in-syrien-wie-sich-irak-verhaelt/6209496-6.html http://cms.ifa.de/?id=10203 https://www.tagesschau.de/ausland/iran-syrien-103.html http://www.welt.de/debatte/article113577020/Iran-baut-im-Libanon-Front-gegen-Israel-auf.html https://www.tagesschau.de/ausland/iran-syrien-103.html http://www.n-tv.de/politik/Es-geht-nicht-um-Freundschaft-zu-Assad-article15296906.html https://dgap.org/de/think-tank/publikationen/fuenf-fragen/welche-interessen-verfolgt-russland-syrien http://www.swp-berlin.org/de/publikationen/swp-aktuell-de/swp-aktuell-detail/article/syrische_aufstandsbewegung.html https://www.frieden-fragen.de/entdecken/aktuelle-kriege/syrien/wer-kaempft-in-syrien-gegeneinander.html http://www.bnd.bund.de/DE/Themen/Lagebeitraege/IslamistischerTerrorismus/Unterpunkte/JabhatAlNusra_node.html https://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Syrische_Armee#Entwicklungen_ab_2013 http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/syriens-opposition-vereinbart-8-punkte-plan-in-riad-13957497-p2.html http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-07/syrien-buergerkrieg-rebellen http://www.sueddeutsche.de/politik/syriens-religionen-und-ethnien-von-einer-mixtur-die-toedlich-sein-kann-1.1412323 http://www.bpb.de/apuz/155119/syrien-ein-historischer-ueberblick?p=2 http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-das-verhaeltnis-zwischen-alawiten-und-dem-assad-regime-a-922776.html http://www.fr-online.de/spezials/die-frage-der-nachfolge-mohammeds-trennt-sunniten-und-schiiten,1472610,2701014.html

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